PreisträgerChristian Friedel: Zehn Fakten über den vielseitigen Künstler
Ob im Film "The Zone of Interest", in der Serie "Babylon Berlin", mit seiner Band Woods of Birnam oder im Theater – Christian Friedel ist ein echtes Multitalent und als Schauspieler, Musiker und Regisseur erfolgreich. Am 9. März 1979 wurde er in Magdeburg geboren. Seit über zehn Jahren ist Friedel am Staatsschauspiel Dresden engagiert und machte mit dem Film "The Zone of Interest" an der Seite von Sandra Hüller in diesem Jahr auch in Hollywood von sich Reden. Das Auschwitz-Drama wurde mit zwei Oscars 2024 ausgezeichnet, in der Kategorie bester internationaler Film und bester Ton. Nun wurde Christian Friedel mit dem Kunstpreis der Stadt Dresden 2024 ausgezeichnet. Zehn Fakten, was den Künstler so spannend macht.
1. Christian Friedel ist in seiner Heimat fest verwurzelt
Seine ersten schauspielerischen Schritte machte er am Theater seiner Geburtsstadt Magdeburg. Später studierte Friedel an der Otto Falckenberg Schule München und spielte dann am Bayrischen Staatsschauspiel und an den Münchner Kammerspielen. Nach einer weiteren Station am Schauspiel Hannover wechselte er vor mehr als zehn Jahren ans Staatsschauspiel Dresden, wo er bis heute aktiv ist. Parallel spielt Christian Friedel am Düsseldorfer Schauspielhaus, mit seinen Inszenierungen ist er aber auch für Gastspiele unterwegs, etwa mit seiner Shakespeare-Motiv-Interpretation "Searching for William" im September 2023 in Magdeburg.
2. Gibt auf der Bühne alles
Jede Nuance, jeder Satz, jeder Blick und auch jede Note sowie Pause wirkt, wenn Friedel auf der Theaterbühne steht. Dabei besticht er weniger durch Provokation, Lautheit oder Grenzüberschreitungen. Es ist viel mehr die innere Leidensfähigkeit und mitunter auch Verlorenheit seiner Figuren, die er brillant nach außen zu tragen versteht.
Viele sagen, ich beschädige meine Karriere, weil ich zu viel in verschiedenen Bereichen arbeite. Ich sage, ich bin dadurch aber viel glücklicher, als wenn ich sage, ich bin einfach nur ein Filmstar. Das würde meinem Naturell nicht entsprechen und ich glaube, dass in uns allen viel mehr steckt, als wir zu denken hoffen.
Christian Friedel, Schauspieler, Regisseur, Musiker
3. Macht auch auf dem Regiestuhl eine gute Figur
Neben seiner Arbeit als Schauspieler und Musiker ist Friedel auch als Regisseur aktiv. 2016 feierte "Searching for William" Premiere, das Shakespeare-Texte mit Schauspiel und Musik auslotet und seitdem punktuell aufgeführt wird, dieses Jahr im Rahmen der Kulturarena Jena. Seit 2022 läuft zudem Friedels "Macbeth"-Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden regelmäßig vor ausverkauftem Haus. Es ist eine moderne Interpretation des Stoffes mit Elementen aus Musik und Tanz, die dank ihrer coolen Ästhetik auch viele junge Leute ins Theater lockt.
4. Wagt sich auf der Kinoleinwand an Abgründe
Sein filmischer Durchbruch gelang Christian Friedel mit der Rolle des Lehrers in "Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte" (2009) von Michael Haneke. In "Elser – Er hätte die Welt verändert" (2015) verkörperte er den Hitler-Attentäter Georg Elser. Derzeit ist er im Kino in "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer zu erleben, hier spielt er den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß (mit Sandra Hüller als seine Frau Hedwig an seiner Seite), der mit seiner Familie neben dem KZ ein idyllisches Haus bewohnt und parallel die Massenvernichtung der Juden koordiniert. Der Film über die "Banalität des Bösen" wurde für fünf Oscars nominiert und am 10. März 2024 mit dem Oscar in den Kategorien bester internationaler Film und bester Ton ausgezeichnet.
5. Weiß auch im Fernsehen und in Serien zu überzeugen
Vielen dürfte Christian Friedel als Polizeifotograf Reinhold Gräf aus "Babylon Berlin" bekannt vorkommen. Darüber hinaus war er auch in verschiedenen Tatorten und im Polizeiruf 110 als Gastdarsteller dabei. Im Fernsehfilm "Die Dasslers – Pioniere, Brüder und Rivalen" (2016) verkörperte er Adidas-Gründer Adi Dassler mit hinreißender Leidenschaft für Schuhe und nicht zuletzt ist Friedel mit seiner sympathischen und klugen Art auch ein gern gesehener Interviewgast.
6. Die große Leidenschaft gehört der Musik
Hinter all den Masken und Kostümen, in die Christian Friedel nur zu gern schlüpft, verbirgt sich noch eine ganz andere Seite. Die wird spätestens dann spürbar, wenn er anfängt zu singen. Verletzlich, berührend und immer mit einem Hauch Melancholie erschafft er mit seiner Band Woods of Birnam die Klangwelten seiner Theaterstücke und bindet die Musiker in die Inszenierungen ein. Mit Hilfe der Songs blickt er in die Seelen seiner Figuren mit all ihren Widersprüchen und bringt so zeitgemäß zum Ausdruck, was Worte allein nicht vermögen. Zudem veranstaltet die Band jährlich ihr eigenes Festival "Come to the Woods" in Dresden.
7. Christian Friedel ist ein Multitalent
In "Macbeth" etwa führt Christian Friedel nicht nur Regie, sondern spielt gleichzeitig auch die Hauptrolle des dreistündigen Bühnenwerks. Den Soundtrack dazu hat er mit seiner Band Woods of Birnam ebenso komponiert. Das führt dazu, dass Friedel zwischen seinen langen Monologen auf der Bühne sekundenschnell umswitcht und teils eigene Texte, teils einfühlsam vertonte Shakespeare-Zitate singt. Das muss erstmal jemand nachmachen.
8. Hat ein Herz für Kinder
Schon zu Schulzeiten unterhielt Christian Friedel seine Mitschülerinnen und Mitschüler liebend gern mit Puppentheater. Während des Studiums wirkte er in Kinderhörspielen mit und 2023 übernahm er im Kinder-Hörspiel-Podcast "Figarinos Fahrradladen" von MDR Tweens die Rolle von Will Shakespeare, der im Fahrradladen eine Romeo-und-Julia-Inszenierung zu retten versucht. Was ihm große Freude bereitete, denn, so Friedel, "nachdem ich schon ganz oft in Werken von William Shakespeare mitspielen durfte, war es ganz toll für mich, mal selber Shakespeare zu sein."
9. Engagiert sich für Kunst und Kultur in seiner Heimat
Dresden ist nicht nur die Wahlheimatstadt, sondern auch die musikalische Homebase Christian Friedels. Wenn er nicht gerade auf den roten Teppichen der Welt seine schauspielerische Arbeit präsentiert, grübelt und tüftelt er mit den Woods of Birnam an neuen Songideen und Stoffinterpretationen. Die Stadt Dresden hat ihn kürzlich mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt geehrt.
10. Ist trotz der Erfolge nahbar geblieben
Ob bei den Filmfestspielen in Cannes, beim Internationalen Filmfest in Toronto oder bei der Verleihung des Europäischen Filmpreises – Christian Friedel macht auf dem roten Teppich immer eine gute Figur.
Trotz des Rummels hat der Star aber nie den Boden unter den Füßen verloren. Nach seinem Magdeburg-Gastspiel vergangenes Jahr erfüllte er geduldig alle Autogramm- und Selfiewünsche seiner zahlreichen Fans, riss mit seiner Begeisterung alle mit und genoss es sichtlich, wieder "Zuhause" zu sein.
Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner
Mehr Film und Kino
Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 28. Februar 2024 | 17:40 Uhr