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Suraya Akbari, Homaira Ayubi und Shinkai Kharokhail sind gewählte und legitime Volksvertreterinnen der demokratischen, islamischen Republik Afghanistan, die seit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 nur noch de jure existiert. Als Frauen haben sie es in einer patriarchalen, muslimischen Kultur in hohe politische Ämter geschafft, nur um mitansehen zu müssen, wie ihr Land mit dem Abzug der westlichen Schutztruppen auf einen frauenrechtlichen Nullpunkt zurückgeworfen wurde.

Homaira Ayubi ist ausgebildete Mathematikerin und leitete den Anti-Korruptionsausschuss im afghanischen Parlament. Mit Hilfe einer kalifornischen NGO emigrierte sie mit ihrer Familie nach Kanada.

Wie auch die Frauenbildungsexpertin Shinkai Karokhail, die 2021 als Geflüchtete nach Toronto floh - jene kanadische Großstadt, in welcher sie einige Jahre zuvor als Botschafterin Afghanistans gearbeitet hatte. Kharokail versucht dort, ein Netzwerk afghanischer Politikerinnen zu bilden, als Gegenpol zur Gewaltherrschaft der Taliban in ihrer Heimat.

Suraya Akbari war mit 27 Jahren eine der jüngsten Abgeordneten in Kabuls Parlament. In ihrem Haus traf man sie fast immer in ihrer Bibliothek an, wo sie las und studierte, wenn sie sich nicht gerade dafür einsetzte, den Mädchen aus ihrer Heimatprovinz Paktika den Schulbesuch zu ermöglichen. Mit ihrem neugeborenen Sohn saß sie tagelang auf dem Flughafen von Kabul fest, bevor sie nach Deutschland emigrieren konnte, wo sie nun in einer brandenburgischen Kleinstadt Sprachkurse besucht, mit der Hoffnung eines Tages ihre Studien fortsetzen zu können.

Alle drei Frauen blicken zurück auf Lebensgeschichten, die von Brüchen bestimmt sind - und vom unermüdlichen Streben nach weiblicher Selbstermächtigung gegen die Widrigkeiten afghanischer und internationaler Politik.
Können sie aus dem Exil der Gewaltherrschaft der Taliban in ihrer Heimat etwas entgegensetzen und für eine Demokratie kämpfen, die nicht länger existiert?

* Franziska Dorau
Franziska Dorau, geboren 1979 in Wien, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft in Wien und Paris. Seit 2006 ist sie Kulturredakteurin und Featureautorin des ORF Hörfunks. Ihr besonderes Interesse gilt dem Thema Nationenbildung im postsowjetischen und postkolonialen Raum.