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"Don Giovanni" an der Oper Halle ist ein regelrechtes Gesamtkunstwerk Bildrechte: Tom Schulze

Gesellschaft und TräumeWas kommt im Theater? – Sechs spannende Aufführungen in Halle und Leipzig im März 2023

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

Stand: 17. März 2023, 07:23 Uhr

Die Theater in Leipzig und Halle bieten im März 2023 ein vielfältiges Programm: An der Oper Leipzig gibt es ein Gesamtkunstwerk, in Halle und Leipzig gibt es außergewöhnliches Puppentheater. Das Leipziger Lofft lädt ein, das Land Korea von einer anderen Seite kennenzulernen. In dieser Übersicht finden Sie die Spielplan-Highlights im März.

Für Schauspiel-Fans: "Der Besuch der alten Dame" am Schauspiel Leipzig 

Die tragische Komödie "Der Besuch der alten Dame" ist ein moderner Klassiker der Theaterbühnen: Eine Frau kommt nach Güllen und verspricht finanzielle Unterstützung. Doch damit will sie sich nur für die Schmach rächen, die ihr widerfahren ist, indem sie die Kleinstadtbevölkerung für ihr Geld tanzen lässt. Der erfahrene Theatermacher Nuran David Calis hat die Geschichte geschickt ins Heute geholt, auch weil die Mechanismen in dem Stück (leider) immer noch aktuell sind. Bei ihm ist Güllen ein Ort voller Selbstdarstellerinnen und Selbstdarsteller, die immer am Handy hängen. Was sie dort treiben, wie sie sich informieren und inszenieren, sieht das Publikum über eingeblendete Bildschirme über der Bühne. So kann auch jeder Mensch an die etwas abstruse Geschichte andocken. "Wirklich sehenswert", meint unser Kritiker.  

Weitere Informationen"Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt in der Inszenierung von Nuran David Calis

Adresse:
Schauspiel Leipzig
Bosestraße 1
04109 Leipzig

Dauer: 120 Minuten, keine Pause

Termine:
21. März, 19.30 Uhr

Für Opern-Liebhaber: "Don Giovanni" an der Oper Leipzig 

Es ist eine der beliebtesten Opern der Welt: "Don Giovanni" von Mozart und seinem Dichter Lorenzo Da Ponte. Erzählt wird die Geschichte des Frauenhelden Don Giovanni, vor dessen Liste (die sein Diener Leporello führt) wohl jeder Pick-up-Artist und Flirt-Coach erblassen würde. Doch seine Taten holen ihn ein: Donna Elvira will nicht von ihrem Liebhaber lassen, Donna Anna will sich für den Tod ihres Vaters retten und die junge Zerlina aus einfachen Verhältnissen lässt sich nicht mehr so einfach rumkriegen. Am Ende wird er von seinen Taten verfolgt und in die Hölle gezogen. In Leipzig wird dieser Don Giovanni zum Besitzer eines Mietshauses, das Bühnenbildner Étienne Pluss überwältigend auf die Bühne gebaut hat. Regisseurin Katharina Thoma erzählt die bekannte Geschichte mit Machtmissbrauch in Mietverhältnissen – das passt wunderbar zusammen: "Man könnte denken, Mozart hätte hier an der Inszenierung mitgeschrieben, die in ihrer Ästhetik an Wes Anderson oder Quentin Tarantino erinnert, wie Humor und eindeutige Bilder hier ohne Scheu ins Spiel gebracht werden. Regisseurin Katharina Thoma jongliert mit Original und Interpretation, wie es besser nicht geht", begeistert sich MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky. Die Musik tut ihr Übriges dazu: Die Solistinnen und Solisten überzeugen mit ihren Rollengestaltungen und alles wirkt wie aus einem Guss. 

Weitere Informationen"Don Giovanni"
Dramma giocoso von W.A. Mozart

Adresse:
Opernhaus
Augustusplatz 12
04109 Leipzig

Dauer: 180 Minuten, eine Pause

Termine:
26. März, 17 Uhr

Für Musik-Kenner: "Clara" am Puppentheater Halle 

Sie ist zu einer Galionsfigur für Frauen in der Kunstwelt geworden: Clara Schumann war nämlich mehr als nur die Ehefrau des Leipziger Komponisten Robert Schumann und dafür wurde sie in den vergangenen Jahren immer mehr gefeiert. Sie war zu ihrer Zeit eine gefeierte Pianistin, die den Werken ihres Mannes viel Aufmerksamkeit verschaffte und sie schrieb auch selbst Stücke. Die Inszenierung von "Clara" am Puppentheater Halle spielt am Vorabend des letzten Konzerts der Musikerin, begleitet von ihrer Tochter und dem Konzert-Organisator. Verbitterung ist zu spüren und Clara erinnert sich an die prägenden Männer in ihrem Leben: ihren Vater und ihren Ehemann, die sie immer gefordert haben. Begleitet wird das überzeugende Puppenspiel von der wunderbaren Musikerin Ragna Schirmer, deren Flügel mitten auf der Bühne steht und selbst immer wieder zum Spielort wird. "Das ist dicht, kurzweilig, ein großes Vergnügen, und Ragna Schirmer ist mehr als die Begleiterin des Bühnengeschehens. Ihr Spiel interagiert ebenso mit den Figuren wie sie selbst, sodass sich die Frage stellt, wer hier eigentlich Clara Schumann ist", urteilt Franziska Reif auf dem Portal "Fidena". 

Ragna Schirmer und die Klaviermusik steht im Zentrum des Abends "Clara". Bildrechte: Falk Wenzel

Weitere Informationen"Clara" – Ein Spiel für Ragna Schirmer und Puppen

Adresse:
Puschkinhaus
Kardinal-Albrecht-Straße 6
06108 Halle (Saale)

Dauer: 80 Minuten

Termine:
17. März, 20 Uhr
18. März, 20 Uhr

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Für Experimentierfreudige: "On the other side" am Theater der Jungen Welt Leipzig

Unsere Realität ist bestimmt von Social Media – was wir von der Welt mitkriegen und wie wir auf die Ereignisse blicken, hängt auch von unseren Feeds ab. Doch wer bestimmt über die sogenannten sozialen Medien? Welche Pläne haben die Bosse und haben die bestimmenden Algorithmen nicht inzwischen ein Eigenleben entwickelt? Wirkliche Antworten darauf lassen sich nur schwer geben, aber die Performance "On the other side" von Veravoegelin und Sebastian Ryser am Theater der Jungen Welt sorgen wenigstens für einen eigenen Blick auf die Fragen. Das Publikum teilt sich in diesem theatralen Planspiel in Gruppen, die Posts entwickeln sollen, Trends analysieren oder über Verbreitung bestimmen – also selbst zum Teil des Programms werden, das von außen immer wieder gestört wird. Ein faszinierender Perspektivwechsel. 

Weitere Informationen"On the other side"
Ein interaktives Theaterplanspiel über Radikalisierung im Internet von Veravoegelin und Sebastian Ryser

Adresse:
Theater der Jungen Welt
Lindenauer Markt 21
04177 Leipzig

Termine:
16. März, 19.30 Uhr

Für Tanz-Freunde: "Peer Gynt" an der Oper Halle 

Peer Gynt ist die skandinavische Version des Doktor Faustus – nur mit weniger Wissensdurst und mehr Lust am Abenteuer. Erst sorgt er im heimischen Dorf für viel Durcheinander, bevor er sich auf eine Reise in die Welt aufmacht, einen Pakt mit dem Teufel schließt und doch wieder nach Hause findet. Gerade wegen der berühmten Musik von Edvard Grieg wird die Geschichte gerne auch getanzt auf die Bühne gebracht. An der Oper Halle wird die Compagnie unterstützt vom Puppentheater: "Der überdimensionale Kopf von Peer selbst ist der zentrale Spielort in dieser märchenhaften Bühnenwelt. Wir, das Publikum können somit seine Gedanken sehen und wissen gleichzeitig: Alles, was wir sehen, ist Fantasie, sind die Träume und Albträume des Peer Gynt", so Reinhard Bärenz bei MDR KULTUR. 

 

Für Tanz-Neugierige: "Koreality" am Lofft Leipzig

Immer wieder entstehen effektvolle Bilder bei "Koreality". Bildrechte: bodytalk

"Hallyu" – wer dieses Wort kennt, ist im Leipziger Off-Theater Lofft gut aufgehoben. Das Wort steht für die Koreanische Welle, mit der sich die koreanische (Pop-)Kultur in der ganzen Welt verbreitet: Auf Streaming-Diensten erfreuen sich koreanische Drama-Serien großer Beliebtheit und K-Pop-Bands füllen weltweit Konzertsäle. Auch die Theatergruppe bodytalk aus Münster hat sich mit dem geteilten Land auseinandergesetzt: Sie haben acht Tänzerinnen und Tänzer sowie eine Komponisten in Seoul gecastet und eine Show über die Seele des Landes entwickelt. Mit faszinierender Energie tanzen und singen sie ganz wie im K-Pop auf der Bühne. Doch wenn sie dabei Messer in den Händen halten, geht es plötzlich auch um die Schönheitsindustrie. Leuchtende Elemente erzählen von den zahlreichen Riesenkirchen in Südkorea, die immer mit neonleuchtenden Kreuzen geschmückt sind. Wenn einer der Tänzer in Militär-Outfit auftritt und andere winzige Raketen über die Bühne fliegen lassen, ist auch der Konflikt zwischen Nord und Süd präsent – etwas was Deutschland mit dem asiatischen Land verbindet. Und das Stück "Koreality" bietet auch eine Hoffnung für eine Wiedervereinigung an: die Traditionen von Kultur und Gesang. Ein etwas anderer Blick auf ein populäres Land.

Weitere Informationen"Koreality" von bodytalk

Adresse:
Halle 7
Spinnereistraße 7
Leipzig 04179

Dauer: ungefähr 60 Minuten

Termine:
17. März, 20 Uhr (im Anschluss gibt es eine Karaoke-Party)
18. März, 20 Uhr (ab 16 Uhr gibt es einen Workshop für K-Pop-Tanz, mit Voranmeldung)
19. März, 18 Uhr

Mehr Theater in Halle und Leipzig

Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 08. Februar 2023 | 13:10 Uhr