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Shakespeares "Timon von Athen" in Magdeburg ist eines der Theater Highlights im September. Bildrechte: Katrin Ribbe

EmpfehlungenTheater in Dessau, Magdeburg und der Altmark: Fünf Highlights im September

16. September 2024, 12:56 Uhr

In Sachsen-Anhalt gibt es im September 2024 wieder großes Theater, das Sie nicht verpassen sollten: In Magdeburg wird mit einem Musical eine bipolare Störung nachvollziehbar. In Stendal kommt erschütternde Nachkriegsliteratur auf die Bühne. Und in Dessau wird einerseits ein Opernklassiker auseinandergenommen und andererseits eine Operette ganz klassisch gezeigt. Hier unsere Tipps mit Adressen und Terminen, die monatlich aktualisiert werden, damit Sie kein Highlight verpassen:

von Thilo Sauer, MDR KULTUR

Musical in Magdeburg: "Fast Normal" im Opernhaus

Nur sie kennt ihren erwachsenen Sohn, denn eigentlich hat Diana Goodman ihr Kind schon vor Jahren bei einem Unfall verloren. Das Unglück hat bei ihr eine bipolare Störung ausgelöst und so konnte ihr Junge vor ihren Augen weiterwachsen – als Halluzination. Das Musical "Fast Normal" von Tom Kitt und Brian Yorkey erzählt, wie Diana Goodman im Alltag mit ihrer Erkrankung umgeht, aber auch, wie es ihr Familienleben beeinflusst: Ihr Mann versucht, die Idylle aufrechtzuerhalten und ihre Tochter muss mit einem eingebildeten Bruder konkurrieren.

Die Ausstattung auf der Magdeburger Bühne ist zurückgenommen, das Heim von Diana wird nur mit wenigen Wänden angedeutet. Ihr Sohn bekommt durch die geschickte Beleuchtung tatsächlich eine geisterhafte Aura. Doch vor allem überzeugt das Ensemble, das die komplizierten Gefühle überzeugend und durchaus berührend auf die Bühne bringt.

Szene aus "Fast Normal" am Theater Magdeburg: Auch wenn Diana Goodman in Therapie ist, wird sie von ihrem Sohn begleitet. Bildrechte: Kerstin Schomburg

Weitere Informationen"Fast Normal"
Musical von Tom Kitt und Brian Yorkey

Adresse:
Opernhaus
Universitätsplatz 9
39104 Magdeburg

Dauer: 150 Minuten, eine Pause

Termine:
14. September, 19:30 Uhr
22. September, 16 Uhr

Schauspiel in Magdeburg: Andreas Kriegenburg inszeniert "Timon von Athen"

Im Theater Magdeburg wird jeder Mensch herzlich begrüßt – und zwar durch den Herren selbst: Timon von Athen. Er ist ein reicher Mann, der es liebt, Feste zu feiern und andere an seinem Wohlstand teilhaben zu lassen. Doch obwohl sein Haus immer voll ist, erhält er keine Unterstützung, als er plötzlich vor der Pleite steht. So verwandelt er sich vom Menschenfreund zum Menschenhasser. "Timon von Athen" ist eines der selten gespielten Stücke von William Shakespeare – vermutlich auch, weil es voller Ungereimtheiten steckt und die Meisterschaft anderer Werke vermissen lässt.

Timon von Athen ist ein herzlicher Gastgeber – solange er es sich leisten kann. Andreas Kriegenburg bringt das Stück in Magdeburg neu auf die Bühne. Bildrechte: Katrin Ribbe

Dennoch hat sich Andreas Kriegenburg dieses Stück vorgenommen für seine Rückkehr nach Magdeburg – denn die ersten Schritte vor seinem großen Durchbruch in der Theaterwelt hat der Regisseur an der Elbe gemacht. Kriegenburg inszeniert den Text mit Witz und Selbstironie. So überwindet er auch die Ungereimtheiten, meint der Theaterkritiker Michael Laages bei "nachtkritik": "Auch mit den dramaturgischen Absonderlichkeiten ist dies ein grandioser und explosiver Shakespeare-Abend; Kriegenburg hält ihn mit dem wirklich fabelhaft aufgelegten Magdeburger Ensemble geschickt in der Schwebe zwischen Farce und Furor."

Weitere Informationen"Timon von Athen" von William Shakespeare

Adresse:
Kammer 1
Otto-von-Guericke-Straße 64
39104 Magdeburg

Dauer: 185 Minuten, eine Pause

Termine:
28. September, 19:30 Uhr

Operette in Dessau: "Der Vogelhändler" am Anhaltischen Theater

Am Anhaltischen Theater in Dessau können Operetten-Fans voll auf ihre Kosten kommen: Intendant Johannes Weigand hat "Der Vogelhändler" von Carl Zeller inszeniert und sich dabei ganz auf die klassische Geschichte verlassen. Adam handelt also tatsächlich mit Vögeln und kommt in die Stadt, um seine Christel zu heiraten, die ihr Postgeschäft mit viel Geschick führt. Im Versuch, eine gute Stellung für Adam zu finden, entzweien sich die beiden über vermeintliche Affären mit Menschen, die eigentlich nicht die sind, für die sie sich ausgeben – eben typisch Operette. "Die Inszenierung sitzt so perfekt auf der Musik, dass man nicht vom Wege abkommt, sondern immer auf dem Laufenden bleibt", meint Kritiker Joachim Lange in der "Mitteldeutschen Zeitung" überzeugt von dem Musiktheaterabend.

Die Inszenierung von "Der Vogelhändler" Bildrechte: Claudia Heysel

Weitere Informationen"Der Vogelhändler"
Operette von Carl Zeller

Adresse:
Anhaltisches Theater
Friedensplatz 1a
06844 Dessau-Roßlau

Dauer: 170 Minuten, eine Pause

Termine:
22. September, 17 Uhr
29. September, 16 Uhr

Schauspiel in Stendal: "Das große Heft" am Theater der Altmark

Das war ein kleiner Skandal: Die Premiere von "Das große Heft" in Stendal musste in der vergangenen Spielzeit nach der Hälfte abgebrochen werden, nachdem die Darstellerinnen und Darsteller wegen der Schminke schwere Hautverletzungen erlitten. Nun kann die Inszenierung wieder gezeigt werden. Aber die ist nicht leichter: In ihrem Text erzählt die Autorin Ágota Kristóf von einem Zwillingspaar, das im Krieg bei der Großmutter aufwächst und sich mit "Übungen" für die schweren Zeiten abhärten will. Ein harter Stoff, den Johanna Schall in einer eigenen Fassung auf die Bühne bringt. Über die erste Hälfte schrieb MDR KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling: "Obwohl die Regisseurin und das Ensemble dafür künstlerisch sehr überzeugende, niemals naturalistische Bilder und Formen des Erzählens finden, geht einem das Geschehen an die Nieren."

Szene aus dem Theaterstück "Das große Heft" am Theater der Altmark in Stendal Bildrechte: Nilz Böhme

Weitere Informationen"Das große Heft"
nach Ágota Kristóf

Adresse:
Theater der Altmark Karlstraße 6
39576 Hansestadt Stendal

Dauer: 130 Minuten, eine Pause

Termine:
28. September, 19:30 Uhr

Figurentheater in Dessau: "Der Freischütz" im Alten Theater

Es ist deutsches Kulturgut: Die Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber wird schon nach der Premiere als Nationaloper verehrt, Melodien werden auf den Straßen gesungen und selbst Richard Wagner, der sonst vor allem sich selbst lobte, mochte dieses Stück. Es hat aber auch alles, was von einer deutschen Oper erwartet werden darf: ein dunkler Wald, ein Pakt mit dem Teufel, Jäger und natürlich: Liebe. Max will die schöne Agathe heiraten, aber dafür muss er beim Schießwettbewerb gewinnen. Um seine Chancen zu erhöhen, gießt er Freikugeln, die dank schwarzer Magie nie ihr Ziel verfehlen.

Das Theater-Duo Lehmann und Wenzel arbeitet sich gerne an Klassikern ab und nimmt sie mit viel Humor auseinander. So auch hier: Sie stellen ein kleines Jägerhäuschen auf die Bühne und drapieren Figürchen von Waldtieren darum. Sie spielen Melodien auf einer Ukulele, verfremden die bekannten Melodien. Und sie schaffen eine unheimliche Atmosphäre und brechen sie wieder auf. Das Publikum sollte die Geschichte rund um den "Freischütz" idealerweise kennen, um dem schnellen und gekonnten Spiel der beiden Theaterschaffenden zu folgen. Doch ein kurzer Blick ins Lexikon reicht da schon.

Weitere Informationen"Der Freischütz"
von Lehmann und Wenzel

Adresse:
Altes Theater
Lily-Herking-Platz 1
06844 Dessau-Roßlau

Termine:
21. September, 19 Uhr

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Dieses Thema im Programm:MDR KLASSIK | 30. April 2024 | 18:00 Uhr