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Endlich wieder WGT: Ab Freitag ist Leipzig wieder vier Tage lang Treffpunkt der schwarzen Szene. Bildrechte: MDR JUMP/Jeannine Völkel

29. Wave-Gotik-TreffenWie das WGT 2022 in Leipzig nach der Corona-Pause aussehen soll

03. Juni 2022, 20:56 Uhr

Seit 1992 wird Leipzig um Pfingsten herum in eine ganz eigene, magische Atmosphäre gehüllt. Vier Tage lang bietet das Wave-Gotik-Treffen Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit, aus ihrem Alltag auszubrechen und in eine besondere Welt abzutauchen – mit Konzerten, auf das Publikum zugeschnittenen Führungen, Lesungen und vielem mehr. Was Besucherinnen und Besucher nach zwei Jahren Corona-Pause beim WGT 2022 erwartet.

von Lisa Ehrenburg, MDR KULTUR

Wenn die Straßen bereits am Donnerstag vor Pfingsten schwärzer und schwärzer werden und an allen Ecken und Enden der Stadt WGT-Gäste zu entdecken sind – dieses Gefühl sei durch nichts zu ersetzen, sagt Cornelius Brach, Pressesprecher des Wave-Gotik-Treffens in Leipzig. Ein Funkeln geht durch seine Augen, als er davon spricht, dass es dieses Jahr wieder losgehen kann. Das Wave-Gotik-Treffen ist zurück! Uneingeschränkt und in voller Größe.

Tipps fürs WGT

Jahr um Jahr vereint das WGT Gleichgesinnte der schwarzen Szene aus aller Welt und verwandelt Leipzig in ein paralleles Universum. Dieses Jahr wird das Festival 31 Jahre alt, es findet aber erst zum 29. Mal statt. Grund dafür, wie bei so vielen stillgelegten Kulturveranstaltungen in den vergangenen zwei Jahren: die Corona-Pandemie. Für den Veranstalter des WGT sei es eine schwere Zeit gewesen und dennoch gehe es ihm verhältnismäßig gut, so Brach. In den Jahren vor Corona habe das Festival gut gewirtschaftet und durch die ausgefallenen Veranstaltungen sei ein Großteil der Kosten nicht angefallen. Eine finanzielle Förderung habe man nicht in Anspruch genommen.

Organisation in letzter Minute

Nach zwei Jahren Zwangspause ist das WGT 2022 wieder ein Event im großen Maßstab. Doch die Nachwirkungen von Corona haben auch dieses Jahr für Turbulenzen gesorgt: Lange habe es keine Gewissheit gegeben, in welchem Umfang und unter welchen Auflagen das Festival stattfinden könne, sagt Brach. Erst im März stand fest: Das WGT kann ohne Einschränkungen durchgeführt werden.

Die Veranstalter sahen sich in diesem Jahr mit einigen Bandabsagen konfrontiert. Bildrechte: imago/Seeliger

Das hat die Planung zeitlich nach hinten verschoben: Der Vorverkauf startete später als sonst, die Vorbereitungen waren kurzfristiger und in den letzten Wochen vor dem Festival musste noch einiges geregelt werden. Obendrauf kamen dieses Jahr einige Bandabsagen in letzter Minute. Mehr als sonst, bedauert Cornelius Brach. Für einen großen Teil habe man aber Ersatz gefunden. So stünde auch in diesem Jahr eine große musikalische Vielfalt von Wave und Gothic über Neoklassik bis Postpunk oder Elektro mit rund 200 Bands auf dem Programm. Dadurch schmückten nicht nur "die üblichen Verdächtigen, die man bei allen anderen Festivals sehen kann" das Line-up, sondern auch einige weniger bekannte musikalische Perlen, die es zu entdecken lohne.

Publikum zwischen Erleichterung, Vorfreude und Frust

Dennoch bergen wenig Vorlaufzeit für Reiseplanung – vor allem bei internationalem Publikum – ausgefallene Lieblingsbands und die weiterhin bestehende Sorge, sich in großen Menschenmassen anzustecken, die Gefahr, Besucherinnen und Besucher abzuschrecken. Hinzu kommt der gestiegene finanzielle Aufwand: Nicht nur Reisekosten und Kosten für Unterkünfte sind in letzter Zeit weiter angestiegen, sondern auch der Eintrittspreis. Ein Festivalticket kostet in diesem Jahr 170 Euro, 40 Euro mehr als noch 2019. Grund dafür sei, dass sich auch die Veranstalter des WGT in allen Dienstleistungsbereichen mit Preissteigerungen von rund 30 bis 40 Prozent konfrontiert sähen, erklärt Brach. Das habe es unausweichlich gemacht, die Mehrkosten auch an die Besucherinnen und Besucher weiterzugeben.

In den Kommentarspalten der offiziellen Facebook-Seite des WGT sorgte die Erhöhung des Ticketpreises für Diskussionen. Ein Teil des vom Hin und Her der letzten Jahre frustrierten Publikums reagierte mit Ablehnung. Der größere Teil aber mit Verständnis, Erleichterung und großer Vorfreude, wie Brach erzählt. Vor allem die Stammbesucherinnen und Stammbesucher, die das WGT zum Teil seit seiner Geburtsstunde begleiten, hätten sich begeistert gezeigt.

Viele unserer Gäste sind Stammbesucher, die zum Teil seit über zehn, 20 Jahren zum WGT kommen und gerade diese freuen sich, dass es wieder losgeht in der gewohnten Größe und musikalischen programmatischen Vielfalt.

Cornelius Brach | Pressesprecher des WGT

WGT in gewohnter Größe und Vielfalt

Dafür sprechen auch die Vorverkaufszahlen: Zwei Wochen vor dem Festival seien bereits einige tausend Tickets verkauft worden. Das sei gut, findet Cornelius Brach. Die letzten Wave-Gotik-Treffen verzeichneten um die 20.000 Gäste. Ob die Größenordnung der Vorjahre auch in diesem Jahr erreicht werden kann, wird sich spätestens an der Abendkasse zeigen. Für Spontanentschlossene gebe es dort genug Karten, sagt Brach.

Und viel zu bieten hat das WGT auch dieses Jahr allemal: Für Gäste gibt es neben Konzerten, Lesungen oder Vorträgen wie gewohnt Führungen in Leipziger Museen oder auf dem Südfriedhof und Partys "in den schönsten Clubs der Stadt", schwärmt Cornelius Brach. Aber auch diejenigen, die kein Festivalticket haben, können die Atmosphäre des Wave-Gotik-Treffens genießen – zum Beispiel auf dem Mittelaltermarkt über der Moritzbastei oder im Heidnischen Dorf, die man mit Tagestickets besuchen kann.

Das Viktorianische Picknick lockt jedes Jahr sowohl WGT-Besucher wie auch interessierte Leipzigerinnen und Leipziger in den Clara-Zektin-Park. Bildrechte: MDR JUMP/Jeannine Völkel

Auch das Viktorianische Picknick, das Freitagnachmittag traditionell zum Auftakt des WGT im Clara-Zetkin-Park stattfindet, ist frei zugänglich. In historische Roben gekleidet, treffen sich dort WGT-Gäste und nicht WGTler zum gemeinsamen Picknick. Reichlich Gelegenheit also, sich darüber zu freuen, dass große Veranstaltungen wie das Wave-Gotik-Treffen wieder möglich sind — selbst wenn man sich nur als unbeteiligter Beobachter an den vielfältigen und detailverliebten Kostümen der WGT-Gäste erfreut.

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