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Legalisierung von CannabisHier entstehen die ersten Cannabis Social Clubs

27. April 2023, 17:59 Uhr

Die sogenannten Cannabis Social Clubs dürfen laut Bundesregierung bald ihre Mitglieder mit Cannabis-Produkten versorgen. Die ersten Clubs gründen sich – auch in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Sie berichten von einer hohen Nachfrage.

von MDR

Die Bundesregierung will Cannabis legalisieren – in engen Grenzen. So soll es keinen freien Verkauf in Cannabis-Shops geben, allerdings können sich Konsumenten in "nicht-gewinnorientierten" Vereinen zusammenschließen. Diese sogenannten Cannabis Social Clubs (CSC) sollen ihre mindestens 18 Jahre alten Mitglieder mit Cannabis-Produkten aus eigenem Anbau versorgen dürfen.

Diese Regeln sollen für Cannabis Social Clubs gelten

Die CSC sind auf maximal 500 Mitglieder begrenzt. Jedes Mitglied muss über 18 Jahre alt sein und bekommt vom Club maximal 25 Gramm auf einmal und höchstens 50 Gramm pro Monat (30 Gramm für U-21-Jährige).

Nicht-Mitglieder können kein Cannabis bekommen. Eine Mitgliedschaft in mehreren Vereinen ist verboten. In den Vereinsräumen darf nicht konsumiert werden, auch Alkoholausschank ist verboten. Zudem gilt ein Mindestabstand für die Clubs zu Schulen und Kitas.

Ähnliche Cannabis-Clubs gibt es bereits in Spanien und Malta.

Der Deutsche Hanfverband in Berlin erhält nach eigenen Angaben deshalb eine Fülle von Nachfragen. Deutschlandweit würden sich Leute zusammentun und hätten viele Fragen zur Gründung von Social Clubs.

Wie viele gerade entstehen, kann der Verband nicht verlässlich sagen. "Es ist noch vieles unklar und es gibt auch keine Garantie, dass Social Clubs kommen werden", sagte der Hanfverband-Sprecher und Lobbyist Georg Wurth. Alles hänge davon ab, wann das Gesetz komme und wie die Durchführungsbestimmungen aussehen.

Der Gesetzesentwurf muss zunächst im Bundeskabinett beschlossen werden, danach müssen Bundestag und Bundesrat darüber abstimmen. Der Hanfverband rechnet damit, dass dieser politische Prozess noch rund sechs Monate dauert. Dennoch werden bereits die ersten CSC gegründet, auch in Mitteldeutschland.

Noch keine Vereine in Sachsen aber viele Interessierte

Nach Angaben des CSC in Leipzig entstehen in Sachsen derzeit mindestens neun Social-Clubs: drei in Leipzig, jeweils zwei in Chemnitz und Dresden und je einer in Hoyerswerda und der Erzgebirgsregion.

"Alle sind recht frisch dabei und müssen sich finden. Die Strukturen müssen erst wachsen. Als Verein eingetragen ist noch keiner", sagte der Initiator des Leipziger CSC, Martin Knopke. Einige der Clubs wollen sich als politische Vereine eintragen lassen, andere wollen laut Knopke die gesetzlichen Eckpunkte erfüllen, aber noch abwarten, bis das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis tatsächlich verabschiedet ist.

Auch die Leipziger wollen sich erst einmal als politischer Verein formieren. "So können wir unsere Standpunkte einbringen und konkret mit Politikern sprechen", erklärte Knopke. Noch sei "viel in der Schwebe". Sein Club in Gründung in Leipzig bestehe derzeit aus drei Personen, die täglich drei bis vier Mitgliederanfragen per Mail bekämen.

Tägliche Anfragen an CSC in Thüringen

In Thüringen bereiten sich Konsumenten-Initiativen in mehreren Städten auf die geplante Legalisierung von Marihuana vor. So sollen unter anderem in Nordhausen, Weimar und Suhl/Zella-Mehlis CSCs gegründet werden.

Nach Angaben des Deutschen Hanfverbandes in Thüringen ist der CSC Weimar bereits formal gegründet worden und hat eine Satzung. Landessprecher und Gründungsmitglied Friedemann Söffing sagte, im Moment werde mit sieben bis zehn Mitgliedern gerechnet. Anfragen kämen aber jeden Tag. Der Club in Nordhausen wird nach eigenen Angaben gerade aufgebaut. Ein Gründungsmitglied sagte, bis jetzt gebe es 15 Interessierte, die Mitglieder werden wollten.

Im Moment sind wir sieben bis zehn Leute, mit denen wir klar rechnen können. Anfragen kommen aber jeden Tag.

Friedemann Söffing, Landessprecher Deutschen Hanfverband Thüringen

Hanfverbands-Sprecher Söffing versicherte, noch sei es nicht Zweck der Clubs, Cannabis anzubauen. Das wäre illegal. Es gehe um Austausch, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit. So mache man sich etwa für die Legalisierung von Cannabis stark.

CSC in Magdeburg geplant, keiner im Süden Sachsen-Anhalts

Auf Nachfrage vom MDR SACHSEN-ANHALT teilt der Deutsche Hanfverband, Ortsgruppe Magdeburg mit, einen Cannabis Social Club gründen zu wollen.

Die Vereinssatzung sei schon geschrieben, die Vereinsgründungsversammlung abgehalten, sagt Matthias Redlich, Chef des Hanfverbandes Sachsen-Anhalt. Die Unterlagen zur Prüfung seien nun beim Notar. Der prüfe alle Unterlagen, dann gehen sie zur Eintragung in das Vereinsregister ans Gericht. "Am Ende sind wir ein Verein, der Cannabis an seine Mitglieder abgibt und auf einen kontrollierten Konsum achtet", sagt Riemann, "außerdem sind wir eine politische Interessenvertretung."

Am Ende sind wir ein Verein, der Cannabis an seine Mitglieder abgibt und auf einen kontrollierten Konsum achtet.

Matthias Redlich, Chef des Hanfverbandes Sachsen-Anhalt

Beim Ortsverband Halle-Saalekreis sei dagegen bisher keine Gründung geplant, hieß es auf Nachfrage. Dort sei auch keine Gründung im Süden des Landes bekannt.

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MDR (Kathrin König, Carmen Fiedler, Hannes Leonard, Max Schörm)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN – Das Radio | 27. April 2023 | 12:05 Uhr

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