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ReaktionenKritik und Verständnis für EVG-Streik

12. Mai 2023, 14:59 Uhr

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hat einen 50 Stunden langen Warnstreik angekündigt, von Sonntagabend bis Mittwochfrüh, deutschlandweit. Es wäre der dritte und längste im Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und anderen Bahn-Unternehmen dieses Jahr. Hat die Bevölkerung dafür noch Verständnis? Und was sagt die EVG?

Auf der Straße in Leipzig sind die Reaktionen gemischt: "Unverschämt!", sagt jemand dazu: "Die verdienen doch nun alle genug oder nicht?" Und eine andere Stimme: "Die suchen sich jetzt halt Punkte aus, die weh tun und das finde ich angemessen." Eine weitere Reaktion auf der Straße: "Die Inflation ist nunmal was, was man nicht leugnen kann. Deshalb kann ich es verstehen."

Während eine gegenteilige Meinung über den neuen Streik lautet: "Also ich habe begrenztes Verständnis dafür. Weil ich die Häufigkeit mittlerweile echt nervig finde" – und die Konsequenzen einfach zu weitreichend seien.

Was die EVG dazu sagt

Die Eisenbahn-und Verkehrsgewerkschaft fordert für alle Angestellten im Eisenbahn- und Busbereich mindestens 650 Euro mehr im Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und speziell bei der bundeseigenen Deutschen Bahn, dass der vereinbarte Mindestlohn gezahlt wird.

Da sich das nur durch einen Streik ändern lässt, ist das notwendig und insofern hoffen wir auf das Verständnis der Reisenden.

Uwe Reitz, EVG-Sprecher für Tarifpolitik

Mit einem neuen, noch größeren Warnstreik von Sonntagabend 22 Uhr bis in die Nacht von Dienstag auf Mittwoch müssen sich viele Menschen, die mit der Bahn fahren wollten, nach Alternativen umtun. Denn betroffen sind jetzt fast alle rund 50 Bahn-Anbieter in Deutschland.

Verlieren die Fahrgäste beim mittlerweile dritten Streik in diesem Jahr die Geduld? "Ich hoffe nicht", sagt Uwe Reitz, Sprecher für Tarifpolitik bei der EVG: "Wir wissen, dass es für Belastungen bei den Reisenden sorgt. Wir hoffen aber und gehen davon aus, dass man Verständnis dafür hat, dass wir uns für unsere Kolleginnen und Kollegen einsetzen", sagte er MDR AKTUELL.

Demnach würden die bislang vorliegenden Angebote der Bahn dafür sorgen, dass, wer im Unternehmen schon schlecht bezahlt werde, nicht die volle auszuhandelnde Lohnerhöhung bekommen solle. "Das halten wir für ungerecht", sagte Reitz weiter: "Und da sich das nur durch einen Streik ändern lässt, ist das notwendig und insofern hoffen wir auf das Verständnis."

Fahrgastverband empfiehlt Schlichtung

Kritik an dem Warnstreik kommt indes auch vom Fahrgastverband "Pro Bahn". Er habe für die Zukunft eine eher düstere Prognose, meinte der Sprecher von "Pro Bahn" Mitteldeutschland, Lukas Iffländer. Er fürchtet, "dass wir langsam bei dem Punkt sind, wo wir ernsthaft riskieren, dass Fahrgäste dauerhaft abspringen". Er forderte EVG und Bahn auf, "schnell zu einer Schlichtung" zu kommen und sich externe Hilfe zu holen: Man glaube nicht mehr, dass "diese beiden Organisationen" es hinbekommen.

Wir glauben nicht mehr, dass diese beiden Organisationen es gemeinsam hinbekommen, sich zu einigen.

Lukas Iffländer, Sprecher "Pro Bahn" über die Tarifparteien

Nach Einschätzung von Michael Dreier, Rechtsanwalt und Experte für Tarifkonflikte, kommt es auch immer darauf an, was die Verhandlungsparteien nach außen kommunizieren. Es sei "natürlich wichtig zu erklären, was man tut als Tarifpartei. Auf der anderen Seite kann natürlich auch eine Gewerkschaft nicht nur mit der öffentlichen Stimmung agieren", denn sie müsse ja ganz bestimmte Ziele erreichen. Die EVG hofft nach den Worten von Sprecher Reitz, dass das Signal mit dem großen Warnstreik verstanden werde.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 12. Mai 2023 | 06:06 Uhr

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