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Eine Pflegefamilie - zurzeit fehlen bundesweit 4.000 Pflegeeltern. Bildrechte: picture alliance/dpa | Oliver Berg

SozialwesenEs gibt zu wenige Pflegeeltern für immer mehr Pflegekinder

05. April 2024, 09:31 Uhr

Der Jugendschutz nimmt immer mehr Minderjährige in Obhut und auch immer mehr minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung müssen versorgt werden. Kathrin Kube, Vorsitzende beim Landesverband für Pflege- und Adoptiveltern in Sachsen-Anhalt sagte MDR AKTUELL, dass es vor allem an Bereitschaftspflege mangele, also Eltern, die spontan und kurzfristig Kinder aufnehmen können. Das ließe sich auf finanzielle Gründe zurückführen, wie das von der Regierung noch nicht umgesetzte Elterngeld für Pflegeeltern.

Etwa 4.000 Pflegefamilien fehlen bundesweit, schätzt die Vorsitzende des Bundesverbands der Pflege- und Adoptivfamilien, Ulrike Schulz. Alle Kommunen seien auf der Suche. "Zum einen steigen die Inobhutnahme-Zahlen also auch durch die Zunahme der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, aber vor allem auch, weil die dringenden Kindeswohlgefährdungen zunehmen und die Jugendhilfe damit gut zu tun hat, Kinder in Obhut zu nehmen."

Für den Raum Leipzig schildert Josh Stockmann das Problem. Sie ist Vorsitzende bei Kindernest, einem Verein für Pflegefamilien in der Gegend. Hier würden unter anderem deshalb mehr Kinder aus den Familien entnommen, weil der Konsum harter Drogen steige. "Gerade in Sachsen haben wir ein ganz großes Crystal-Meth-Thema. Die Alkoholproblematik ist nach wie vor da – also wenn die Mutter in der Schwangerschaft trinkt, da wird noch zu wenig Aufklärung geleistet. Es ist aber auch oftmals die Überforderung der Eltern. Dazu kommen immer mehr psychische Diagnosen der Kindeseltern."

Es gibt zu wenige Familien für die kurzfristige Pflege

Kathrin Kube, Vorsitzende beim Landesverband für Pflege- und Adoptiveltern in Sachsen-Anhalt sagt, es fehle vor allem an Eltern für die spontane und kurzzeitige Pflege. "Die Bereitschaftspflege, die werden in allen Landkreisen dringend gesucht. Weil wir keine mehr haben."

Alle drei Verbandssprecherinnen sind sich einig: Vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen müssten besser sein. Die sind von Bundesland zu Bundesland, von Kommune zu Kommune unterschiedlich - ein Flickenteppich, in dem manche Landkreise wenig zahlen, andere mehr, sagt Kube.

Als gutes Beispiel nennt Kube Wittenberg, wo nur 17 Prozent der ganz kleinen Pflegekinder in Heimen untergebracht sind. "Das ist einfach auch ein Zeichen, dass die bemüht sind, die Kinder von null bis sechs alle in einer Pflegefamilie unterzubringen. Und das hat was mit Beihilfen zu tun, die noch zusätzlich gezahlt werden, zu dem Pflegegeld, was ja Pflegefamilien bekommen. Und ob der Landkreis dann auch Elterngeld zahlt."

Die einstimmige Forderung aus allen drei Verbänden lautet deshalb: Alle Pflegeeltern müssen Elterngeld bekommen, und zwar vom Bund. Außerdem sind Pflegeeltern nicht renten- oder krankenversichert, auch das müsste sich ändern, so Kube. Zumindest das Elterngeld für Pflegeeltern hat sich die Ampel sogar in den Koalitionsvertrag geschrieben – passiert ist bisher aber nichts.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 05. April 2024 | 06:53 Uhr

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