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Dicke Winterjacken sollten beim Autofahren lieber ausgezogen werden. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

VerletzungsgefahrWinterkleidung kann Fahrsicherheit im Auto gefährden

10. Dezember 2023, 13:00 Uhr

Dicke Wintersachen können beim Autofahren gefährlich werden, weil der Gurt nicht mehr eng genug sitzt. Deshalb sollte die dicke Winterjacke auch bei Kälte im Auto ausgezogen werden. Auch dicke Winterschuhe können die Unfallgefahr erhöhen.

Draußen ist es eisig, drinnen ist es eisig und bis das Auto warm geworden ist, fährt man einfach schon mal los. Doch so, wie Flip-Flops die Sicherheit beim Fahren gefährden können, können das Wintersachen auch. Das hat der ADAC getestet.

Melanie Mikulla vom ADAC berichtet: "Wir haben sowohl einen Erwachsenen-Dummy als auch einen Kinder-Dummy genommen, den Dummys eine Winterjacke angezogen und sie auf einem Sitz beziehungsweise Kindersitz angegurtet. Dieser Schlitten ist dann mit etwa 16 km/h abrupt gestoppt worden – im Endeffekt wie ein Auffahrunfall im Stadtverkehr und daraus konnten wir dann Resultate ziehen. Der Dummy misst, wie stark die Belastung auf den Körper ist."

Das Ergebnis: Das quer liegende Gurtband, was eigentlich eng an der Hüfte oder bei Kindern gar auf den Oberschenkeln liegen sollte, schneidet sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern in den Bauchraum. "Das kann zu schwerwiegenden Verletzungen der inneren Weichteile führen, wie zum Beispiel des Darms, der Leber oder der Milz. Es kann sogar zu inneren Blutungen kommen", sagt Mikulla.

Der Grund: Durch die dicke Jacke ist zwischen Körper und Gurt zu viel Luft und damit zu viel Spielraum, sodass der Gurt bei einem Unfall nach oben verrutschen kann, bevor die Automatik greift.

Brustkorb durch dicke Jacken verletzlicher

Auch bei jenem Gurtteil, das über der Brust gespannt ist, führt die Luft zwischen Körper und Gurt dazu, dass man einige Millisekunden mit der gleichen Geschwindigkeit weiterfährt, weil der Automatikgurt nicht sofort erkennt, dass es zum Unfall kommt.

So erklärt es Unfallforscher Siegfried Brockmann: "Das hängt damit zusammen, dass der Gurt selber eine sogenannte Längung hat. Das heißt, der muss nachgeben, sonst könnte man auch eine Eisenstange davor spannen. Das tut man deswegen nicht, weil der Brustkorb sehr empfindlich ist, gerade bei älteren Menschen. Der Gurt gibt nach und der Airbag fängt auf. Wir haben da schon nicht so wahnsinnig viel Platz."

Wenn dann noch eine dicke Winterjacke dazwischen ist, erklärt Brockmann, passiert folgendes: "Der Automatikgurt muss in seine Sperrung laufen. Das heißt, der merkt das erst ein bisschen später, weil der Widerstand noch nicht groß genug ist."

Die Winterjacke sollte also ausgezogen werden. Im Pulli ist es ungefährlich. Für Kinder gilt: Jacke aus, ordentlich anschnallen und dann gegebenenfalls mit zudecken.

Gefahren auch durch unsicheres Schuhwerk

Doch auch Schal, Mütze, Handschuhe und dicke Boots können die Fahrsicherheit beeinträchtigen. Wenn nachgewiesen werden kann, dass durch falsche Schuhe ein Unfall verursacht wurde, kann das sogar Konsequenzen haben. Melanie Mikulla vom ADAC dazu: "Wenn es ein Blechschaden ist und sich am Ende herausstellt, dass der mit dem richtigen Schuhwerk vermeidbar gewesen wäre, dann ist es natürlich ärgerlich, wenn am Ende die Versicherung sagt: Das zahlen wir nicht, hätten Sie sich mal ordentliches Schuhwerk angezogen."

Letztlich geht es um die Sicherheit – der eigenen und die der anderen. Denn bei Unfällen, bei denen Menschen zu Schaden kommen, stellen sich nicht mehr nur Versicherungsfragen. Im Zweifel geht es dann um strafrechtliche Ermittlungen. Gerade bei winterlichen Straßenverhältnissen, sollte man also das tun, was man kann, damit am Ende alle sicher ankommen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 09. Dezember 2023 | 20:47 Uhr