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Für Kinder gibt es Nahrungsergänzungsmittel beispielsweise in Form von Vitamin-Gummibärchen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

ErnährungNahrungsergänzungsmittel können Kindern schaden

29. November 2023, 07:10 Uhr

Mehr als 15 Prozent der 12- bis 17-Jährigen bekommen von ihren Eltern Nahrungsergänzungsmittel, also Vitamine oder Mineralien. Das zeigt eine Ernährungs-Studie vom Robert Koch-Institut. Auch noch jüngere Kinder werden von den Herstellern von Nahrungsergänzungsmitteln ins Visier genommen. Zum Beispiel mit Fruchtriegeln oder Vitamin-Gummibärchen. Dabei brauchen gesunde Kinder und Jugendliche solche Präparate überhaupt nicht – im Gegenteil. Sie können sogar schaden.

Fünfmal am Tag Obst und Gemüse – so lautet die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Wenn das tatsächlich eingehalten wird, dann ist – gerade bei gesunden Kindern und Jugendlichen – kein Mangel an Vitaminen oder Mineralien zu befürchten. Aber warum finden die Nahrungsergänzungsprodukte trotzdem reißenden Absatz?

Uta Viertel von der Verbraucherzentrale Sachsen sagt: "Eltern wünschen sich vielleicht eine bessere Leistung ihres Kindes, vielleicht wünschen sie sich auch, dass sich das Kind leichter konzentrieren oder den Herausforderungen des Alltags besser begegnen kann." All das suggerierten Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln beispielsweise in der Werbung. Eltern sollten sich davon aber nichts vormachen lassen. "Für ein gesundes Heranwachsen braucht man nämlich keine Nahrungsergänzungsmittel, sondern eine gute, ausgewogene Ernährung, die abwechslungsreich ist", so Viertel.

Viele Präparate sind überdosiert

Die Ernährungswissenschaftlerin Marlene Rechtsteiner von der Uni-Kinderklinik Halle weist darauf hin, dass die zusätzliche Gabe von Vitaminen oder Mineralien sogar schaden könnte. "Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass Nahrungsergänzungsmittel, auch wenn sie explizit für Kinder gedacht sind, oft überdosiert sind." Viel helfe hier aber eben nicht viel. Eine Überdosierung von Vitaminen und Mineralstoffen könne auf Dauer zu Magen-Darm-Beschwerden oder Kopfschmerzen führen – bis hin zu irreversiblen Schäden beispielsweise an den Nieren, erklärt Rechtsteiner.

Die Verbraucherzentralen haben da unter anderem sogenannte Kinder-Vitamin-Gummibärchen im Blick, so Verbraucherschützerin Uta Viertel: "Diese Gummibärchen sind Geldschneiderei und ich halte die sogar für gefährlich, weil da eine Verwechslungsgefahr mit ganz normalen Süßigkeiten passieren kann." Nahrungsergänzungsmittel seien ganz besondere Nahrungsmittel. Sie fielen zwar unter die Rubrik Lebensmittel, seien aber oft "hochaufkonzentrierte" Präparate.

Nahrungsergänzungsmittel nur bei Mangelerscheinungen sinnvoll

Gesunde Kinder und Jugendliche brauchen keine zusätzlichen Vitamine oder Mineralien. Nur, wenn tatsächlich ein Mangel vorliegt, muss ergänzt werden. Ein Mangel kann auftreten unter anderem bei Resorptionsstörungen oder bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen – etwa bei einer Zöliakie, sagt Marlene Rechtsteiner von der Uni-Kinderklinik Halle.

Wenn Mangelerscheinungen wie zum Beispiel eine erhöhte Infektanfälligkeit, andauernde Müdigkeit, rissige Haut oder brüchige Nägel aufträten, sollte man laut Rechtsteiner immer zuerst zum Kinderarzt beziehungsweise zur Kinderärztin gehen. Auf deren Rat sollte man handeln, sie würden bei Bedarf ein Blutbild veranlassen.

Obst und Gemüse, Nüsse, Vollkornprodukte, Bewegung an der frischen Luft – all das reicht aus, um gesunde Kinder und Jugendliche ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen zu versorgen. Teure Nahrungsergänzungsmittel sind unnötig – ihr Nutzen ist nicht erwiesen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. November 2023 | 06:52 Uhr

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