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Aktivistinnen und Aktivisten gehen heute für den Klimaschutz auf die Straße, für die Mehrheit der MDRfragt-Teilnehmenden ist das jedoch derzeit nachrangig. Bildrechte: IMAGO/aal.photo

MDRfragtZwei Drittel halten Klimastreiks aktuell für unangemessen

23. September 2022, 05:00 Uhr

Am Freitag hat Fridays For Future wieder zum globalen Klimastreik aufgerufen. Zwei Drittel der MDRfragt-Teilnehmenden finden das jedoch angesichts von Energiekrise, Preissteigerungen und Ukrainekrieg weder angemessen noch notwendig. Vielen konkreten Forderungen der Klimaaktivistinnen und -aktivisten, wie zum Beispiel den besseren Ausbau des Nah- und Fernverkehrs, stimmen die meisten jedoch zu. Das zeigt die Befragung von MDRfragt mit rund 27.000 Teilnehmenden aus ganz Mitteldeutschland.

von MDRfragt-Redaktionsteam

Angesichts der aktuellen Situation sehen rund zwei Drittel der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, die Klimastreiks aktuell weder als angemessen noch als notwendig an. Knapp ein Drittel schätzt das dagegen anders ein.

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Warum sie kein Verständnis für die Streiks haben, erklären die MDRfragt-Teilnehmenden in den Kommentaren:

Die aktuelle Lebenssituation von uns Deutschen und der drohende Wohlstandsverlust mit den extremen Verwerfungen im sozialen System sind aktuell viel wichtiger als die Klimastreiks.

Tobias B., 51 Jahre, Saalekreis

Ich mache mir Sorgen, wie ich den kommenden Winter überstehe und wovon ich noch leben soll... Die Klimastreiks sind ein Treffen der Luxusmenschen.

Ines I., 62 Jahre, Erzgebirgskreis

Absoluter Blödsinn von rebellierenden Teenagern. Klar sollten wir uns um unsere Umwelt kümmern, aber wenn man sich anschaut, was da eigentlich gefordert wird und auf welche Art und Weise muss man sich da klar von distanzieren.

Magnus W., 20 Jahre, Unstrut-Hainich-Kreis

Es gibt auch aber auch Befragungsteilnehmende, die die Streiks befürworten:

Wenn für Waffen und Kriegsmaterial bzw. für einen unsinnigen Krieg Mittel und Geld aufgewendet werden, dann ist der Kampf für Klimaschutz umso wichtiger.

Anneliese K., 75 Jahre, Gera

Gerade unter der momentanen Bundesregierung, welche alle Klimavereinbarungen negiert, ist es wichtig, auf die Straße zu gehen.

Markus T., 57 Jahre, Erfurt

Ein Problem (Energiekrise) kann ein anderes (Klimakrise) nur bedingt überschatten. Letzteres wird uns massiv einholen – ganz egal, was wir während der nächsten Jahre noch an Krisen zu bewältigen haben.

Jonas L., 33 Jahre, Dresden

Geteilte Meinung zu grundsätzlichem Streikanliegen

Im Fokus der Demonstrationen am Freitag stehen Forderungen nach konsequentem Klimaschutz und mehr sozialer und globaler Gerechtigkeit. Die MDRfragt-Gemeinschaft ist geteilter Meinung, was dieses übergeordnete Thema angeht: So lehnt die Hälfte das Ansinnen ab – nur etwas weniger befürwortet es jedoch.

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Aber deutliche Zustimmung zu konkreten Forderungen

Bei vielen Forderungen, für die sich die Organisatorinnen und Organisatoren der Klimastreiks einsetzen, geht die deutliche Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder jedoch mit:

  • Fast alle – 93 Prozent – sprechen sich dafür aus, den Nah- und Fernverkehr auszubauen und attraktiver zu machen.
  • Rund drei Viertel würden es begrüßen, wenn Subventionen von Dienstwagen abgeschafft würden.
  • Mehr als zwei Drittel befürworten einen schnelleren und konsequenteren Ausbau erneuerbarer Energien.
  • Knapp zwei Drittel würden ein Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen begrüßen.

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70 Prozent zweifeln an Vereinbarkeit von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit

Neben den Forderungen zum Klimaschutz – wie dem Ausstieg aus Kohlekraft oder dem Ende für klimaschädliche Subventionen – soll bei den Demonstrationen auch an die Bundesregierung appelliert werden, in der Energiekrise Menschen mit niedrigem Einkommen stärker finanziell zu entlasten. Mehr als zwei Drittel der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, glauben nicht, dass es aktuell gelingen kann, Klimaschutzmaßnahmen und soziale Gerechtigkeit in Deutschland zu vereinbaren. Ein Viertel ist dagegen schon der Ansicht, dass das möglich ist.

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Mehrheit hat kein Verständnis für Fridays for Future

Der Klimastreik wird von der Fridays-for-Future-Bewegung organisiert, die von Schülerinnen und Schülern ausging und sich hauptsächlich für Klimaschutz-Themen einsetzt. Knapp zwei Drittel der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer haben kein Verständnis für die Bewegung. Rund ein Drittel bringt dagegen Verständnis auf.

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Was sie an Fridays for Future kritisieren, schreiben die Befragungsteilnehmenden in den Kommentaren:

Eine realitätsferne, unter Helikoptermüttern aufgewachsene Generation hat sich ein Thema gesucht, um die arbeitenden Menschen um ihr bisschen erarbeiteten Wohlstand zu bringen.

Frank R., 55 Jahre, Greiz

Diese jungen Menschen sollten erstmal ihre Schule beenden und den Klimaschutz nicht zum Schule schwänzen missbrauchen. Wenn dann etwas zum Klimaschutz beitragen wollen, ist das in Ordnung. Sie müssen den Erwachsenen nicht das Leben erklären.

Lars S., 51 Jahre, Harz

In den Kommentaren drücken die MDRfragt-Teilnehmenden aber auch ihre Unterstützung für die Bewegung aus:

Unsere Gesellschaft ist den jungen Klimaaktivistinnen und -aktivisten zu großem Dank verpflichtet. Darum mein ganz persönliches: Danke, Fridays for Future!

Fabian G., 45 Jahre, Anhalt-Bitterfeld

Bestraft nicht die Jugendlichen, wenn sie statt zur Schule zur Klima-Demo gehen, sondern geht als Lehrende, Pädagoginnen und Pädagogen und Familien mit!

Andrea K., 49 Jahre, Gera

Mehrheit findet es nachvollziehbar, dass sich die Jugend für das Thema Klimaschutz einsetzt

Bei Fridays for Future engagieren sich vor allem junge Menschen für den Klimaschutz - auch, weil sie damit ihre eigene Zukunft stärker gestalten wollen. Dafür haben 62 Prozent Verständnis. Gut ein Drittel findet es dagegen nicht nachvollziehbar.

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Über diese BefragungDie Befragung vom 16.- 20.09.2022 stand unter der Überschrift:
Klimastreik - jetzt nicht oder jetzt erst recht?

Insgesamt sind bei MDRfragt 62.480 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 20.09.2022, 11 Uhr).

27.300 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 367 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.110 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 11.641 Teilnehmende
65+: 11.182 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 14.346 (53 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.553 (24 Prozent)
Thüringen: 6.401 (23 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 11.646 (43 Prozent)
Männlich: 15.591 (57 Prozent)
Divers: 63 (0,02 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 23. September 2022 | 21:45 Uhr