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Von der aktuellen Krise am Bau sind Hersteller verschiedenster Baustoffmaterialien betroffen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

AuftragseinbrücheBaukrise weitet sich auf Baustoffhersteller aus

31. August 2023, 07:20 Uhr

Die Krise am Bau breitet sich zunehmend auch auf Baustoffhersteller und –Händler aus. Die gesamte Branche verzeichnet Auftragseinbrüche um 30 Prozent. Dadurch können Wohnungen nur langsamer gebaut werden.

Der Einbruch sei plötzlich und heftig gekommen, sagt Holger Arnold. Der Juni sei noch ein ganz normaler Monat gewesen, meint der Geschäftsführer der Amroc Baustoffe GmbH in Magdeburg. Doch dann sei die Zahl der neuen Aufträge um 50 Prozent eingebrochen.

Es gebe keine neuen Hochbauprojekte. Außerdem: "Durch die hohe Nachfrage im letzten Jahr und die schlechte Verfügbarkeit von Baumaterialien haben sich alle Händler die Lager gefüllt. Jetzt wird das nicht mehr verkauft, sondern die Lager liegen voll. Deshalb kommt bei uns kein Auftrag mehr an, sondern man versucht die Lager leerzumachen. Beim Handel und bei den Verarbeitern", sagt Arnold.

Amroc stellt vor allem Bauplatten her, zum Beispiel Zementspanplatten für Häuserfassaden. So stark wie die jetzige Krise seien selbst die Folgen der Coronapandemie nicht gewesen, meint der Chef Holger Arnold. Die Lage sei vergleichbar mit der zur Wirtschaftskrise 2008: "Ein Teil der Produktion ist bereits in Kurzarbeit. Wir denken auch, dass wir jeden Monat mindestens eine Woche Kurzarbeit machen werden, weil im Moment ist noch nicht abzusehen, dass die Nachfrage wieder ansteigt."

Auftragseinbrüche von 30 Prozent

Auch andere Baustoffhersteller kämpfen zurzeit gegen die Krise. Dachziegelhersteller wie Wienerberger oder Creaton zum Beispiel haben in mehreren Werken die Produktion eingestellt. Darunter sind auch Werke in Mitteldeutschland.

Die gesamte Branche der Baustoffhersteller habe Auftragseinbrüche von 30 Prozent zu verzeichnen, erklärt Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Baustoffe - Steine und Erden. Besonders brisant ist die Lage laut Frederichs im Wohnungsbau, also Sektoren wie Ziegel oder Kalksandstein.

Aber auch andere Sektoren seien betroffen: "Auch im Ausbau, Fliese oder Gips haben wir Produktionsrückgänge von 20 oder 40 Prozent im Juni verzeichnet. Da ist die Wohnungsbaukrise am deutlichsten und die Baukrise kommt natürlich zur absoluten Unzeit. Es gibt einen hohen Bedarf an Wohnraum und der Gebäudesektor steht in der Pflicht, seine Klimaziele zu erreichen. Insofern ist es eine schwierige Zeit", sagt Frederichs.

Wohnungsbaugipfel Ende September in Berlin

Auch andere Branchen trifft die Baukrise, wie die vielen Groß- und Außenhändler, die Baustoffe kaufen und verkaufen. Der Umsatz in dieser Branche sei seit Jahresbeginn um 16 Prozent zurückgegangen, sagt Michael Hölker, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Deutscher Baustoff Fachhandel: "Wir haben vor allem Einstellungsstopps. Wir warten sehnlichst darauf, dass die Politik gegensteuert. Gerade vor dem Hintergrund, dass wir Wohnungen brauchen."

Ende September treffen sich Wirtschaft und Politik zum Wohnungsbaugipfel im Kanzleramt. Die Verbände fordern Programme, die den Firmen helfen, unter anderem mit zinsvergünstigten Darlehen oder Steueranreizen. Gelingt das, dann hofft Holger Arnold von der Firma Amroc in Magdeburg, dass sich bis zum kommenden Frühling die Auftragslage wieder erholen kann.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. August 2023 | 06:05 Uhr