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mdrFRAGT - Das Meinungsbarometer für MitteldeutschlandMitteldeutschland: Große Zustimmung für Abschottungsmaßnahmen gegen Coronavirus

17. März 2020, 05:00 Uhr

Coronavirus: Alltag oder Ausnahmezustand? - ist das Thema der aktuellen Blitzbefragung von mdrFRAGT. Die große Mehrheit der mehr als 11.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sieht die strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus als gerechtfertigt an.

Die Menschen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sehen die Abschottungsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus als gerechtfertigt an. Das ergab eine aktuelle Blitzbefragung des MDR-Meinungsbarometers. Demnach finden es derzeit 82 Prozent richtig, Ein- und Ausreiseverbote für Länder zu verhängen, 97 Prozent sprechen sich für Quarantänemaßnahmen von Betroffenen und deren Kontaktpersonen aus. Mehr als zwei Drittel und damit ein überwiegender Teil der Befragten befürwortet die Schließung von Schulen, Kitas, Restaurants und nicht lebensnotwendigen Geschäften. Fast alle Teilnehmer halten die Absage von Großveranstaltungen als eine richtige Maßnahme im Kampf gegen die Verbreitung des Virus.

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Sorge vor dem Coronavirus steigt

Die Menschen in den drei mitteldeutschen Bundesländern haben zudem laut MDR-Meinungsbarometer immer mehr Angst vor dem Coronavirus und dessen Auswirkungen. Mehr als jeder zweite Befragte der mdrFRAGT-Gemeinschaft äußerte große beziehungsweise sehr große Sorge darüber, dass sich das Virus in der Region ausbreitet. Das sind fast doppelt so viele wie noch vor zwei Wochen. 42 Prozent der Befragten haben außerdem Angst vor einer eigenen Ansteckung, zuvor waren es noch 24 Prozent.

Stärkere Konsequenzen für Alltag

Aufgrund der Corona-Ausbreitung ziehen die Befragten auch stärkere Konsequenzen in ihrem täglichen Leben und achten auf Schutzmaßnahmen. Mit 91 Prozent gaben fast alle an, sich jetzt vermehrt die Hände zu waschen, 87 Prozent besuchen keine Veranstaltungen mehr und 79 Prozent halten Abstand zu anderen Personen. Jeder Vierte bevorratet sich aktuell mit Lebensmitteln. Das spielte vor zwei Woche noch kaum eine Rolle.

Die Ergebnisse im Detail

Das Coronavirus bereitet den mdrFRAGT-Teilnehmerinnen und Teilnehmern mittlerweile mehr Sorgen. Mehr als jeder Zweite (58 Prozent) der mdrFRAGT-Gemeinschaft sorgt sich mittlerweile über eine Ausbreitung des Coronavirus in seiner Region. Damit hat sich die Anzahl nahezu verdoppelt: Vor zwei Wochen waren es nur 30 Prozent. Gar keine Sorge haben mittlerweile nur noch 5 Prozent der Befragten – vor zwei Wochen waren es noch 15 Prozent.
Tendenziell machen sich Frauen in Bezug auf das Coronavirus etwas mehr Sorgen als Männer. Und bei den jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist die Sorge vor einer Ausbreitung etwas geringer: Bei den 16 bis 30-Jährigen macht sich nach wie vor mehr als die Hälfte der Teilnehmer keine oder kaum Sorgen, nämlich 53 Prozent.

Sorge vor Ansteckung nimmt etwas zu

Geht es um eine persönliche Ansteckung mit dem Coronavirus, fällt die Sorge bei der mdrFRAGT-Gemeinschaft geringer aus: Mehr als die Hälfte aller Teilnehmer (58 Prozent) hat keine oder kaum Sorge, sich selbst anzustecken. Doch der Anteil ist geschrumpft: Vor zwei Wochen waren noch mehr als Dreiviertel der Teilnehmenden eher unbesorgt sich selbst anzustecken. Sehr große Sorge vor einer persönlichen Ansteckung haben derzeit nur 9 Prozent, vor zwei Wochen waren es 4 Prozent.

Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Änderungen im persönlichen Verhalten

Aufgrund des Coronavirus haben viele Menschen in Mitteldeutschland ihr Verhalten geändert. Als wichtigste Maßnahme sehen die meisten nach wie vor das Händewaschen – fast jeder (91 Prozent) macht das inzwischen häufiger als zu Nicht-Corona-Zeiten. Die Menschen sind in Zeiten von Corona auch bereit, sich in ihrem täglichen Leben deutlich einzuschränken, etwa durch Verzicht auf Veranstaltungen, Reisen oder auch Ausgehen. Wenn es um eine komplette Isolation geht, sind die Leute zurückhaltender. Nur etwa jeder zweite verzichtet auf soziale Kontakte, etwa jeder Dritte verlässt sein Zuhause nur noch wenn nötig.

Wie gehen Sie mit dem Coronavirus um?
 janein
Ich wasche mir mehr die Hände91 %9 %
Ich gehe nicht zu größeren Veranstaltungen87 %9 %
Ich verzichte auf Reisen85 %10 %
Ich gehe weniger aus80 %15 %
Ich halte Abstand zu anderen Personen79 %18 %
Ich vermeide öffentliche Verkehrsmittel68 %25 %
Ich vermeide Kontakt zu Risikogruppen57 %37 %
Ich verzichte auf soziale Kontakte48 %49 %
Ich verlasse Haus/Wohnung nur wenn dringend nötig36 %62 %
Ich bevorrate mich mit Lebensmitteln25 %73 %

Hohes Informationsbedürfnis

Die Mehrheit der mdrFRAGT-Teilnehmer ist mit der Informationspolitik von Politik und Behörden zufrieden. Dennoch wünscht sich jeder Dritte mehr Informationen und fühlt sich nur unzureichend informiert. Gerade auf kommunaler Ebene sehen viele aus der mdrFRAGT-Gemeinschaft Defizite. Die beste Informationspolitik wird den Ländern zugeschrieben, dicht gefolgt vom Bund.

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Bei der Beurteilung der Informationspolitik der Bundesländer gibt es Unterschiede. So bewerten die Sachsen die Auskünfte innerhalb ihres Landes am besten, die Sachsen-Anhalter sind um einige Prozentpunkte unzufriedener.

Starke Unterschiede zwischen Besorgten und Nicht-Besorgten

Für die komplette Befragung der nicht repräsentativen Befragung unter den registrierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern von mdrFRAGT gilt, dass diejenigen, die sich vor einer Ausbreitung des Virus sorgen, sich für stärkere Konsequenzen aussprechen. Sie verändern ihr persönliches Verhalten stärker, zudem ist ihre Zustimmung zu staatlich regulierten Maßnahmen höher.

Dazu zwei Beispiele:

  1. Beispielhaft wird dies anhand der Abschottung durch Ein- und Ausreiseverbote deutlich: Während lediglich 71 Prozent derjenigen, die kaum oder keine Sorge vor einer Ausbreitung des Virus haben, diese Maßnahme für angemessen halten, sind es bei den Besorgten 90 Prozent.
  2. Bei der Schließung von nicht-lebensnotwendigen Einrichtungen fällt der Unterschied noch deutlicher aus. Während nur 49 Prozent der kaum Besorgten diese Schließungen für angemessen halten, sind es bei den Besorgten 81 Prozent. Ein Unterschied von 32 Prozent zwischen beiden Gruppen innerhalb der Befragung.

Vertrauen in deutsches Gesundheitssystem

Trotz der Warnungen aus Politik und der Gesundheitsbranche, die Ausbreitung des Virus müsse verlangsamt werden, um unser Gesundheitssystem zu entlasten, haben die Teilnehmer von mdrFRAGT hohes Vertrauen in das deutsche Gesundheitssystem. Mehr als die Hälfte sehen es für die Coronapandemie gewappnet. Jeder Zehnte geht hingegen davon aus, dass es für die aktuelle Herausforderung überhaupt nicht gut aufgestellt ist.

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Über die BefragungIn einer Blitz-Befragung vom 16. März bis zum 17. März 2020 wollten wir von den mdrFRAGT-Teilnehmerinnen und Teilnehmern wissen: "Coronavirus - Alltag oder Ausnahmezustand?" 11.278 Menschen der knapp 18.000 registrierten Mitglieder aus Mitteldeutschland haben online abgestimmt.

50 Prozent der Befragten kommen aus Sachsen, 26 Prozent aus Sachsen-Anhalt und 24 Prozent aus Thüringen. Das entspricht in etwa der Verteilung der Einwohner in den drei Bundesländern.

59 Prozent der Befragten sind männlich und 41 Prozent weiblich.

In der Altersgruppe von 16 bis 30 Jahren haben drei Prozent, von 31 bis 50 Jahren 19 Prozent; von 51 bis 64 Jahren 38 Prozent und in der Altersgruppe von über 65 Jahren 39 Prozent ihre Meinung geäußert.

Insgesamt haben mehr Männer (59 Prozent) als Frauen (41 Prozent) an der Befragung teilgenommen.

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Beruf gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "mdrFRAGT". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR aktuell | 17. März 2020 | 19:30 Uhr