MDRfragtDie Methodik von MDRfragt
Nicht repräsentativ, aber gewichtet und wissenschaftlich begleitet – diese Begriffe fallen im Zusammenhang mit MDRfragt immer wieder. Doch was bedeuten sie eigentlich? Darauf gibt es hier Antworten – damit Sie ganz genau nachvollziehen können, mit welchen Methoden wir bei MDRfragt arbeiten.
Viele Befragungen, über die in den Medien berichtet wird, tragen das Prädikat "repräsentativ". Dazu gehören zum Beispiel die Befragungen vom ARD-DeutschlandTrend. Bei repräsentativen Befragungen wird im Zufallsverfahren eine Stichprobe von ca. 1.000 bis 3.000 Personen aus einer Grundgesamtheit, beispielsweise der mitteldeutschen Gesellschaft, ausgewählt. Die Stichprobe ist, wenn das Zufallsprinzip eingehalten wurde, damit wie ein verkleinertes Spiegelbild der Gesellschaft. Die Verteilung der Antworten aus der Stichprobe lässt sich deshalb für diese mit gewissen Abweichungen verallgemeinern. Viele repräsentative Umfragen geben diese Schwankungen an.
Auf Mitteldeutschland bezogen würde man für eine repräsentative Befragung also eine Stichprobe von ca. 1.000 bis 3.000 Personen aus den rund acht Millionen Einwohnern per Zufall auswählen. In der Praxis braucht es neben der Einhaltung dieses Zufallprinzips aber noch zahlreiche statistische Berechnungen, um die Ergebnisse dann tatsächlich auf die Bevölkerung verallgemeinern zu können.
Warum sind unsere Befragungen nicht repräsentativ?
Die Befragungen von MDRfragt sind nicht repräsentativ. Statt des Zufallsprinzips setzen wir auf ein sogenanntes selbstrekrutiertes Panel. Das heißt, dass sich jeder bei MDRfragt anmelden kann, der aus Mitteldeutschland kommt und älter als 16 Jahre ist. Alle die sich angemeldet haben, werden regelmäßig zu unterschiedlichen Themen befragt.
Dazu haben wir uns bewusst entschieden. Denn mit MDRfragt wollen wir allen Teilen der Gesellschaft eine Stimme geben – auf Basis einer breiten, registrierten MDRfragt-Gemeinschaft, mit möglichst vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Wir möchten niemanden ausschließen oder eine Stichprobe ziehen, sondern allen, die dies wollen, die Chance geben, sich mit ihrer Meinung einzubringen. Derzeit nehmen durchschnittlich rund 25.000 bis 30.000 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an den Befragungen teil. So kommen wir miteinander in Kontakt, um vielfältige Perspektiven auf relevante Fragen zu erfahren, einander auf Augenhöhe zu begegnen und besser zu verstehen – um am Ende das Programm des MDR noch besser zu machen.
Warum sind unsere Daten dennoch aussagekräftig?
Wir überprüfen die Zusammensetzung unserer MDRfragt-Gemeinschaft regelmäßig und wissen, dass sie in einigen statistischen Merkmalen von der Durchschnittsbevölkerung in Mitteldeutschland abweicht. Deshalb gewichten wir die Ergebnisse unserer Befragungen nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung sowie Alter.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark und die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht. Letztendlich erzielen wir dadurch eine höhere Übereinstimmung der Ergebnisse (Validität) mit dem tatsächlichen Antwortverhalten in der Gesellschaft.
Was bedeutet Validität?Von einer validen Messung spricht man, wenn diese tatsächlich die Kriterien misst, die sie messen soll. Ist dies der Fall, dann kann man davon ausgehen, dass die erzielten Ergebnisse auch glaubwürdig und somit valide sind.
Gemeinsam mit unserem wissenschaftlichen Beirat überprüfen wir die Befragungsergebnisse von MDRfragt hinsichtlich ihrer Validität.
Was macht der wissenschaftliche Beirat?
Unsere Arbeit wird fortlaufend von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Mitglieder sind der Medienwissenschaftler Prof. Dr. Hans-Jörg Stiehler, der Soziologe Prof. Dr. Raj Kollmorgen, der Volkswirt und Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Prof. Dr. Reint Gropp, die Professorin für Empirische Kommunikations- und Medienforschung Dr. Anne Bartsch und der Psychologie Prof. Dr. Timo Meynhardt.
Zusammen mit dem Beirat haben wir unser Gewichtungsschema so entwickelt und über die Zeit optimiert, dass wir durch Validitätstests fortlaufend feststellen können, dass unsere Daten eine hohe Aussagekraft haben. Beispielsweise wissen wir durch eine ganze Reihe von Vergleichen mit Repräsentativuntersuchungen, dass MDRfragt durchaus nahe an den dort ermittelten Stimmungen und Positionen im Sendegebiet ist.
Der Vergleich mit den repräsentativen regionalen Studien zeigt, dass die Daten aus der MDRfragt-Gemeinschaft Grundtendenzen der Stimmung in der Bevölkerung des Verbreitungsgebiets des MDR mit erstaunlicher Genauigkeit widerzugeben in der Lage sind.
Prof. Hans-Jörg Stiehler, empirischer Medienwissenschaftler und wissenschaftlicher Beirat von MDRfragt
Insofern können wir davon ausgehen, dass MDRfragt die Meinungen und Stimmungen von weiten Teilen der mitteldeutschen Gesellschaft widerspiegelt – mitunter vermutlich sogar genauer, als dies deutschlandweite Befragungen vermögen, die nur selten einen tieferen Blick in die einzelnen Regionen geben. Dennoch gibt es für uns Bereiche, deren Ergründung wir ganz klar repräsentativen Instituten überlassen. Dazu gehört beispielsweise die klassische Sonntagsfrage im Vorfeld von Wahlen.