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Ärger im Stadtbad HalleFörderverein darf keine Führungen mehr anbieten

19. April 2024, 18:40 Uhr

Seit 13 Jahren bemüht sich der Förderverein "Zukunft Stadtbad Halle" um das historische Bad, sorgte für viele Millionen Euro an Fördergeldern. Nun darf der Verein keine eigenen Führungen mehr vor Ort anbieten, vielmehr übernimmt das der städtische Bäderbetrieb. Bei den Engagierten sorgt das für Unmut und Frustration.

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Kathleen Hirschnitz hat sich Verstärkung mitgebracht. Die Vorsitzende des Fördervereins Zukunft Stadtbad Halle schaut sich das prächtige Portal des halleschen Stadtbades mit Wieland Kunze und Elke Scharnowski an. Elke kennt jeden Winkel des Gebäudes, war von 1983 an mehr als 20 Jahre lang Objektleiterin. Und Wieland Kunze hat bis vor kurzem Neugierige auf den imposanten Wasserturm des Bades geführt. Nun stehen sie vor dem Eingang und trauen sich nicht so recht rein. "Wir haben in den letzten Jahren immer die Führungen gemacht und die dürfen wir jetzt nicht mehr durchführen", sagt Kathleen Hirschnitz.

Führungen in anderer Verantwortung

Eine Führung betreut gerade Betriebsleiter Nico Kanitz. Angestellt ist er allerdings bei der Bäder Halle GmbH, die das Stadtbad betreibt. Der Bäderbetrieb schwärmt zwar von den Aktivitäten des Fördervereins, schließlich habe er Millionensummen von Bund und Land für das Stadtbad überhaupt erst möglich gemacht. "Der Förderverein ist von Anfang an im Boot", sagt Geschäftsführerin Annette Waldenburger.

Wir haben gerade einen kleinen Dissens über die Menge der Führungen, die hier stattfinden.

Annette Waldenburger | Geschäftsführerin Bäder Halle GmbH

Dennoch hält der Bäderbetrieb es für richtig, die Führungen zunächst in Eigenregie zu veranstalten. Es gebe verwaltungsrechtliche Bedenken, zudem fürchte man um die Ruhe der Badegäste. "Wir haben gerade einen kleinen Dissens über die Menge der Führungen, die hier stattfinden", sagt Waldenburger. Darüber müsse man sich "nochmal abstimmen". Man werde eine Lösung finden, die "für die Zukunft rechtssicher ist" und die Badegäste nicht ins Licht der Öffentlichkeit stelle. "Wer badet, will ja nicht beschaut werden", sagt Waldenburger.

Führungen werden jetzt vom Bäderbetrieb der Stadt durchgeführt. Bildrechte: MDR/Tino Wiemeier

Unverständnis beim Förderverein

Argumente, die dem Verein vorgeschoben erscheinen. Weder gebe es rechtlich Fragwürdiges, noch seien jemals Badegäste gestört wurden, heißt es aus dem Verein. Man sei lediglich unbequem und wolle sich nun um die Sauna bemühen.

Das Stadtbad in Halle von außen Bildrechte: MDR/Tino Wiemeier

Denn um auch diese in 108 Jahren fast unveränderten Räume zu sanieren, reicht das Geld nicht mehr. Die Sauna – ein prunkvoll gefliestes, mit einem Kuppeldach überspanntes irisch-römisches Bad – ist vorerst aus dem Sanierungskonzept herausgeflogen. Die Bäder Halle GmbH will Teilbereiche der Räume übergangsweise für die Verwaltung nutzen.

Verein: Sauna soll nicht zweckentfremdet werden

Der Förderverein bemüht sich allerdings gerade darum, weitere Mittel einzuwerben, damit die Sauna später doch noch saniert werden kann. Bis dahin sollen die Räume unversehrt bleiben. "Wir wollen aktuell auch Spenden sammeln für die Sauna, weil wir glauben, dass die Saune nicht zweckentfremdet werden darf", sagt Kathleen Hirschnitz vom Förderverein. Da seien in den vergangenen Monaten "die Töne etwas schärfer geworden". Was auch Hirschnitz nicht gefällt. "Wir wollen ja nur das Stadtbad retten."

Der Förderverein will sich um Geld für die Sauna bemühen. Bildrechte: MDR/Tino Wiemeier

Die Führungen seien dabei ein wichtiger Bestandteil. Und auch ein Zeichen der Dankbarkeit angesichts des großen Engagements der Hallenser, der vielen ehrenamtlichen Veranstaltungen und Spenden und der Fördermittel, die durch das Engagement zusammengekommen seien. "Wenn wir das jetzt nicht mehr machen dürfen, finde ich das in Richtung der Hallenser undankbar", sagt Hirschnitz.

Sanierung von Stadtbad in Halle ist nicht gefährdet

Die Bäder Halle GmbH spricht nicht davon, die Führungen dauerhaft in eigener Hand zu lassen, möchte aber zunächst den Kooperationsvertrag mit dem Förderverein anpassen. Wann, in welchem Umfang und zu welchen Bedingungen der Förderverein in die Führungen wieder eingebunden wird, steht noch nicht fest.

Die Frauenhalle des Stadtbades in Halle Bildrechte: picture alliance / dpa | Hendrik Schmidt

Fest steht aber, dass die Sanierungsarbeiten, wenn alles klappt, ab Januar 2025 beginnen sollen. Das Stadtbad wird dann für drei Jahre geschlossen. Die Becken werden saniert, die maroden Sanitäranlagen hergerichtet, die nostalgischen Umkleidekabinen restauriert. Außerdem soll ein barrierefreier Zugang ermöglicht und das in den 1970er Jahren provisorisch hergerichtete Blechdach abgerissen werden. Es wird durch ein Satteldach nach historischem Vorbild ersetzt.

Beteiligte haben gleiches Ziel

Kathleen Hirschnitz, Elke Scharnowski und Wieland Kunze stehen unterdessen noch immer vor dem Stadtbad-Portal. Sie erinnern sich: Einst hätten Politiker appelliert, der Förderverein solle Werbung machen, es solle Führungen geben – alles, was geht, damit das Stadtbad nicht in Vergessenheit gerät. Kathleen Hirschnitz sagt: "Das ist unser Ziel und vielleicht schaffen wir das ja alles nochmal."

Zu erreichen ist das wohl nur über Dialog, über konstruktive Gespräche, über ein faires Miteinander. Das Ziel ist bei allen Beteiligten dasselbe: "Von null auf schön!"

MDR (Tino Wiemeier, Felix Fahnert)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 17. April 2024 | 19:00 Uhr