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Internationaler MühlentagBockwindmühle gerettet: Wahrzeichen von Etingen dreht sich nach 60 Jahren wieder

20. Mai 2024, 08:04 Uhr

Nach aufwendiger Sanierung ist die Bockwindmühle von Etingen, einem Ortsteil von Oebisfelde, wieder aufgebaut worden. Die Mühle war vorher 60 Jahre lang zerfallen – bis ein Investor sich entschloss, sie zu retten. Der Wiederaufbau der Mühle war kein leichtes Unterfangen.

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Etingen hat nach aufwendiger Sanierung seine Bockwindmühle zurück. Das Denkmal soll alle Interessierten zugänglich sein, sagt Investor Helmut Russ, der die Mühle gekauft und gerettet hat. Für ihn ist wichtig, dass die jungen Leute die Mühle, als ihre anerkennen hier im Ort. "Wir haben es jetzt noch einmal neu gemacht. Ich hoffe, dass es für die Etinger, die Mühle in ihr Herz nehmen und sie weiterhin pflegen", so Russ.

Dass die Mühle heute wieder steht, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Jahr 2000 musste sie sogar notabgesichert werden. Die Bockwindmühle gibt es seit 140 Jahren. Sie war bis Ende der 1950er Jahre war sie in Betrieb. Danach zerfiel sie fast 60 Jahre lang und wurde nach und nach zur Ruine. Dabei ist sie das Wahrzeichen für die rund 460 Dorfbewohner des Ortsteils von Oebisfelde.

Die Bockwindmühle Etingen vor und nach der Sanierung

Bildrechte: Thorsten Neitzel | MDR/Marila Zielke

Die Bockwindmühle in früheren Jahren

Die Bockwindmühle ist 1843 in Zillbeck errichtet und 1886 von Gustav Haering nach Etingen umgesetzt worden. Die Mühle wurde 1929 modernisiert und wurde bis 1941 per Wind betrieben, bis Ende der 1950er Jahre per Elektroantrieb.
Zu dieser Zeit ist die Mühle ein wichtiger Treffpunkt im Dorf. Die Kinder aus dem Ort haben oft geholfen und holten fertiges Schrot für die Tiere im Handwagen ab.

Die Mühle war auch großes "Kinderzimmer" erinnert sich Ilse Thurmann. Die gebürtige Eingerin spielte damals mit ihren Freunden an der Mühle. "Der Müller war zwar etwas eigen, aber wir durften auch in die Mühle. Dort lagen immer viel Jagdzeitschriften, die wir uns ansehen durften". Außerdem spielten sie Verstecken, das ging auf dem Mühlengelände besonders gut. Doch in den 50er Jahren stellte die Mühle den Betrieb ein und ihr Verfall begann.

Die Bockwindmühle war nach ihrer Nutzung zusehends verfallen. (Archivbild) Bildrechte: Thorsten Neitzel

Sanierung für 175.000 Euro

Die Sanierung der Bockwindmühle war aufwendig und teuer. Dafür musste der etwa 20 Tonnen schwere hölzerne Mühlenkasten mit einem Spezialkran von seinem Bock gehoben und neben diesem in einem Stahlgestell platziert werden. Allein das sei eine technische Herausforderung gewesen, so Russ. Rund 120.000 investierte er, um das technische Denkmal für die Nachwelt zu erhalten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligte sich mit 25.000 Euro, hinzu kamen weitere Fördermittel vom Land Sachsen-Anhalt mir rund 55.000 Euro.

Ein großer Kran und viel Geschick waren nötig, um die Flügel der Bockwindmühle zu montieren. Bildrechte: MDR/Marila Winger

Um die Aufgabe zu stemmen gründete Helmut Russ vor drei Jahren mit vielen engagierten Dorfbewohnern einen Mühlenverein. Anfang Mai 2024 war dann endlich das Ziel in Sicht. Wieder rückte ein großer Kran an, um die sanierte Mühle aufzubauen. Stundenlang wurde die vier Flügel montiert. Ein großer Tag für die Etingen, zu dem viele Schaulustige gekommen sind.

Die Montage der Flügel war eine schwierige Aufgabe. Bildrechte: MDR/Marila Winger

Henry Schachtschneider, Mitglied des Mühlenvereins, hat angekündigt, dass es hier künftig regelmäßig kleine Feste geben soll. So könnt er sich etwa im Herbst ein Drachenfest vorstellen. Genug Wind gebe es hier allemal. Auch könnten von der Mühle aus Wanderungen oder Radtouren starten.

Fast wäre die Mühle nach Schleswig Holstein gebracht worden

Angefangen hat das Projekt Mühlensanierung genau genommen schon 1990. Damals entdeckte der Kieler Helmut Russ die Mühle zufällig, als er seine Verwandten direkt nach dem Mauerfall in Etingen besuchte. Er kaufte die Mühle und wollte sie anschließend eigentlich abbauen und umsetzen.

Zwischendurch lief die Mühle Gefahr, abgebaut zu werden. (Archivbild) Bildrechte: Thorsten Neitzel

"Ich bin Mühlenliebhaber, und in Schleswig-Holstein steht keine einzige Bockwindmühle mehr und da hab ich gedacht, jetzt baust du hier eine ab. Im Osten gab es damals genug. Also wollte ich sie mit nach Schleswig-Holstein nehmen". Nach einem Gespräch mit der Müllerin ließ er sich aber überzeugen, die Mühle im Ort zu lassen.

Doch nach dem Kauf im Frühjahr 1990 passierte erstmal nicht viel mit der Mühle. Sie wurde zwar teilweise saniert, aber der große Holzbock, auf dem die Mühle stand, zerfiel weiterhin, bis die Mühle Gefahr lief, abgebaut zu werden. Umso größer ist die Freude in Etingen, dass das Projekt Mühlensanierung nun erfolgreich abgeschlossen wurde – pünktlich zum Internationalen Mühlentag am 20. Mai.

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MDR (Marila Zielke, Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | 20. Mai 2024 | 19:00 Uhr

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