ArchäologieRund 1.000 Jahre alte Mauerreste auf dem Domplatz Magdeburg entdeckt
Der Domplatz in Magdeburg wurde in den letzten Jahrzehnten mehrfach archäologisch untersucht. Jetzt sind die Forscher erstmals rund 1.000 Jahre alte Mauerreste aus der Zeit von Otto dem Großen oder seiner Nachfolger gestoßen. Der ehemalige Monumentalbau wurde im 13. Jahrhundert bei einem Brand zerstört.
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- Auf dem Magdeburger Domplatz sind Mauerreste eines ottonischen Großbaus entdeckt worden.
- Laut Landesarchäologe Harald Meller handelt es sich bei dem Fund um ein "herausragendes Ergebnis".
- Der rund 1.000-jährige Monumentalbau wurde bei einem Feuer im 13. Jahrhundert zerstört.
Archäologen haben auf dem Domplatz in Magdeburg erstmals rund 1.000 Jahre alte Mauerreste eines Großbaues entdeckt. Nach Aussage des Grabungsleiters Holger Grönwald handelt es sich um die Überreste zweier Mauerzüge aus der Zeit Otto des Großen (912 – 973) oder seiner Nachfolger. Die Reste stammten von der Außenmauer eines halbkreisförmigen Raumes, einer sogernannten Apsis, sowie einem Mauersockel.
Die Grabung wurde im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Kooperation mit dem Institut für europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg durchgeführt.
Mauerreste eines Gebäudes der Ottonenzeit
Landesarchäologe Harald Meller erklärte: "Mit der erstmals möglichen Identifizierung von Mauerresten eines repräsentativen und monumentalen Gebäudes der Ottonenzeit erbrachte die Untersuchung ein herausragendes Ergebnis". Es sei die Verbindung gefunden worden zwischen zwei bekannten Bauten aus dem 10. und 12. Jahrhundert. Bei den vorhergehenden Grabungen von 1959 bis 1968 sowie 2001 bis 2003 wurden lediglich Ausbruchsgruben, also Fundamentspuren eines Monumentalbaues freigelegt.
Harald Meller zufolge hätten die Archäologen damals nur knapp an der aktuellen Fundstelle vorbeigegraben. Nur etwa zehn Zentimeter Höhe hätten dazwischen gelegen. Es sei deutlich geworden, dass auf dem Mauerwerk die Ergänzung aus dem 12. Jahrhundert sitze.
Monumentalbau durch Feuer zerstört
An der einstigen Außenseite des Gebäudes sei beiden Mauern nach Westen hin ein angeschrägter Sockel aus Gipsmörtel vorgesetzt worden, der vorrangig wohl dem Schutz vor Feuchtigkeit diente. Die Außenwand der Apsis scheint durch Halbsäulen oder Pilaster repräsentativ gegliedert gewesen zu sein. "Der Monumentalbau wurde beim Brand 1207, der auch der Auslöser für den Neubau des gotischen Domes war, zerstört", sagte Grönwald. Es habe sich um einen herrschaftlichen Bau gehandelt, dessen Nutzung derzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes detailliert untersucht werde.
Neben dem Mauerwerk aus dem 10. Jahrhundert fanden die Archäologen zudem ein Steinkistengrab aus deutlich jüngerer Zeit. Im Inneren seien die Überreste mehrerer Individuen gefunden worden. Magdeburg war im 10. Jahrhundert ein bevorzugter Aufenthaltsort der ottonischen Herrscher. Am Beginn dieser Entwicklung standen Otto der Große und seine Gemahlin Editha (ca. 910-946). Das Paar wurde auch in Magdeburg begraben.
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dpa/epd, MDR (Annekathrin Queck)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. November 2023 | 16:00 Uhr
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