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Ab MaiAmeos verlagert Klinikbereiche von Staßfurt nach Bernburg

03. Mai 2024, 08:43 Uhr

Der Klinikbetreiber Ameos verlagert zum 1. Juni mehrere Bereiche des Krankenhauses in Staßfurt nach Bernburg – unter anderem die Palliativ- und Schmerzmedizin. Der Landkreis übt Kritik, weil der Schritt erst in dieser Woche kommuniziert wurde und zuletzt in Staßfurt noch über eine halbe Million Euro investiert wurde. Vor Ort fand ein kurzfristiges Krisentreffen mit Lokalpolitikern statt.

Der Klinikbetreiber Ameos verlagert seit Mittwoch mehrere Bereiche vom Standort Staßfurt nach Bernburg. Das bestätigte der Sprecher des Salzlandkreises, Marko Jeschor, MDR SACHSEN-ANHALT. Der Klinikbetreiber habe den Kreis am Montag über das Vorhaben informiert.

Betroffen von dem Umzug sind demnach die Anästhesiologie, die Geriatrie sowie die Palliativ- und Schmerzmedizin. In letztere hatte Ameos den Angaben nach zuletzt 600.000 Euro am Standort Staßfurt investiert und die Station vor drei Wochen eröffnet.

Was der Schritt für die Patienten, Mitarbeiter und die betroffenen Bereiche bedeutet, war zunächst unklar. Die Verlagerung der Fachbereiche von Staßfurt nach Bernburg soll bis zum 1. Juni abgeschlossen sein. Als Grund für die Strukturveränderungen nennt Ameos nicht refinanzierte Kostensteigerungen von 13 Prozent in den vergangenen zwei
Jahren und einen anhaltend hohen Kostendruck für die Krankenhäuser.

Bereiche des Krankenhauses in Staßfurt werden nach Bernburg (Bild) verlegt. Bildrechte: AMEOS Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH

Bürgermeister kritisiert Entscheidung

Staßfurts Bürgermeister René Zok (parteilos) hatte erst am Montag erfahren, dass wichtige Abteilungen des Staßfurter Klinikums in die Kreisstadt Bernburg umziehen. "Um 8 Uhr erreichte mich die Information per Telefon. Ich musste erst einmal innehalten und mich auf die ganze Geschichte konzentrieren, weil sie mich sehr bewegt", sagte Zok im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT.

René Zok (parteilos), Oberbürgermeister der Stadt Staßfurt Bildrechte: picture alliance / ZB | Jens Wolf

Ich musste erstmal innehalten.

René Zok | Staßfurts Bürgermeister

Ameos sei mit der Übernahme der Klinik "der große Hoffnungsträger für Staßfurt" gewesen, so Zok. Für die Stadt bedeutet der Teilumzug, dass es zwar noch ein Krankenhaus gibt, das aber nur noch teilstationäre Leistungen anbietet. "Ameos beruft sich darauf, dass sie den Klinikstandort nicht schließen", sagte Zok. Aber es sei nun keine Station mehr drin. "Das ist doof, das ist eindeutig doof", kritisierte der Bürgermeister.

Bevölkerung mit Unverständnis

Auch die Bürgerinnen und Bürger ärgern sich über die Entscheidung des Krankausbetreibers. "Die Region stirbt aus. Es geht immer nur darum, Geld zu machen. Und da sehen wir, was rauskommt", sagt ein Mann im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. "Es war ja noch das Einzige, was wir hier in Staßfurt hatten. Und dann kommt die Entscheidung so plötzlich und unerwartet, wie ich gehört habe", ergänzt eine Frau.

Kurzfristiges Krisentreffen mit Lokalpolitikern

Der Salzlandkreis hatte wegen der kurzfristigen Benachrichtigung unterdessen am Dienstag ein mehrstündiges Krisentreffen mit Lokalpolitikern abgehalten und den Klinikbetreiber aufgefordert, klare Perspektiven für die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Salzlandkreis aufzuzeigen.

Landrat Markus Bauer (SPD) sagte, sachlich könne man die getroffenen Entscheidungen mit Blick auf die sich ändernden Rahmenbedingungen nachvollziehen. Er sprach damit die Reformpläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an, die beispielsweise in kleinen Krankenhäusern nur noch ambulante Behandlungen vorsehen und keine stationären Aufnahmen.

Markus Bauer (SPD), Landrat des Salzlandkreises Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Landrat: Ameos hat zu spät informiert

Allerdings müsste man in die Lage versetzt werden, diesen Veränderungsprozess kommunikativ im Sinne der Sache zu begleiten, erklärte Bauer. Das sei nicht möglich gewesen, da Ameos den Kreis erst am Montag informiert habe. Nach seinem Verständnis ist das nicht der Umgang, den man als Vertreter der Region erwarten dürfe.

Auch müssten verbundene Auswirkungen auf die Ameos-Standorte im Salzlandkreis so früh und so transparent wie möglich kommuniziert werden. Ansonsten würden unnötig Ängste und Sorgen in der Bevölkerung geschürt, so Landrat Bauer.

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MDR (Michel Holzberger, Susanne Ahrens, Felix Fahnert), zuerst veröffentlicht am 01.05.2024

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. Mai 2024 | 06:00 Uhr

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