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VerkehrStudie: Elbbrücke von Barby kann noch Züge tragenvon André Plaul, MDR SACHSEN-ANHALT

15. November 2023, 08:58 Uhr

Über die Elbbrücke in Barby sind seit 20 Jahren keine Züge mehr gefahren. Eine neue Machbarkeitsstudie kommt aber nun zum Schluss, dass das Bauwerk noch trägt. Dafür müssten allerdings einige Bedingungen erfüllt werden.

Die Elbbrücke von Barby könnte in Zukunft wieder Zugverkehr tragen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der Deutschen Bahn und der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA). "Die Brücke kann technisch reaktiviert werden", erklärte Stefan Gräfe, Leiter des Bereichs Infrastrukturentwicklung bei der DB Netz, MDR SACHSEN-ANHALT. "Die Erkenntnisse gehen von einer Restnutzungsdauer von 30 bis 50 Jahren aus", so Gräfe, wenn die Brücke saniert werde. Für die Instandsetzung müssten demnach mindestens 50 Millionen Euro investiert werden.

Die Erkenntnisse gehen von einer Restnutzungsdauer von 30 bis 50 Jahren aus, wenn aber auch ein erheblicher Betrag investiert wird.

Stefan Gräfe, Leiter des Bereichs Infrastrukturentwicklung bei der DB Netz

Erhalt der Brücke ist nur eine von mehreren Varianten

Die erneute Nutzung der denkmalgeschützten Brücke ist nur eine von zwei Varianten der 150.000 Euro teuren Machbarkeitsstudie. Dies wäre zunächst günstiger als ein Neubau neben dem historischen Bauwerk. Allerdings kann die alte Brücke nach heutigen Maßstäben nicht mehr zweigleisig wiederhergestellt werden – so wie sie es bis Ende des Zweiten Weltkriegs war. Zudem, so Gräfe, könne eine eingleisige Brücke nicht so viele Züge aufnehmen, wie die Prognose es vorsehe.

Was sagt die Studie?Die Studie geht davon aus, dass eine weitere Bahn-Elbquerung in der Mitte Sachsen-Anhalts insbesondere den Güterverkehr entzerren kann. Weiterer Vorteil ist, dass im Falle von Störungen eine Ausweichvariante zur Magdeburger Elbbrücke im Bahnverkehr zur Verfügung stünde. Im Knoten Magdeburg kreuzen sich der Nord-Ostsee-Korridor (Amsterdam-Polen) sowie der Ostkorridor (Nordseehäfen-Bayern).

Um den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen, müsste der Bahnkorridor von Schönebeck bis kurz vor Calbe, dem Abzweig nach Barby, dreigleisig ausgebaut werden. Die wiederhergestellte Trasse – er gehört historisch zur Kanonenbahn Berlin-Metz – über die Elbe bis Güterglück sollte demnach zweigleisig aufgebaut und elektrifiziert werden. In Güterglück selbst wird die Strecke Richtung Zerbst eingefädelt. Die Machbarkeitsstudie beziffert die Gesamtkosten für dieses Vorhaben, inklusive eines Neubaus der Elbbrücke, mit 520 Millionen Euro.

Die Studie stellt lediglich ein Gedankenspiel dar – als Alternative zum Ausbau der Magdeburger Elbquerung über Herrenkrug und Biederitz.

Die DB Netz und die NASA hatten die Machbarkeitsstudie gemeinsam in Auftrag gegeben, mit Augenmerk auf den Güterverkehr. Personenzüge könnten die Verbindung über Barby auch nutzen, so Peter Panitz, Geschäftsführer der NASA. "Es ist aber nicht das ausschlaggebende Moment."

Sachsen-Anhalt sieht Bund bei der Finanzierung in der Pflicht

Regionalzüge über Barby sieht schließlich auch der Deutschlandtakt des Bundes vor. Nach diesem Plan sollen hier künftig schnelle Regionalzüge rollen – im Stundentakt, auf der Strecke Uelzen-Magdeburg-Barby-Leipzig. Sachsen-Anhalt, das für den Nahverkehr zuständig ist, sieht sich auch bei der Finanzierung nicht in der Pflicht – sofern aus der Studie ein Projekt abgeleitet wird. "Für die Eisenbahninfrastruktur ist der Bund zuständig", so Panitz. "Wir reden hier von Summen, die sind für Sachsen-Anhalt völlig aus der Welt." Er erwarte, dass der Bund das Vorhaben mit in den Bundesverkehrswegeplan aufnehme. Dafür müsse zunächst mittels Prognosen der tatsächliche Bedarf nachgewiesen werden.

Für die Eisenbahninfrastruktur ist der Bund zuständig, insbesondere dort, wo der Güterverkehr unterwegs ist. Wir reden hier über sehr, sehr große Summen. Die sind für das Land Sachsen-Anhalt auf jeden Fall völlig außer der Welt.

Peter Panitz, Geschäftsführer der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH

Die Geschichte der Elbbrücke Barby

Die Eisenbahnbrücke von Barby war in den 1870er-Jahren errichtet worden und damit Teil der einstigen sogenannten "Kanonenbahn", einer militärstrategischen Bahnverbindung zwischen Berlin und dem damals deutschen Metz. Im April 1945 wurden Teile der Brücke aus taktischen Gründen von der Wehrmacht gesprengt. Schon drei Jahre später war das Bauwerk für 1,6 Millionen Mark wiederhergestellt. Bis 1976 wurde die 757 Meter lange Brücke zuletzt umfassend saniert.

Nach der Wende wurde eine Elektrifizierung der Reichsbahnstrecke über die Elbe in Angriff genommen. 1992 und 1993 war die Elbbrücke dafür sogar teilweise umgebaut worden – und für den Zugverkehr gesperrt. Ersatzbusse zwischen Barby und Güterglück mussten die Elbfähre nehmen und benötigten für die Umfahrung der acht Kilometer langen Bahnstrecke etwa 40 Minuten. Tatsächlich stehen bis heute in Güterglück entlang der alten Strecke Betonmasten, die für die Oberleitung vorgesehen waren. Auch die Flutbrücke bei Flötz wurde Anfang der Neunzigerjahre erneuert

Mittlerweile ist die Strecke über die Elbe entwidmet und das Gelände inklusive Brücke verkauft. Auch die Bahngleise zwischen Barby und Güterglück liegen nicht mehr. Seit Jahren macht sich ein Heimatverein für den Erhalt der Barbyer Brücke stark.

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MDR (André Plaul)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 15. November 2023 | 06:30 Uhr

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