Volunteer-ProgrammWie Freiwillige die Kulturhauptstadt Chemnitz unterstützen
Ob Festival oder Sportereignis - ohne freiwillige Helfer sind Großveranstaltungen nicht zu stemmen. Das gilt auch für das Kulturhauptstadtjahr 2025 in Chemnitz. In der heißen Phase werden Schätzungen zufolge 1.500 Freiwillige gebraucht. Sie sollen Gäste begrüßen, Tickets verkaufen und vieles mehr. Ein kleines Kernteam von rund 100 Begeisterten gibt es schon. Das treibt sie an.
- Die freiwillige Helferin Belinda Richter möchte mit ihrem Friseursalon Botschafter der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 sein.
- Rentnerin Kristina Köhler sieht den Titelgewinn als große Chance für die Stadt.
- In einer Online-Datenbank können sich Interessierte als freiwillige Helfer registrieren.
Belinda Richter und Akhil Anilkumar trainieren für ihren Einsatz als freiwillige Helfer für die Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Belinda Richter, die die Kulturhauptstadt bereits in der Bewerbungsphase unterstützt hat, ist hochmotiviert. In ihrem Friseurgeschäft will die 45-Jährige Menschen vernetzen und auch kritische Fragen beantworten.
Friseure als Botschafter der Kulturhauptstadt
"Wir im Friseursalon sind einfach die besten Botschafterinnen. Wir haben mit den Leuten Kontakt und können auch wirklich die negativen Impulse gut umwandeln in positive Energie", sagt sie. "Es ist kein Serviceprogramm, es ist ein Gemeinschaftsprogramm und ich glaube, das muss der Chemnitzer oder die Chemnitzerin noch verstehen. Es ist einfach so ein bissel ein gemütliches Volk. Aber wir können sie schon mitreißen."
Wir im Friseursalon sind halt einfach die besten Botschafterinnen. Wir haben mit den Leuten Kontakt und können auch wirklich die negativen Impulse gut umwandeln in positive Energie.
Belinda Richter | Friseurin in Chemnitz
Menschen außerhalb der Uni treffen
Der 28 Jahre alte Inder Akhil Anilkumar kam vor fünf Jahren zum Masterstudium Maschinenbau an die TU Chemnitz und ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter geblieben. "Ich mag Chemnitz so sehr. Ich mag hier zu wohnen und ich mag hier zu leben. Und ich freue mich sehr, dass es die Kulturhauptstadt geworden ist", erzählt er. "Ich will hier auch meinen Teil in die Kulturhauptstadt geben. Das ist meine Motivation."
Ihm kommt gelegen, dass er seine Einsatzzeiten als Freiwilliger selbst planen kann und nicht bei jeder Veranstaltung dabei sein muss. Aus beruflichen Gründen sei er nicht komplett flexibel. "Außerdem ist es eine Gelegenheit für mich, Menschen aus der Umgebung und außerhalb der Uni kennenzulernen", sagt Anilkumar.
Ich mag Chemnitz so sehr. Ich mag hier zu wohnen und ich mag hier zu leben. Und ich freue mich sehr, dass es die Kulturhauptstadt geworden ist.
Akhil Anilkumar | Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz
Titelgewinn als große Chancen
Der Titelgewinn ist eine große Chance, sagt auch die ehemalige Verwaltungsmitarbeiterin Kristina Köhler. Vor allem für jene, die - so wie die 78 Jahre alte Rentnerin - etwas bewegen möchten. Jeder könne sich mit seinen Fähigkeiten und Erfahrungen einbringen. "Natürlich geht es vordergründig um Kultur. Aber darauf ist es ja nicht beschränkt", sagt sie. "Jeder, der mitmachen möchte, findet seinen Platz."
Wer nicht wisse, was wann wo los sei und ob dabei auch an ihn gedacht wurde, dem rät die Rentnerin einen Blick in die Zeitung oder auf die Website der Kulturhauptstadt zu werfen. "Dann die Anregungen aufnehmen und hier vorsprechen im Büro", so Köhler. "Das ist alles kein Problem. Einfach kommen und mitmachen. Einfacher geht´s nicht." Man spüre den Enthusiasmus bei allen Beteiligten.
Rund 100 Freiwillige als Kernteam aktiv
Kristina, Belinda und Akhil gehören zum Kernteam der rund 100 Freiwilligen, die das Kulturhauptstadtteam schon jetzt bei Veranstaltungen unterstützen. Parallel dazu werden sie als Multiplikatoren für weitere Freiwillige geschult, sagt der Leiter des Programms, Dirk Zinner. Das Durchschnittsalter des Teams läge derzeit bei 47 Jahren. "Da sind Leute dabei, die gerade mit dem Abi fertig sind, Studenten, wissenschaftliche Mitarbeiter, Friseure, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Datenschützer", zählt Zinner die Mischung auf. Es gebe eine Tendenz, dass sich bislang mehr Frauen engagieren als Männer. Das sei aber bei den meisten Freiwilligenprogrammen so.
Wir brauchen alle, um Kulturhauptstadt in der geplanten Dimension tatsächlich möglich zu machen.
Dirk Zinner | Leiter des Freiwilligenprogramms der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025
Online-Datenbank für Freiwillige
Alle, die die Kulturhauptstadt als Freiwillige unterstützen wollen, können sich über eine Datenbank online anmelden. Dazu müssen die Interessierten zum Beispiel ihre Interessen, ihren Beruf und Fremdsprachenkenntnisse angeben, um dann gezielt eingesetzt werden zu können. Laut Zinner gebe es in den Einsatzgebieten wie Sport, Kultur, Theater auch Möglichkeiten hinter die Kulissen zu schauen.
Allerdings lohnt sich laut Zinner eine Anmeldung für das Freiwilligenprogramm erst ab 2024. "Ab Frühjahr nächstes Jahr werden wir in die Öffentlichkeitsarbeit gehen und die Werbetrommel rühren. Mein Chef sagt immer, 1.500 und einen möchte er haben", erzählt Zinner. "Die brauchen wir auch unbedingt, denn Kulturhauptstadt ist ja nicht nur die GmbH, das sind eigentlich jeder einzelne Chemnitzer und jeder einzelne Einwohner der Kulturhauptstadtregion." Alle würden gebraucht, um das Jahr in der geplanten Dimension möglich zu machen. Er ist durch die bisherige Resonanz optimistisch, dass sich genug Freiwillige finden werden.
MDR (ali/igr)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 21. November 2023 | 14:30 Uhr