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Das neue Motorenkraftwerk in Chemnitz (rechts im Bild) wird die bunte Esse am Ende des Jahres nutzlos machen. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

EnergiewendeHeizkraftwerke in Chemnitz geben Gas

25. September 2023, 17:40 Uhr

Deutschland will bis spätestens 2038 den Kohleausstieg geschafft haben. Allerdings ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr der Anteil der Kohleverstromung an der Stromerzeugung von 30,2 auf 33,3 Prozent gestiegen. Zwei Chemnitzer Heizkraftwerke, in denen Wärme und Strom erzeugt werden, setzen zukünftig auf Gas. Die neuen Motorenheizkraftwerke sind am Montag in Betrieb gegangen.

In Chemnitz sind am Montag zwei gasbetriebene Motorenheizkraftwerke in Betrieb gegangen. Die Motoren, die gleichzeitig Wärme und elektrische Energie erzeugen, können nach Angaben des Energieversorgers Eins Energie sowohl Erdgas als auch Biogas, synthetisches Gas und bis zu 20 Prozent Wasserstoff im Gasgemisch verbrennen.

Die Gesamtleistung der beiden Kraftwerke gibt der Energieversorger mit 137 Megawatt thermischer Energie und 151 Megawatt elektrischer Energie an. Ab Januar 2024 sollen mehr als 100.000 Chemnitzer mit Strom und Wärme aus diesen Anlagen versorgt werden. Dafür seien 216 Millionen Euro investiert worden.

Eins Energie-Geschäftsführer Roland Warner sieht noch weitere Möglichkeiten der CO2-Einsparung bei der Energieversorgung. (Archivbild) Bildrechte: eins energie

Nach der vollständigen Inbetriebnahme der beiden Kraftwerke soll der Ausstoß von Kohlendioxid um rund 60 Prozent reduziert werden. Das sei so viel, wie 230.000 Pkw ausstoßen, sagt Eins Energie-Geschäftsführer Roland Warner: "Das ist ein Meilenstein unserer Bemühungen, klimaschädliche Emissionen zu reduzieren." Aber der Weg sei noch nicht zuende.

"Eine Option, keine klimaschädlichen Gase mehr auszustoßen, sind Holzhackschnitzel- und Müllheizkraftwerke oder Abwasserwärmepumpen, also neue Technologien."

Motorenheizkraftwerk ChemnitzSeit 2019 sind in den Chemnitzer Stadtteilen Furth und Altchemnitz zwei Motorenheizkraftwerke errichtet worden.
Die sieben Motormodule in Furth erzeugen eine thermische Leistung von etwa 80 Megawatt und eine elektrische Leistung von etwa 88 Megawatt.
Die typgleiche Anlage in Altchemnitz besteht aus fünf Modulen und erreicht eine thermische Leistung in Höhe von etwa 57 Megawatt und eine elektrische Leistung von etwa 63 Megawatt.
Die beiden Anlagen sollen ab Anfang 2024 die Kohle als Energieträger bei Eins Energie vollständig ablösen.Quelle: eins energie in sachsen GmbH & Co. KG

Allein die Anlage am Hauptstandort des Unternehmens Eins Energie bringt eine Wärmeleistung von 80 Megawatt und liefert 88 Megawatt elektrische Energie. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

Acht Jahre von der Idee bis zur Fertigstellung

Vom ersten Konzept bis zur Inbetriebnahme sind nach Angaben des Energieversorgers acht Jahre vergangen, sagt Roland Warner: "Wir haben damals überlegt, wie die Wärmeversorgung in Chemnitz 2040 aussehen wird." Dabei habe man festgestellt, dass das Unternehmen mit Kohle nicht mehr werde überleben können. "Die Alternative waren moderne Gaskraftwerke." Das habe finanzielle, ökologische, aber auch technische Gründe gehabt. "Wir müssen auch die Stabilität in den Stromnetzen sicherstellen."

In die beiden neuen Anlagen hat der Energieverorger mehr als 200 Millionen Euro investiert. Bildrechte: MDR/Matthias Wetzel

Nach der Grundsteinlegung 2020 wurden in den Stadtteilen Furth und Altchemnitz die beiden neuen Motorenheizkraftwerke errichtet. Der erste Probelauf fand Ende 2022 statt. Ab Anfang 2024 soll die Strom-und Wärmeerzeugung in Chemnitz nur noch durch die Motorenheizkraftwerke geleistet werden.

Das Gas kommt von der Börse

Nach dem Ausbleiben russischer Gaslieferungen sieht Warner keine Engpässe bei der Versorgung mit dem Brennstoff. "Wir kaufen das Gas an der Börse und fragen nicht nach der Herkunft." Früher sei es zum großen Teil aus Russland gekommen, heute aus Norwegen und über LNG-Lieferungen aus der gesamten Welt.

Bunte Esse: Kein Schornstein mehr, sondern reine Kunst

Die bunte Esse, seit Jahren das heimliche Wahrzeichen der Stadt Chemnitz, wird eigentlich nicht mehr gebraucht, sagt Warner. "Wenn wir die Kohleverbrennung Mitte Januar 2024 beenden, hat der Schornstein keine technische Funktion mehr." Allerdings gebe es keine Pläne, ihn abzureißen, weil er ja auch ein Kunstwerk sei. "So lange er technisch standsicher ist, wird er stehen bleiben."

Ab 2024 soll aus der bunten Esse kein Abgas mehr entweichen. Dann ist der Schornstein "nur noch" ein Kunstwerk. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR (tfr/mwa)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 25. September 2023 | 19:00 Uhr