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Ein eigenes Bild von der neuen Unterkunft wollten sich rund 100 Besucher machen, die den Tag der offenen Tür nutzten. Bildrechte: Norbert Millauer

Neue FlüchtlingsunterkunftMisstrauen und Ängste bei Besuchern in Cityherberge in Dresden

07. September 2023, 14:15 Uhr

Die Dresdnerinnen und Dresdner haben beim Tag der offenen Tür reges Interesse an der zur Flüchtlingsunterkunft umfunktionierten Cityherberge in der Dresdner Innenstadt gezeigt. Gleichzeitig äußerten sie Ängste und Bedenken.

Eine kleine, aber stetig wachsende Menschentraube hat sich am Mittwochnachmittag vor dem Eingang der ehemaligen Cityherberge an der Lingnerallee in der Dresdner Innenstadt versammelt und wartet auf Einlass. An der Eingangstür steht ein Mitarbeiter des Sicherheitsdiensts und lässt die Interessenten Zeit versetzt in Zehnergruppen zum Tag der offenen Tür ins Gebäude. Dort warten Mitarbeiter des Sozialamtes der Stadt und des Betreiberunternehmens. Sie nehmen die Gruppe zu einer Führung durchs Haus in Empfang.

So sind die Zwei- und Dreibettzimmer eingerichtet: Betten, Tisch, Stühle und Schrank. Bildrechte: Norbert Millauer

Unterkunft bietet unter anderem Friseur und Gebetsraum

Auf der rund 3.800 Quadratmeter großen Fläche des ehemaligen Hostels sollen neben Wohnräumen, Aufenthaltsbereichen, Sanitärräumen auch ein Waschmaschinenraum, ein Friseur und ein Gebetsraum untergebracht werden. Es gibt 1-Bett-, 2-Bett- und 3-Bett-Zimmer mit Kühlschrank, Kleiderschrank, sowie einen Tisch mit Stühlen. Küchen sollen im nächsten Jahr noch hinzukommen. Bis dahin erfolgt die Verpflegung im ehemaligen Büfett der Cityherberge.

Die zwischen Großen Garten und Rathaus gelegene ehemalige Cityherberge wird derzeit zu einer Flüchtlingsunterkunft aus- und umgebaut. Ab Mitte September sollen laut Stadtverwaltung zunächst 70 geflüchtete und asylsuchende Menschen aus Syrien, Afghanistan, Libanon und Russland untergebracht werden. Bis Ende des Jahres soll sich die Zahl auf 140 verdoppeln. Die Ersten werden am 11. September erwartet, sagt Dresdens Sozialbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (Linke). Mit Abschluss der zweiten Ausbaustufe, voraussichtlich Ende 2024, soll die Einrichtung 280 Geflüchteten Platz bieten, fügt sie hinzu.

Zimmer nach Herkunft und Religion verteilt

Außerdem sollen die Zimmer nach Herkunft und Religion der Bewohner verteilt werden. "Wir wollen das Vorhaben so gut, so schnell, so still und so professionell wie möglich umsetzen", betont Kaufmann.

Für den Betrieb des Wohnheims sei ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr da, der bei Konflikten eingreifen und einen geordneten Ablauf sicherstellen solle. Die Sozialbürgermeisterin erhofft sich von der Einrichtung auch eine Belebung dieses innerstädtischen Bereichs.

War vielfach gefragt in Interviews: Sozialbürgermeisterin Kristin Klaudia Kaufmann (Die Linke). Sie erklärte die Hintergründe und Abläufe zur neuen Flüchtlingsunterkunft in der Innenstadt. Bildrechte: Norbert Millauer

Zwiespältige Reaktionen mancher Besucher

Das sehen einige Besucher und Gäste des Tages der offenen Tür anders. Eine Frau mittleren Alters, die ihren Namen nicht nennen möchte, sagt: "Es ist eine Katastrophe, was uns zugemutet wird. In Klotzsche hat die Stadt kein Geld, um das Bad zu sanieren und hier wird alles neu gemacht." Eine andere Frau, die ebenfalls anonym bleiben will, fragt: "Wo sollen die Menschen denn nach ihrem Aufenthalt in der Flüchtlingsunterkunft hin. Es gibt doch kaum Wohnraum."

Beide Frauen versichern, dass sie nicht rechts und schon gar keine Nazis seien. Sie kritisieren auch, dass in dem neuen Wohnheim nur Männer untergebracht werden sollen. Beide sorgen sich um den sozialen Frieden in der Stadt.

Betreiber übernimmt auch Migrationssozialarbeit

Osman Fattah, der die Führung der Gruppe, zu der auch die beiden Frauen gehören, begleitet und für das Sozialamt der Stadt arbeitet, versucht den Frauen auch Ängste zu nehmen: "Wir haben auch andere Einrichtungen, die gut funktionieren." Die Stadt hat den Gebäudekomplex für zehn Jahre angemietet. Die Mietkosten betragen 35.000 Euro monatlich.

Der Betreiber des Wohnheims ist die bundesweit tätige und nach Angaben der Stadt in der Betreuung geflüchteter Menschen erfahrene European Homecare GmbH. Das Unternehmen leiste auch die Migrationssozialarbeit und soll dabei mit interkulturellen Initiativen und Vereinen aus Dresden zusammenarbeiten.

Das ist das Gebäude der künftigen Geflüchteten-Unterkunft- Die Stadt hat den Robotron-Gebäudekomplex aus DDR-Zeiten in der Lingnerallee 3 laut Stadtratsbeschluss vom März 2023 für zehn Jahre angemietet.
- Dabei ist die ehemalige Cityherberge darin mit ihren 141 Zimmern und bis zu 280 Plätzen speziell für die Unterbringung von Geflüchteten vorgesehen.
- Die monatliche Kaltmiete für die Unterkunft sei 35.000 Euro. Die Stadt plant auch 2025 Bereiche der Ausländerbehörde in den DDR-Bau an der Lingnerallee unterzubringen.

Einst war in dem Gebäude auf dem Robotrongelände ein Hostel, jetzt hat die Stadt das Haus als Unterkunft für Geflüchtete angemietet. Bildrechte: Norbert Millauer

MDR (nomi)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 06. September 2023 | 12:30 Uhr