Große BühneSchüler machen Theater an den Landesbühnen Radebeul
Vor dem Hauptgebäude der Landesbühnen spielen am Mittwochnachmittag Kinder und Jugendliche Tischtennis. Im Foyer des Hauses sitzen Schülerinnen und Schüler im Kreis auf dem Fußboden und spielen Karten, während in der Cafeteria Luftballons schweben. Die heitere Stimmung im Haus erinnert mehr an die große Pause in einer Schule als an ein Theater. Noch bis Samstag treffen sich an den Landesbühnen unter dem Motto "Vollgetextet" fünf Schülertheatergruppen aus Sachsen.
- Junge Theatertalente nutzen das Treffen zum Austausch.
- Schauspielerinnen und Schauspieler aus Zwickau eröffnen das diesjährige Treffen in Radebeul.
- Studierende aus Dresden bieten Workshops an.
Die Schülertheatergruppen aus Meißen, Radebeul, Zschopau, Zwickau und Niesky sind von einer Fachjury aus Schülern, Lehrern, einer Theaterpädagogin, einem Regisseur sowie einem Mitarbeiter im Kinder- und Jugendring Sachsen für die Teilnahme ausgewählt worden. Außerdem gibt es zwei zuschauende Gastgruppen aus der Internationalen Oberschule Meerane und dem Bertolt-Brecht-Gymnasium Dresden.
Bewerben konnten sich Schülertheatergruppen aller Schularten und Jahrgangsstufen die im und außerhalb des Unterrichts mit dem Medium Theater arbeiten. "Vorgaben gab es keine und thematisch ist alles erlaubt", sagt die Leiterin der Kooperation Schule und Theater in Sachsen (KOST), Nicole Aurich.
Treffen soll Plattform bieten und Inspiration sein
Das jährlich stattfindende Treffen soll den Teilnehmenden eine Plattform bieten um sich auszutauschen, gegenseitig zu inspirieren und gemeinsam kreativ an neuen Ideen zu arbeiten. Die Inszenierungen der Theatergruppen bedienen sich verschiedener Stilmittel wie Sprache, Bewegung, Raum, Sound und Video. Sie sind inhaltlich vielfältig und spiegeln auf kreative Art und Weise die Sicht junger Menschen auf das Leben und die Gesellschaft wieder.
So zeigt die Theater AG am Franziskaneum Meißen mit der Inszenierung "Mein Herz ist wie Seidenpapier" das Bestreben des Titelhelden, sich vor der Schlechtigkeit der Welt zu verkriechen.
Die Jugendtheaterwerkstatt der Landesbühnen Sachsen ist mit der Inszenierung "Scham mit Charme (Wahrheit? oder Pflicht!)" zu sehen. In dem Stück wird sich auf humorvolle Art und Weise mit peinlichen und schamhaften Situationen auseinandergesetzt.
Die Theatergruppe der Martin-Anderson-Nexö Oberschule aus Zschopau steht mit der Inszenierung "Puffff - Zeit kaputt" auf der Bühne. In dem abstrakten Stück wird gezeigt, dass man Schwierigkeiten und Probleme besser gemeinsam löst.
Zwickauer Theaterkünstler eröffnen das Treffen
Als Gastspiel zeigen Abiturienten des Friedrich-Schleiermacher-Gymnasiums aus Niesky die Inszenierung "Das Leben, das Universum… und der ganze Rest". Sie gehen der Frage nach, wie es mit dem Leben nach der Schule weitergeht.
Eröffnet wurde das Festival mit der Inszenierung "Und was tun WIR?" der Schülertheatergruppe des Mondstaubtheaters Zwickau. Die Jugendlichen setzen sich darin mit dem Klimawandel auseinander.
Maja (13) von der Martin-Anderson-Nexö Oberschule aus Zschopau ist zum zweiten Mal beim Schülertheatertreffen dabei und hat schon viele Freunde gefunden. "Wir sind wie eine kleine Familie", sagt sie. Zum Theater ist sie gekommen, weil sie unter anderem lernen wollte, vor einem großen Publikum zu sprechen. Norik (16) von derselben Schule spielt schon seit der Grundschule Theater und ist zum dritten Mal dabei. Er ist gespannt darauf zu sehen, was die anderen Theatergruppen zeigen.
Workshops, Nachgespräche und Basislager
Lehramtsstudierende des Begleitstudiums "Theater-Sehen, Denken, Spielen" an der TU Dresden wollen nach den Aufführungen mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen. Dabei soll es um das Beobachten und Beschreiben, weniger um das Bewerten gehen.
In acht verschiedenen Workshops zum Rahmenthema "Vollgetextet" sollen neue gestalterische Ausdrucksformen und Arbeitsweisen erprobt und umgesetzt werden. In einem Basislager im Foyer des Theaters bieten die Kulturvermittler der Geheimen Dramaturgischen Gesellschaft über den gesamten Zeitraum des Festivals Gesprächsangebote.
Künstlerische Ambitionen der Jugendlichen fördern
Das Schülertheater findet nach 2016 und 2022 zum dritten Mal an den Landesbühnen statt. Gefördert wird es vom Kultur- und vom Kultusministerium. Organisator des Festivals ist die an den Landesbühnen ansässige Kooperation Schule und Theater in Sachsen (KOST). Die Kooperation versteht sich nach eigenen Angaben als kunst- und kulturbetonte Mitgestalterin der Bildungslandschaft in Sachsen mit dem Ziel der Stärkung und qualitativen Weiterentwicklung des Schultheaters.
"Spätestens seit Corona wissen wir, wie sensibel Kinder und Jugendliche auf existenzielle Krisen reagieren", sagt die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch. Daher sei es wichtig, ihnen dabei zu helfen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln und ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Dazu gehörten auch Angebote wie das Schülertheatertreffen, so Klepsch.
Das Treffen der Schülertheatergruppen ist kein Wettbewerb und findet jedes Jahr an einem anderen Theater in Sachsen statt - ausgenommen das nächste Jahr. Die Schüler werden auch 2024 in den Landesbühnen in Radebeul zusammenkommen. Das habe organisatorische Gründe, erklärt KOST-Leiterin Nicole Aurich. Im Jahr darauf soll Chemnitz der Austragungsort sein. Die Stadt ist 2025 europäische Kulturhauptstadt.
MDR (lam)