Prozess Grünes GewölbeAngeklagter: Havarie in Berlin war Vorbild für Stromausfall bei Einbruch
Bei ihrer Planung zum Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden haben sich die Täter auch von einer früheren Havarie in Berlin leiten lassen. Ein mehrstündiger Stromausfall im Berliner Stadtteil Köpenick war demnach Inspiration für das Vorgehen. Dort war bei Bauarbeiten ein Kabel beschädigt worden.
- Ein Stromausfall in Berlin brachte die Angeklagten auf die Idee, das Grüne Gewölbe vor dem Einbruch vom Strom zu trennen.
- Laut einem Angeklagten gab es keine Insiderkenntnisse über Schaltpläne im Museum. Stattdessen wendete man eine andere Methode an.
- Die Brandstiftung in einem Stromverteiler unter der Augustusbrücke wurde vor dem Einbruch vorbereitet.
Eine Havarie in Berlin soll als Vorbild für den Einbruch in das Grüne Gewölbe gedient haben. Das sagte ein 26 Jahre alter Angeklagter vor dem Dresdner Landgericht aus. Die Idee für einen Stromausfall sei entstanden, als bei Bauarbeiten im Berliner Stadtteil Köpenick Anfang 2019 stundenlang der Strom durch ein beschädigtes Kabel ausfiel. Mehrere Monate später hatten die mutmaßlichen Einbrecher in Dresden einen Stromverteiler unterhalb der Augustusbrücke angezündet.
Brandstiftung löschte statt Alarmanlage nur Laternen aus
Mit dem Feuer im Pegelhaus, wo ein Elektroverteiler untergebracht war, wollten die Einbrecher demnach die Stromzufuhr im nahen Residenzschloss unterbrechen und die Alarmanlagen ausschalten. Von einer autarken Stromversorgung im Museum habe man nichts gewusst, so der Beschuldigte. Das Feuer hatte später einige Straßenlaternen erlöschen lassen. Im Zuge der Ermittlungen war über mögliche Informanten mit Insiderkenntnissen zu den Schaltplänen spekuliert worden. Die Beschuldigten hatten das verneint.
Beim Einbruch hatte die intakte Alarmanlage im Museum nicht ausgelöst. Wie an einem früheren Prozesstag herauskam, war der dazugehörende Scanner nach einem Alarm am Vortag nicht wieder scharf gestellt worden. Zudem hatte er das Einbruchsfenster gar nicht erfasst.
Stromverteiler angeblich durch Ausspionieren gefunden
Das Landgericht hat den Beschuldigten auch gefragt, warum man gezielt das Pegelhaus ins Visier nahm. Dem jungen Mann zufolge ließ man sich dabei eher von Mutmaßungen leiten. Auf das Pegelhaus sei man durch Ausspionieren gekommen. Man habe gewusst, dass an den Brücken Kabelenden zusammen laufen und sich dort umgesehen. Beim Blick durch ein kleines Türfenster habe er Stromkästen sehen können. Die Brandmittel - Töpfe mit Benzin - habe der Angeklagte dort einige Tage vor dem Einbruch deponiert.
Verteidiger: Ungenaue Aussagen durch schlechte Psyche
Die Verteidiger des 26-Jährigen haben am Dienstag nach Informationen von MDR SACHSEN auch auf dessen schlechte psychische Verfassung hingewiesen. Darum wären manche seiner Angaben ungenau. Der Mann werde bei der Fortsetzung am kommenden Freitag keine Fragen des Sachverständigen beantworten, heiß es weiter. Am kommenden Freitag soll ein forensisch-psychiatrischer Sachverständiger sein Gutachten zur Drogensucht des 26-Jährigen abgeben.
MDR (wim)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 07. März 2023 | 19:00 Uhr