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WildtiereHilfe für Igel und Eichhörnchen: Auffangstationen in Sachsen überfüllt

25. Oktober 2022, 18:22 Uhr

Sie gehören zum Herbst wie das bunte Laub: Igel und an Nüssen knabbernde Eichhörnchen, die Menschen gerne in Gärten und Parks beobachten. Doch der possierliche Anblick trügt. Häufig sind die Wildtiere verletzt und krank oder haben vor dem nahenden Winter nicht genug Nahrung gefunden. Ehrenamtliche Helfer päppeln sie dann in sächsischen Auffangstationen auf. Oft übersteigt die Nachfrage das Platzangebot und die Geldmittel.

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"Wir schauen immer, dass wir helfen können, aber manchmal geht es einfach nicht", sagte Sandra Kühnert, ehrenamtliche Helferin beim Verein "Stachelnasen Zwickauer Land". In den vergangenen zweieinhalb Monaten habe der Verein bereits 210 Igel aufgenommen, berichtete die Arzthelferin im Gespräch mit MDR SACHSEN. In Spitzenzeiten erreichten den Verein zehn Anrufe pro Tag, auch zu nächtlicher Stunde.

Wir schauen immer, dass wir helfen können, aber manchmal geht es einfach nicht.

Sandra Kühnert | Igelnothilfe-Verein "Stachelnasen Zwickauer Land"

Igel kommen verletzt und halbtot in Auffangstation

Die Tiere würden schwer verletzt, unterkühlt und halbtot abgegeben, erzählte Kühnert, die kranke Igel zu Hause pflegt. Manche Leute setzen laut Kühnert den Verein "fast unter Druck", damit sie ein Tier aufnehme. "Wir werden quasi überrannt." Einige Igel würden weniger als 50 Gramm wiegen. Etwa 500 Gramm benötige ein gesunder Igel an Gewicht für den Winterschlaf. Auf seiner Internetseite bittet der Stachelnasen-Verein auch deshalb um Futterspenden.

Vereine leben von Spenden und geraten an Grenzen

Was spendenfinanzierte Vereine wie die "Stachelnasen" auf die Beine stellen, bringt ihre ehrenamtlichen Mitglieder oft an ihre Belastungsgrenze. Das berichten auch Helfer von der Igelhilfe in Radebeul: "Wir kriechen auf dem Zahnfleisch", schilderte eine Vereinsmitarbeiterin ihre Situation.

Zwölf Vereinsmitglieder pflegen mehrere Hundert Igel

Die Station sei völlig überfüllt, hieß es von der Igel-Auffangstation in Radebeul. Momentan pflege das zwölfköpfige Team mehrere Hundert Tiere, darunter im Spätsommer geborene Igelbabys. Sachsenweit gebe es zu wenige Anlaufstellen für Finderinnen und Finder der stacheligen Vierbeiner, so die Mitarbeiterin.

In der Pandemie mehr verletzte Eichhörnchen abgegeben

Jaqueline Gräfe leitet in Dresden die Auffangstation für kranke und verwaiste Eichhörnchen "Hörnchenhausen". Sie berichtete MDR SACHSEN von dem großen Ansturm in der Lockdown-Zeit: "Da gingen die Leute häufiger draußen spazieren und fanden viel mehr verletzte Eichhörnchen." So habe der Verein 125 Tiere im Jahr 2021 aufgenommen. Dennoch werde kein Tier zurückgewiesen, betonte Gräfe. "Wir sind ein gutes Team im Verein, sprechen uns ab." Aktuell bilde sie eine neue Kollegin in Bautzen aus. Gerade habe sie die letzten beiden Tiere ausgewildert. Die Pflegezeit für Eichhörnchen beginne - im Gegensatz zur Igelpflege - bereits im März. Da liegen die Igel noch im Winterschlaf.

Jaqueline Gräfe betreibt seit sieben Jahren engagiert eine Auffangstation für Eichhörnchen in Dresden. Bildrechte: MDR/Jaqueline Gräfe

Pflege ohne Wissen kann zum Tod der Tiere führen

Häufig würden Wildtiere auch durch gutgemeinte aber unsachgemäße Pflege von Privatleuten geschädigt bis hin zum Tod, warnen die Auffangstationen. Sandra Kühnert nannte das Beispiel von Igeln, die mit Cola und Schokolade gefüttert wurden.

Mit Beratung und Untersuchung unterstützen Kühnert und ihr Team Tierfreunde bei der Igelpflege zu Hause. Zudem vermittelten sie Tiere sachsenweit an andere Stationen, wie in Lugau. Der Verein "Hörnchenhausen" könne sich dazu auf den Rat von Tierärzten verlassen, die im Verein mithelfen, berichtete Jaqueline Gräfe MDR SACHSEN.

Die kleinen Eichhörnchen wiegen nur wenige Gramm, wenn sie in der Auffangstation aufgenommen werden. Bildrechte: MDR/Jaqueline Gräfe

Wer ein Tier findet, solle Funddatum, -uhrzeit, -gewicht und die Fundstelle notieren, rät ein Merkblatt des Vereins "Pro Igel". Als Futter empfiehlt er Katzen-Dosenfutter, Rührei ohne Gewürze und Wasser. Tabu seien hingegen Milchprodukte, Obst und Gemüse, da die Insektenfresser diese nicht verdauen können. Ist ein Igel wieder fit, sollte er möglichst am Fundort freigelassen werden.

MDR (wim)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Riverboat | 14. Oktober 2022 | 22:00 Uhr

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