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Energieverbrauch 2022Bundesbürger sparen Gas, Sachsen beim Verbrauch vorn

11. April 2023, 18:51 Uhr

Weil Strom und Gas 2022 immer teurer wurden, haben die meisten Deutschen Einsparwege und Energiefresser in ihren Haushalten gesucht. Ein Jahr später zeigt sich: Die Aufrufe zum Energiesparen und Angst vor zu hohen Kosten haben gewirkt. Privathaushalte haben rund zwölf Prozent Strom gespart und ein Fünftel weniger Gas verbraucht. Allerdings nicht in Sachsen.

Die Bundesbürger haben 2022 in ihren Haushalten rund zwölf Prozent Strom gespart. Beim Erdgas wurden im Vergleich zu 2021 durchschnittlich 21 Prozent eingespart. Das geht aus einer Auswertung des Vergleichsportals Check 24 hervor, die sich auf übers Protal abgeschlossene Strom- und Gasverträge im sechsstelligen Bereich beziehen. Als repräsentativ gelten die Zahlen aber nicht. Demnach ging der durchschnittliche Gasverbrauch pro Haushalt auf knapp 15.400 Kilowattstunden zurück. Als Ausreißer nach oben gilt allerdings Sachsen: Hier wurden fast 19.600 Kilowattstunden Gas verbraucht. Die Kunden in Sachsen-Anhalt (17.435 kWh), Brandenburg (17.304 kWh) und Thüringen (17.212 kWh) waren sparsamer. Die Sparsamsten waren laut Vergleichsportal Gaskunden in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen.

Auch wenn in Sachsens Privathaushalten am meisten Gas verbraucht wurde, haben die Kunden gespart. Im Vergleich zum Jahr 2021 sparten die Sachsen 16 Prozent ein. Der Wert liegt allerdings unter dem Bundesdurchschnitt von 21 Prozent Einsparung.

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Warum der Gasverbrauch in Sachsen höher ist

In der Auswertung von Check24 heißt es, dass im Osten deutlich mehr Gas als im Westen benötigt worden sei. Dem Bericht zufolge könnte das mit tieferen Temperaturen und mit weniger gut gedämmten Gebäuden zusammenhängen. In Stadtstaaten und Großstädten gebe es zudem kleinere Wohnungen, weshalb die Verbraucherinnen und Verbraucher dort weniger Fläche heizen müssten. In der Tendenz bestätigte der Energieversorger Sachsenenergie aus Dresden die Ergebnisse des Online-Vergleichsportals.

Dass die Kunden gespart haben, war somit deutlich erkennbar.

Viola Martin-Mönnich | Sprecherin des Versorgers Sachsenenergie

"Beim Vergleich der Energieverbräuche ist immer zu beachten, dass verschiedene Faktoren Einfluss auf den Energieverbrauch haben können. Das ist insbesondere die Temperatur, die sich am Jahresanfang 2022 deutlich von 2021 unterschieden hat", erklärte die Sprecherin des Energieversorger Sachsenenergie, Viola Martin-Mönnich. Auch die jeweils geltenden Corona-Regeln in den Jahren 2020, 2021 und 2022 könnten einen Einfluss haben. Kunden des Netzgebietes des Versorgers aus Dresden hätten im September 2022 so viel Gas verbraucht, wie im September des Vorjahres - "obwohl der Herbst 2022 deutlich kühler war als im Vorjahr. Dass die Kunden gespart haben, war somit deutlich erkennbar."

Stromverbrauch 2022 im Überblick

Beim Stromsparen liegen auch die Stadtstaaten Berlin und Hamburg vorn. Auf Platz drei folgt dann jedoch Sachsen. Mit 2.518 Kilowattstunden lagen die Haushalte im Freistaat noch unter dem Bundesdurchschnitt mit 2.761 Kilowattstunden Stromverbrauch im Jahr 2022. Die Thüringer verbrauchten 2.773 kWh Strom pro Haushalt, in Sachsen-Anhalt lag der Verbrauch bei 2.825 kWh. Den höchsten Stromverbrauch verzeichneten das Vergleichsportal im Saarland. Insgesamt zeigte die Auswertung, dass die Haushalte im Osten durchschnittlich 2,8 Prozent weniger Strom verbrauchten als die in den westlichen Bundesländern.

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Warum der Osten weniger Strom verbraucht als der Westen

Als Erklärung zieht Check24 Zahlen des Statistischen Bundesamtes heran und meint: "Das ist nicht verwunderlich: In Berlin, Bremen, Hamburg und Sachsen ist die Anzahl von Personen je Haushalt am geringsten." In den ländlichen, überalterten Regionen Ostdeutschlands lebten oft nur ein bis zwei Menschen pro Haushalt. Die Wohneinheiten in Westdeutschland seien tendenziell größer und es lebten mehr Menschen in den Haushalten.

Pendler, Ausstattung und Sparbewusstsein

Ostdeutschlands größter kommunaler Energieversorger, Sachsenenergie in Dresden, sieht noch andere Gründe: "Ein weiterer Grund für geringeren Stromverbrauch sind die vielen Wochenendpendler. Diese halten sich unter der Woche nicht an ihrem Hauptwohnsitz auf", hieß es auf Nachfrage von MDR SACHSEN. Und in Ostdeutschland hätten die Haushalte tendenziell weniger energieintensive Geräte wie Trockner, Saunen, Schwimmingspools, Geschirrwärmer oder Solarien. Wenn Geräte gekauft würden, achteten Ostdeutsche stärker auf Effizienz und kleinere Geräte, weil ihre Kaufkraft geringer sei als im Westen.

Vor Ostern hatte das gemeinnützige Klimaportal Co2online mehr als 360.000 Stromrechnungen ausgewertet. Auch da zeigten sich deutliche regionale Unterschiede zwischen Ost und West beim Stromverbrauch. "Häufig gibt es einfach noch ein größeres Sparbewusstsein bei den Menschen in den neuen Bundesländern und häufig auch eine modernere Ausstattung und modernere Heizanlagen", sagte der Sprecher des Portals, Alexander Steinfeldt.

Und wie entwickeln sich die Energiepreise aktuell?

  • "82 Prozent aller Tarife von Alternativversorgern liegen unterhalb der Strompreisbremse", sagte der Geschäftsführer Energie bei Check24, Steffen Suttner. Er rät, den Anbieter zu wechseln. Als Beispiele nannte er diese Zahlen: "18.000 kWh Gas kosteten 2022 in Deutschland im Schnitt 2.972 Euro. Aktuell werden für die gleiche Menge Gas 2.211 Euro fällig – ein Minus von 26 Prozent oder 761 Euro im Jahr."
  • Auch die Verbraucherzentrale Niedersachsen rät zum Kostenvergleich, warnt jedoch vor einem übereilten Anbieterwechsel. Es sei noch nicht klar, wie sich der Markt entwickle und ob er sich dauerhaft stabilisiere. Sich für zwölf oder 24 Monate vertraglich zu binden, stelle auch ein gewisses Risiko dar, sagte Verbraucherschützerin Julia Schröder dem Norddeutschen Rundfunk.
  • Beim Strom steigen die Preise seit Anfang April wieder. Derzeit kostet eine Kilowattstunde Strom laut Daten von Verivox im Mittel 33,9 Cent für Neukunden (Daten vom 11.04.2023). Der mittlere Preis der vergangenen sieben Tage sei im Vergleich zur Vorwoche um 2,8 Prozent gestiegen. Vor der Energiekrise im Jahr 2021 mussten Neukunden um diese Zeit 24,4 Cent je Kilowattstunde bezahlen.

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MDR (kk)/epd

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 11. April 2023 | 10:00 Uhr