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Ein Gespräch zwischen Ärztin und Patientin. Bildrechte: imago/Rainer Weisflog

MDRfragt zu Landratswahlen in SachsenMehrheit fordert bessere medizinische Versorgung

27. April 2022, 05:00 Uhr

In den nächsten Wochen stehen in den meisten Landkreisen in Sachsen Landratswahlen an. Geht es nach den MDRfragt-Mitgliedern aus Sachsen, kommt auf die künftigen Landräte viel Arbeit zu. So sehen knapp drei Viertel die Sicherung der medizinischen Grundversorgung als drängendstes Problem in ihrer Region. Viele sind unzufrieden mit der Corona-Politik ihres bisherigen Landrats. Das sind Ergebnisse der Befragung zu den Landratswahlen in Sachsen mit mehr als 9.000 Teilnehmenden aus dem Freistaat.

von MDRfragt-Redaktionsteam

Bei der Frage, welche Aufgaben in der eigenen Region am drängendsten sind, steht die Sicherung der medizinischen Grundversorgung mit Abstand an erster Stelle – knapp drei Viertel der befragten MDRfragt-Mitglieder (74 Prozent) haben das angegeben. Hohe Priorität hat in den Augen der Teilnehmenden aber auch, dass Zukunftsperspektiven für junge Leute geschaffen werden (62 Prozent). An dritter Stelle wünschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ausbau des ÖPNV (51 Prozent) – noch vor dem Straßenausbau mit 48 Prozent. Auch die Förderung der Wirtschaft sehen viele als wichtige Aufgabe an: 43 Prozent sind dafür, dass mehr Unternehmen angesiedelt werden.

In den Kommentaren schreiben die Teilnehmenden, warum ihnen vor allem die medizinische Versorgung am Herzen liegt:

Am 1. April ist wieder ein Hausarzt verstorben. Man findet weit und breit keinen neuen Hausarzt, der neue Patienten aufnehmen kann.

Mario S., 47 Jahre, Landkreis Zwickau

Es mangelt in Döbeln an Ärzten, die einen richtig behandeln und Verständnis und Mitgefühl zeigen und Freundlichkeit. Man wird nicht ernst genommen und nur mit Tabletten zugedröhnt.

Tina B., 36 Jahre, Mittelsachsen

Auch welche anderen Wünsche sie noch haben, teilen die befragten MDRfragt-Mitglieder mit:

Die Fahrrad-Infrastruktur sollte stark ausgebaut werden. Um Bautzen fehlen viele Wege an Straßen, um auf Arbeit zu radeln. Weiterhin gibt es ein Förderprogramm des Landes für die Mountainbike-Infrastruktur. Um Bautzen bzw. im Oberland kenne ich jedoch keine Projekte, obwohl es viele Chancen gibt.

Johannes W., 27 Jahre, Landkreis Bautzen

Freizeitgestaltung und Veranstaltungen sind sehr rar. Und wenn mal an einem Wochenende etwas war, erfährt man es erst die Woche drauf in der Zeitung. Die Bevölkerung muss wieder näher zusammengebracht werden.

Maximilian S., 27 Jahre, Landkreis Zwickau

Aktiv und konsequent gegen rechte Gruppierungen vorgehen!

Mario K., 46 Jahre, Landkreis Bautzen

Ausstattung der Schulen verbessern im Bezug auf Internet und Tablets. Freizeitangebote für Jugendliche verbessern. Digitales Rathaus einrichten.

Dirk S., 48 Jahre, Landkreis Meißen

Den Kindern und Jugendlichen eine Perspektive geben und den Alten Sicherheiten. Alle zusammen brauchen ein lebensfrohes Umfeld.

Bärbel L. 52 Jahre, Landkreis Bautzen

Großer Wunsch nach mehr Interessenvertretung

Wichtig ist vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen auch, dass die Interessen ihres Landkreises stärker als bislang gegenüber der Landesregierung vertreten werden. Rund drei Viertel (76 Prozent) wünschen sich das von ihrer zukünftigen Landrätin oder ihrem zukünftigen Landrat. Lediglich knapp jeder Fünfte (17 Prozent) hält den bisherigen Einsatz für genau richtig.

Unzufriedenheit mit bisherigem Landrat Im Vogtlandkreis am größten

Mit der Arbeit der jetzigen Landrätinnen und Landräte zeigen sich die meisten der MDRfragt-Teilnehmenden (43 Prozent) zufrieden. Allerdings ist der Anteil derer, die unzufrieden sind, fast genauso groß (39 Prozent). Interessant ist hierbei jedoch der Blick auf die einzelnen Landkreise: In Zwickau (44 Prozent), im Erzgebirgskreis (55 Prozent) und vor allem im Vogtlandkreis (64 Prozent) überwiegt die Unzufriedenheit mit der eigenen Landrätin oder dem eigenen Landrat.

Coronapolitik wird deutlich schlechter bewertet

Die Coronapolitik ihrer Landrätinnen und Landräte bewerten die Teilnehmenden deutlich schlechter als die allgemeine Arbeit: Knapp die Hälfte (48 Prozent) ist damit unzufrieden, 38 Prozent zeigen sich zufrieden.

Auch in Bezug auf das Coronamanagement ist die Unzufriedenheit im Vogtlandkreis (66 Prozent) sowie im Erzgebirgskreis (68 Prozent) besonders hoch.

Warum die Menschen im Erzgebirgs- bzw. im Vogtlandkreis unzufrieden sind, berichten sie in den Kommentaren:

Es mangelt derzeit an so Vielem: katastrophale Bahnanbindung in Südwestsachsen, ÖPNV wird immer weiter gekürzt, Infrastruktur verfällt, touristische Perspektiven fehlen, dazu Arztmangel…

Jens W., 48 Jahre, Vogtlandkreis

Der Erzgebirgskreis ist ein Landkreis mit einer vernichtenden Bilanz, die einerseits durch Missmanagement der leitenden Kreisverwaltung und andererseits durch augenscheinliches "Desinteresse" der Landes-und Bundesregierung zustandekommt. Aufgrund dieser Tatsache befürchte ich, dass ein AfD-Kandidat als neuer Landrat das Amt übernimmt und damit der Ruf und die Außenwirkung einer ganzen Region noch erbärmlicher wird.

Andreas S., 63 Jahre, Erzgebirgskreis

Wahlentscheidung: Themen sind wichtigstes Kriterium

Danach befragt, welches Kriterium für sie bei der Wahlentscheidung am wichtigsten ist, geben die meisten (39 Prozent) an, dass es die Themen im Wahlprogramm sind. Knapp dahinter kommt mit 35 Prozent die Person, die zur Wahl steht. Für gerade einmal 17 Prozent ist die Parteizugehörigkeit aussschlaggebend.

Landrat: Ehrlichkeit, Werte und Erfahrung zählen

Vor allem Ehrlichkeit sollte eine gute Landrätin oder ein guter Landrat in den Augen der Teilnehmenden mitbringen: 84 Prozent haben das angegeben. Außerdem sollte sie oder er für gewisse Werte einstehen (76 Prozent). Wichtig ist für die Teilnehmenden auch die Erfahrung in der Politik (53 Prozent). Das Alter (16 Prozent) und das Aussehen (drei Prozent) spielen für kaum jemanden eine Rolle.

Was sich die Teilnehmenden außerdem von ihrem künftigen Landrat oder der künftigen Landrätin wünschen, schreiben sie in den Kommentaren:

Es braucht dringend eine Haltungsänderung seitens der öffentlichen Hand. Die Menschen sollten nicht mehr wie Bittsteller behandelt werden, sondern Staat, Land und Kommune sollten sich als Dienstleister begreifen, die verpflichtet sind jeden Menschen in diesem Land mitzunehmen und ihm/ihr eine gesunde Entwicklung zu ermöglichen.

Oliver D., 37 Jahre, Landkreis Meißen

Ich bin der Meinung, dass die Bedürfnisse, Interessen und Ideen der Menschen mehr Berücksichtigung in der Arbeit unserer Politiker brauchen.

Annette F., 57 Jahre, Landkreis Leipzig


Über diese BefragungDie Befragung vom 08.04.- 11.04.2022 stand unter der Überschrift:
Kommunalwahlen in Sachsen – worauf kommt es an?

Insgesamt sind bei MDRfragt 61.066 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 14.04.2022, 2.00 Uhr).

9.219 Menschen aus Sachsen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 156 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 1.555 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 3.910 Teilnehmende
65+: 3.598 Teilnehmende

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 3.969 (43 Prozent)
Männlich: 5.231 (57 Prozent)
Divers: 19 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 27. April 2022 | 19:00 Uhr