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Was fühlen und denken Männer eigentlich als Väter? Wir haben nachgefragt. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Das sagen die Väter"Das Schönste an Kindern ist die bedingungslose Liebe"

18. Mai 2023, 05:00 Uhr

Wenn es um Kinder geht, werden meist zuerst die Mütter befragt. Doch wie fühlen eigentlich die Väter? Wie erleben sie das Vatersein? Was ist das Schönste und das Härteste für sie? Wie verändert sich ihr Blick auf die Welt? MDR SACHSEN hat nachgefragt.

Kinderwagen schiebende Väter im Stadtbild, Papas als Ansprechpartner in Kitas, Männer in Elternzeit - erst langsam schiebt sich das ins kollektive Bewusstsein, auch in den Führungsetagen. Gleichberechtigung gilt schließlich in beide Richtungen.

Blogger und Tech-Spezialist Heiko aus Dresden kann sich noch genau an die Geburt seiner Tochter Hanna erinnern. Er hatte ja keine Ahnung, wie schmerzhaft und kompliziert das alles werden kann. Wie gar nicht selbstverständlich, wie knapp und doch so nah zwischen Leben und Tod. Mit einem Notkaiserschnitt kämpfte sich seine Tochter auf die Welt. Beeindruckt von einer Unfassbarkeit – er hatte eigentlich schon viel gesehen - und schlafdefizitär erschöpft, landete der Blogger in seiner Vaterschaft.

Schlaflose Nächte und viel Arbeit

"Am Anfang hast du schlaflose Nächste und viel Arbeit", erinnert sich der Vater der heute fünfjährigen Hanna. "Am Anfang überwiegen die Verpflichtungen. Viele Frauen erzählen, dass sie sofort innige Liebe verspüren – so war es bei mir nicht. Die Arbeit und die Verantwortung überwogen. Als Vater musst du dich selbst immer zurücknehmen, hast viel weniger Freizeit und musst auch mal spielen, wenn du müde bist und überhaupt keine Lust hast, zu spielen." Dies sei auch so, "wenn man den ganzen Tag gerackert hat – und sich endlich freut, einen Kaffee zu trinken".  

Papa – das war das erste Wort

Heiko erklärt weiter: "Um es betriebswirtschaftlich auszudrücken: Ab dem Alter von zwei Jahren begannen für mich die Rückflüsse – wenn die Kinder anfangen zu sprechen. "Ich werde nie den Moment vergessen, als ich meiner Tochter einmal spätabends in der Nacht Milch gegeben habe. Auf einmal schlägt sie die Augen auf und sagt 'Papa'. Das war das erste Wort, was ich von ihr gehört habe. Es war überwältigend."

Ich werde nie den Moment vergessen, als ich meiner Tochter einmal spätabends in der Nacht Milch gegeben habe. Auf einmal schlägt sie die Augen auf und sagt 'Papa'. Das war das erste Wort, was ich von ihr gehört habe. Es war überwältigend.

Heiko | Vater einer fünfjährigen Tochter

Bedingungslose Liebe durch nichts aufzuwiegen

Für den Tech-Spezialisten ist das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern von einer besonderen Bindung gezeichnet. "Es ist eine bedingungslose Liebe, die man hier empfängt, die durch nichts aufzuwiegen ist", erklärt Heiko. "Das ist nicht gleichzusetzen mit der Liebe zwischen Paaren. Bedingungslose Liebe bekommt man nur vom eigenen Kind."

Besonders spannend wurde es für Heiko ab dem vierten Geburtstag seiner Tochter. "Da beginnen die Kinder, eigene Gedanken zu entwickeln, manchmal auch kuriose Vorstellungen. Ab diesem Moment macht es dann richtig Spaß."

Liebe ohne Leistung

Bedingungslosigkeit ist auch das große Wunder, was Christoph an seiner Vaterschaft besonders erfüllt. "Das Schönste für mich ist die bedingungslose Liebe – in beide Richtungen", erklärt er MDR SACHSEN. "Dass man die Kinder liebt, ohne, dass sie etwas geleistet haben. Und umgekehrt: Dass man geliebt wird, ohne etwas zu leisten." Christoph ist Vater von zwei Kindern.

Dass man die Kinder liebt, ohne, dass sie etwas geleistet haben. Und umgekehrt: Dass man geliebt wird, ohne etwas zu leisten.

Christoph | Vater von zwei Kindern

Harte Gedulds- und Kraftproben

Abseits aller Euphorie kennt er jedoch auch die anstrengenden Seiten. "Anstrengend ist, dass man das Gefühl hat, immer funktionieren zu müssen und verantwortlich zu sein, rund um die Uhr, auch wenn man örtlich gar nicht anwesend ist", erklärt Christoph. "Das Härteste jedoch ist, dass man als Vater lernen muss, dass Dinge einfach nicht klappen – besonders, wenn bislang alles funktioniert hat."

Kinder würden das Leben der Eltern auf den Kopf stellen. "Kinder stellen Eltern vor harte Gedulds- und Kraftproben – weil man nicht schlafen kann und stundenlang Spielzeuge hinter sich herziehen muss." Der Schlafentzug sei hart, doch werde letztlich "an anderen Stellen wieder aufgehoben".

Zusammen herumblödeln

Sebastian ist Polizei-Kommissar und Vater von siebenjährigen Zwillingsjungen. "Schön ist es, mit den zwei Pupsnasen zu kuscheln und sich Trickfilme anzuschauen", erklärt er MDR SACHSEN. Schön sei es auch, "sich gemeinsam an Kleinigkeiten zu erfreuen oder einfach nur herumzublödeln". Es gebe jedoch auch ermüdende Momente. "Anstrengend ist, wenn man nach dem Urlaub feststellt, dass man Urlaub vom Urlaub braucht. Das war aber eher so, als sie noch klein waren."

Schön ist es, mit den zwei Pupsnasen zu kuscheln und sich Trickfilme anzuschauen. Schön ist es auch, sich gemeinsam an Kleinigkeiten zu erfreuen oder einfach nur herumzublödeln.

Sebastian | Vater von siebenjährigen Zwillings-Jungen

Von Verantwortung und wichtigen Entscheidungen

Für Robert gibt es weder "das Schönste", noch "das Anstrengendste". Der Vater dreier Kinder, einem zwölfjährigem und einem fünfjährigen Mädchen sowie einem achtjährigem Jungen, erklärt MDR SACHSEN: "Als anstrengend empfinde ich die kontinuierliche Verantwortung für jemand anderen außer sich selbst zu tragen und dass man damit verbunden ausnahmslos funktionieren muss." Dies betreffe sowohl Organisation als auch emotionale Belange und wichtige Entscheidungen wie die Wahl der Schule. "Man kann auch in der Pubertät von seinem Kind stark abgelehnt werden." Alles sei immer ein dynamischer Prozess, erklärt Robert.

Kuscheln und Geborgenheit

Für den promovierten Biologen gibt es auch nicht "das Schönste". "Man kann sich darüber freuen, dass das Kind Freunde findet und sich zufrieden im Alltag bewegt. Man kann sich ebenso freuen, wenn das Kind einen Kuchen backt, im Haushalt hilft oder seinen Humor entwickelt. Sehr schön ist es, wenn die Kinder kuscheln wollen und die Erwachsen ihr Gefühl der Geborgenheit spüren lassen."

Wenn sich der Charakter entwickelt

Der Sohn von Klaus ist mit seinen 25 Jahren bereits erwachsen. Für Klaus wird er jedoch immer "sein Sohn" bleiben. "Das Schöne am Vatersein ist, sein Kind aufwachsen zu sehen und die verschiedenen Phasen der Entwicklung zu erleben", erklärt er MDR SACHSEN. Das gemeinsame Fußballspielen oder das gemeinsame Fußballgucken seien zweifelsohne Highlights der Vater-Sohn-Beziehung. "Es ist schön zu sehen, wie das eigene Kind einen Charakter entwickelt und sich die Persönlichkeit ausprägt. Wenn sich aus einer kleinen Person ein charakterstarker erwachsener Mensch entwickelt."

Es ist schön zu sehen, wie das eigene Kind einen Charakter entwickelt und sich die Persönlichkeit ausprägt.

Klaus | Vater eines erwachsenen Sohnes

Von der Schwierigkeit, sich zu lösen

Schwierig ist Klaus zufolge jedoch, "sich von seinem Kind zu lösen und zu sehen, wie es langsam ernster wird und die Unbeschwertheit der jungen Jahre hinter sich lässt". Für Klaus ist klar: "Auch wenn die Kinder erwachsen sind, sorgt man sich immer weiter um bestimmte Aspekte. Das hört, glaube ich, nie auf."

* Die Perspektive der Mütter haben wir in einem Beitrag am Muttertag zusammengefasst.

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