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HeimatkundeInterview mit Expertin: Zu wenig Forschung zu Thüringer Dialekten

18. März 2019, 13:55 Uhr

In der Rhön verschmelzen Dialekte aus Hessen, Bayern und Thüringen. Nach Ansicht der Sprachwissenschaftlerin Almut König sprechen immer noch viele Menschen ihren Dialekt - vor allem im Süden Thüringens. Sie sieht aber Forschungslücken.

Die Dialektforscherin Almut König beklagt Lücken in der Erforschung Thüringer Dialekte. "Mit der Beendigung des Thüringer Wörterbuches in den 1990er-Jahren findet Dialektforschung in Thüringen praktisch nicht mehr statt", sagte König im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Dialektforscherin Almut König. (Archivbild) Bildrechte: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg/dpa

Zum Thüringer Tag des Brauches 2018 hielt die Wissenschaftlerin von der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg in Kaltenlengsfeld (Wartburgkreis) einen Vortrag mit dem Titel "Bu gäst du hi? Sonn mei mit dei geh? Mundart 2.0".

Ihrer Ansicht nach unterliegen die Dialekte des Freistaats einem stetigem Wandel, der dokumentiert werden sollte. Nachfolgend das Interview, das die Expertin damals der dpa gegeben hat, im Wortlaut.

Frage: Sie untersuchen fränkische Dialekte. Zwei davon werden auch in Thüringen gesprochen. Wo liegen die Unterschiede jenseits der ehemaligen innerdeutschen Grenze?

Antwort: Die innerdeutsche Grenze war eine Staats- und keine Sprachgrenze. Das Hennebergische und das Itzgründische sind von der Prägung her eher fränkische als thüringische Dialekte, die im Süden Thüringens gesprochen werden. Aber sie haben auch viele Gemeinsamkeiten mit thüringischen und hessischen Dialekten - gerade in der Rhön.

Welche Gemeinsamkeiten gibt es?

Mit dem Osthessischen hat das Hennebergische etwa den B-Anlaut gemeinsam, etwa bei Fragewörtern: Statt "Wo?" heißt es dann "Bu?" und statt "Warum?", "Baröm?". Diese Gemeinsamkeit zieht sich bis nach Nordhessen und das südliche Westfalen. Im Thüringischen gibt es das nicht.

Wie viele Dialekte gibt es im Freistaat?

Geht man von einer eher kleinräumigen Unterteilung aus, sind es neun.

Fast 40 Jahre lang waren die fränkisch geprägten Gebiete in Thüringen von denen in Bayern getrennt. Wie kommt es, dass die Art zu sprechen über so lange Zeit erhalten bleibt?

Eine Kollegin hat das vor etwa 20 Jahren untersucht. Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass sich in Thüringen die Mundart bei der älteren Generation eher verfestigte, während es im bayerischen Teil einen stärkeren Ausgleich gab.

Bei der jüngeren Generation aber war es umgekehrt: In Bayern haben die jungen Leute dialektale Merkmale beibehalten, in Thüringen orientierten sich die jungen Menschen eher an der Standardsprache. Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit, zu schauen, wie es sich entwickelt hat.

Warum eigentlich nicht?

Die Dialektforschung in Thüringen war früher sehr aktiv, es gab viele Untersuchungen. Aber mit der Beendigung des Thüringischen Wörterbuches in den 1990er-Jahren, findet die Dialektforschung in Thüringen praktisch nicht mehr statt. Auch großräumige Untersuchungen gibt es in Thüringen nicht mehr.

Das ist schade, weil ich auch erlebe, dass es gerade im Süden des Landes schon noch viele Leute gibt, die ihren Dialekt sprechen und das dokumentiert wissen wollen. Dialekt ist ja auch ein identitätsstiftendes Merkmal und gehört zur Kulturgeschichte des Landes.

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Quelle: MDR THÜRINGEN

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