Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Schutz der JüngstenKindeswohlgefährdung: Familiengerichte deutlich seltener aktiv

21. Juli 2022, 13:50 Uhr

von MDR THÜRINGEN

Die Familiengerichte in Thüringen haben im vergangenen Jahr deutlich seltener über Auflagen und Verbote gegenüber Eltern entschieden. Nach Angaben des Landesamtes für Statistik erteilten die Gerichte im Jahr 2020 noch in mehr als 2.000 Fällen Urteile wegen Kindeswohlgefährdung. Im vergangenen Jahr fällten die Gerichte hier noch 1.500 Urteile.

Letzten Endes entscheiden Gerichte

Bei Kindeswohlgefährdung geht es um den Schutz der Schwächsten: Ist ein Kind körperlich, geistig oder seelisch gefährdet, müssen das Jugendamt und notfalls auch das Familiengericht eingreifen. Das Gericht kann etwa die Eltern verpflichten, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und es kann als letztes Mittel den Eltern das Sorgerecht entziehen.

Kooperieren die Eltern nicht mit dem Jugendamt, kann es bei einer Kindeswohlgefährdung zu einem Gerichtsprozess kommen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / U. J. Alexander

Im vergangenen Jahr wurden deutlich weniger dieser Urteile verhängt. Auch die Zahl der Verfahren, in denen die Jugendämter eine Kindeswohlgefährdung prüften, ging erstmals seit Jahren zurück. Eine Erklärung dafür haben weder das zuständige Ministerium noch der Kinderschutzbund Thüringen.

Der Kinderschutzbund verweist allerdings darauf, dass in der Vergangenheit generell die Sensibilität der Menschen für eine mögliche Kindeswohlgefährdung gestiegen sei. Dadurch seien bis 2020 Jahr für Jahr den Behörden mehr Fälle gemeldet worden.

Keine Rückschlüsse auf tatsächliche Zahl gefährdeter Kinder

Unklar ist, ob die Rückgänge einem Personalmangel oder Verhandlungsstau bei den Gerichten oder auch der Corona-Pandemie und einer möglichen Dunkelziffer geschuldet sind. Die oben beschriebenen Zahlen lassen jedenfalls keinen Rückschluss zu, ob die Zahl tatsächlich gefährdeter Kinder gesunken oder gestiegen ist.

Die unklare Situation zeigt auch die Meldung des Zusammenschlusses Thüringer Kinder- und Jugendschutzdienste im vergangenen Herbst, wonach es mit Blick auf Vernachlässigung und Gewaltübergriffe auf Kinder durch die Corona-Pandemie definitiv ein großes Dunkelfeld geben dürfte.

Mehr zu Kindeswohlgefährdung

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 21. Juli 2022 | 10:00 Uhr