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Für ein Jugendticket müsste Thüringen zusätzlich 30 Millionen Euro pro Jahr aufbringen. Bildrechte: imago images/Michael Gstettenbauer

NahverkehrRot-Rot-Grün streitet über Jugendticket für Thüringen

17. November 2022, 19:23 Uhr

Thüringens Linke-Ministerpräsident Bodo Ramelow will als Ergänzung zum geplanten 49-Euro-Ticket eine nochmals günstigere Jugendvariante einführen. Das würde 30 Millionen Euro jährlich kosten. SPD und Grüne sind dagegen.

von MDR THÜRINGEN

Das von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) vorgeschlagene Thüringer Sonderticket für junge Menschen spaltet die rot-rot-grüne Regierungskoalition. Grüne und SPD äußerten sich am Donnerstag in Erfurt kritisch und verwiesen auf notwendige Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur.

Sie reagierten auf Angaben von Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij (Linke), wonach die Finanzierung eines landeseigenen 28-Euro-Tickets für junge Leute geprüft werde. Es könnte als Zuschuss zum bundesweit geplanten 49-Euro-Monatsticket für den Nahverkehr angeboten werden. Ramelow hatte erklärt, das Jugendticket sei für Schüler, Azubis und Studierende mit Wohn- oder Ausbildungsort in Thüringen gedacht. Azubi- und Semesterticket könnten damit ersetzt werden.

Schon das 49-Euro-Ticket kostet Thüringen Millionen

Das 49-Euro-Ticket, das jeweils zur Hälfte vom Bund und von den Ländern finanziert werden soll, würde Thüringen nach Angaben des Infrastrukturministeriums etwa 34 Millionen Euro jährlich kosten. Für ein 28-Euro-Jugendticket müsste das Land voraussichtlich weitere Mittel in Höhe von 30 Millionen Euro aufbringen.

Verwundert über die Ankündigung, ein zusätzliches Jugendticket einzuführen, ist Laura Wahl, verkehrspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Bündnis 90 /Grüne. Bildrechte: imago images/Karina Hessland

Grüne fordern besseres Angebot im Nahverkehr

Die Verkehrspolitikerin der Grünen-Fraktion, Laura Wahl, erklärte, für mehr Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) seien nicht nur günstige und einfache Tarife nötig, sondern das Angebot müsste besser und dichter werden.

"Als bündnisgrüne Landtagsfraktion sind wir angesichts dieser Herausforderungen verwundert über die Ankündigung von Ministerpräsident Ramelow", sagte Wahl. Die Grünen verlangten, für jeden Euro in günstige Tarife mindestens einen Euro in den Ausbau des Bus- und Bahn-Angebots und in die Nahverkehrsinfrastruktur zu stecken.

Bahn-Projekte von Regierung nicht umgesetzt

Die Grünen-Abgeordnete sagte, junge Menschen im ländlichen Raum machten immer wieder deutlich, dass ihr Problem nicht der Preis sei, sondern vor allem, dass am Wochenende meist überhaupt kein Bus fahre.

Viele Ankündigungen der Regierung wie ein Bahnknoten Jena oder die Reaktivierung von Regionalstrecken seien in den letzten Jahren praktisch nicht umgesetzt worden. Die Grünen schlugen einen Bus-Bahn-Pakt vor, der eine verlässliche und langfristige Finanzierungsperspektive für den ÖPNV in Thüringen schaffen solle.

Ein Jugendticket einzuführen, hieße für SPD-Verkehrspolitiker Lutz Liebscher, den zweiten vor dem ersten Schritt zu gehen. Bildrechte: MDR/Lutz Liebscher

SPD findet Debatte überflüssig

Eher eine Absage an ein 28-Euro-Ticket kam auch vom SPD-Verkehrspolitiker Lutz Liebscher: "Wir brauchen jetzt keine Debatte, welche die Einführung des 49-Euro-Tickets im Frühjahr 2023 überlädt und damit verzögert." Viele Fragen dazu müssten durch das Ministerium mit den Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünden geklärt werden.

Gleichzeitig müssten neue Busse und Bahnen angeschafft, Oberleitungen, Schienen und Infrastruktur erneuert werden. "Ein Mobilitätsticket für junge Menschen wäre der zweite Schritt vor dem ersten", erklärte Liebscher. Laut Infrastrukturministerium wird geprüft, ob ein 28-Euro-Ticket durch einen Landeszuschuss zum bundesweiten 49-Euro-Ticket möglich gemacht werden kann.

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MDR/dpa (co)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. November 2022 | 18:00 Uhr

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