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Auch dieser Minibagger wurde von Alexander M. unterschlagen. Das Gerät ist inzwischen wieder beim Besitzer. Von Alexander M. fehlt noch jede Spur. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

FahndungErfurter wegen mutmaßlicher Unterschlagung von Baumaschinen von der Polizei gesucht

20. Februar 2024, 18:00 Uhr

Ein Täter aus Erfurt hat in mehreren Bundesländern hochwertige Baumaschinen, Transporthänger und Wohnwagen bei Firmen gemietet und nach Ablauf der Frist nicht wieder zurückgebracht. Seine Spur führt nach Spanien. Die Polizei Erfurt fahndet nach ihm.

Bisher 150.000 Euro Sachschaden

Die Polizei Erfurt fahndet mit Hilfe von Kripo live nach Alexander M. aus Erfurt, der Baumaschinen bei Anbietern in mehreren Bundesländern angemietet und dann einbehalten hat. Der Schaden beläuft sich nach Medienberichten auf 150.000 Euro. Bereits am 17. Dezember hatten sich die Ermittler in Kripo live an die Öffentlichkeit gewandt, um den Täter und die mutmaßlich unterschlagenen Sachen ausfindig zu machen.

"Wir ermitteln wegen gewerbsmäßigen Betrugs", sagt Julia Neumann, Pressesprecherin der Landespolizeiinspektion Erfurt. Der Gesuchte sei in der Vergangenheit schon "mehrfach wegen Betrugsstraftaten, Bedrohung und Diebstahl in Erscheinung getreten".

Chatgruppe Betroffener recherchiert auf eigene Faust

Technikvermieter Michael Müller aus Ohrdruf in Thüringen ist einer der Geschädigten. Er hatte Alexander M. am 14. Oktober 2023 zwei Geräte, einen Betonmischer und eine Rüttelplatte, ausgeliehen. Vor Vertragsabschluss ließ er sich den Personalausweis zeigen und recherchierte im Netz nach der Firma des Erfurters, die ihm auch seriös erschien. "Die Situation war stimmig", blickt Müller in Kripo live zurück. Die vereinbarte Kaution war bezahlt, alles ging seinen Gang, bis die Frist zur Rückgabe der Maschinen verstrich und er sie nicht wiedersah.

Technikvermieter Michael Müller hatte Alexander M. auch mehrere Geräte verliehen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Müller machte sich daraufhin auf zur Wohnung des Erfurters, traf ihn dort aber nicht an. Nachbarn zeigten sich jedoch gesprächsbereit und eröffneten ihm, dass er nicht der Erste in der Sache sei. "Die haben mir erzählt, dass da schon mehrere Leute hier gewesen sind, die ihn suchen. Und er hat mir die Telefonnummer von einem Betroffenen gegeben", erinnert sich der Fahrzeughändler in Kripo live. Daraufhin sei er mit einigen Geschädigten in Kontakt gekommen, die sich in einer Chatgruppe organisiert haben.

Geschädigter fährt nach Spanien und findet seinen Wohnwagen

Der Austausch der Geschädigten zeigte, dass Alexander M. an mindestens fünf verschiedenen Orten bundesweit mutmaßlich weitere Unterschlagungen begangen hatte. Und die Chatgruppe der Betroffenen wuchs. Sie recherchierte auf eigene Hand und konnte so ermitteln, dass sich der Gesuchte auf einem Campingplatz im spanischen Gandia in der Nähe von Valencia befinden muss. Von dort aus hatte er auf einem spanischen Kleinanzeigenportal die mutmaßlich unterschlagenen Baumaschinen unter dem Firmennamen "Costa Blanca Maschinenvermietung" angeboten. "Wir haben verschiedene Maschinen, groß und auch klein, zum Mieten und Sparen", habe auf Deutsch in den Anzeigen gestanden, sagt Müller.

Den Wohnwagen, in dem er dort hauste, hatte Alexander M. am 19. Oktober 2023 bei Wohnwagenverleiher Jan Knopf in Hattorf im Harz gemietet und nicht zurückgebracht. Auch dieser war im "Recherchenetzwerk" der Chatgruppe. "Ich habe mir mehr oder weniger Wochen lang nichts anderes vorgenommen, als diesen blöden Anhänger zu finden", sagt Knopf. Der entscheidende Tipp kam von einem Spediteur, der Maschinen im guten Glauben für Alexander M. nach Spanien transportiert , dafür aber kein Geld erhalten hatte.

Knopf fuhr selber nach Gandia. Mulmig war ihm dabei schon: "Vor allem wenn man die ganzen Vorgeschichten gehört hat, dass der Täter schon die eine oder andere körperliche Auseinandersetzung hatte." Mit Hilfe der spanischen Polizei ließ er seinen inzwischen ramponierten Wohnwagen dann öffnen und beschlagnahmen. Darin wurden auch große Mengen Crystal Meth gefunden. Nach der Spurensicherung konnte Knopf ihn Dezember letzten Jahres wieder nach Deutschland mitnehmen. Darüber hatte Kripo live am 17. Dezember auch berichtet.

Der Wohnwagen konnte von der spanischen Poizei sichergestellt werden. Darin hatten die Ermittler auch Drogen entdeckt. Bildrechte: privat

Nach Fahndung in Kripo live meldet sich Geschäftspartner von Alexander M. und verrät weitere Verstecke

René Götz holte sich seine Maschinen zurück. Bildrechte: MDR/Kripo live

Auch Baumaschinenvermieter René Götz aus Sondheim ist einer der Geschädigten. Bei ihm hatte Alexander M. mutmaßlich einen Minibagger, einen Minidumper und einen Spezialanhänger unterschlagen. Auch er berichtete im Dezember in Kripo live darüber. Nach der Ausstrahlung meldete sich ein Bekannter von Alexander M., der mit ihm eine Gartenbaufirma in Spanien betreibt. René Götz bekam ein Video zugespielt, dass den Bekannten mit dem mutmaßlich unterschlagenen Bagger von René Götz zeigte.

Das Bild zeigt Alexander M. bei der Anmietung von Baggertechnik in Leimen in Baden-Württemberg. Bildrechte: privat

Der Mann habe ihm auch gesagt, wo seine Geräte zu finden seien. "Er hat uns die Koordinaten gegeben, hat uns gesagt, wo unser Baumaschinenanhänger in Spanien ist und wo unser Bagger ist", so Götz. Darüber habe er die Ermittler vor Ort informiert und sich selber auf den Weg gemacht. Mithilfe der spanischen Polizei konnte er beides in der Nähe von Gandia auffinden und wieder nach Hause bringen.

Nachdem Götz erneut einen Tipp über den Verbleib von seinem verschwundenen Motordumper bekommen hatte, fuhr er ein weiteres Mal nach Spanien, ebenfalls Richtung Gandia. In einer Halle entdeckte er dann auch fast alle vermissten Maschinen und schaffte es, auch diese nach Deutschland zu bringen und den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben.

Zeugen gesuchtWer kann etwas zum Verbleib von Alexander M. sagen? Die Kripo Erfurt bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 0361 574 324 602 zu melden (es können Kosten für Anrufe ins Festnetz anfallen). Aber auch jede andere Dienststelle nimmt Hinweise entgegen.

Rechtsanwalt warnt vor rechtswidriger Selbstjustiz

Rechtsanwalt Jan Siebenhüner warnt vor zu viel Eigeninitiative, die zu rechtswidriger Selbstjustiz werden könne: "Es kann, gerade wenn man mit organisierter Kriminalität am Ende zu tun hat, sehr gefährlich werden."

Rechtsanwalt Jan Siebenhüner warnt davor, dass man mit Selbstjustiz selber Rechtsbruch begeht. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Auch zivilrechtlich könne es zu "abstrusen Konstellationen kommen". Nämlich wenn man: "dem Täter den Gegenstand auf zivilrechtlichem Weg zunächst erstmal zurückgeben muss, weil man in der sogenannten verbotenen Eigenmacht gehandelt hat." Ein Dilemma, wie er auch weiß, weil die Strafverfolgungsbehörden oft viel zu lange bräuchten, um vor Ort einzugreifen. Gerade wenn sich wertvolle Baumaschinen im Ausland befinden und "man dann ganz schwer diese Geräte zurückbekommt."

MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Umschau | 20. Februar 2024 | 20:15 Uhr