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Ab 2025Grüner Wasserstoff: Fernwärme aus erneuerbaren Energien für Erfurt

10. Juni 2022, 16:56 Uhr

Ab 2025 soll die Fernwärme in Erfurt zu 40 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Auf den Windfeldern in Kirchheilingen im Unstrut-Hainich-Kreis soll dafür grüner Wasserstoff gewonnen werden. Indem der Strom aus den Windparks zur Erzeugung von Wasserstoff genutzt wird.

von Thomas Kalusa, MDR THÜRINGEN

Die Zukunft kommt manchmal schneller, als man denkt. Schon 2025 kann in Erfurt die Fernwärme zu 40 Prozent aus regenerativer Energie gewonnen werden. Möglich macht das grüner Wasserstoff, der auf den Windfeldern oberhalb von Kirchheilingen im Unstrut-Hainich-Kreis gewonnen wird. Und damit die Fernwärme nicht nur dann kommt, wenn dort der Wind weht, will man den alten riesigen unterirdischen Gasspeicher bei Kirchheilingen nutzen.

Erdgasspeicher sollte 2018 geschlossen werden

Eigentlich gab es keine Zukunft für den Erdgasspeicher zwischen Marolterode und Kirchheilingen. Der sogenannte Porenspeicher sollte 2018 endgültig geschlossen werden. Die Firma VNG Gasspeicher (VGS) hatte dafür wirtschaftliche Gründe angeführt. Als Porenspeicher, der wie ein Schwamm aufgebaut ist, sei er nicht so flexibel einsetzbar wie ein Kavernenspeicher hieß es. Jahrzehntelang war das ehemalige Gasfeld nach seiner Ausbeutung als Speicher genutzt worden. Nun wollte man es sicher verwahren. 

Was sind Kavernenspeicher und Porenspeicher?

Kavernenspeicher sind künstlich angelegte Hohlräume in unterirdischen Salzformationen. Das Salz garantiert eine natürliche gasundurchlässige Barriere. Mit Tiefbohrungen und kontrollierter Wasserzufuhr werden die Räume ausgeholt. Es entstehen Hohlräume von bis zu 500 Metern Höhe, in denen Flüssigkeiten oder Gase gespeichert werden können.

Porenspeicher sind natürliche Lagerstätten, die sich zur Speicherung von Gas eignen. Sie befinden sich in porösem Gestein, in dem das Gas ähnlich einem stabilen Schwamm aufgenommen und eingelagert wird. Bei der Speicherung wird das Gas mit großem Druck in winzige Poren der Gesteinsschicht geleitet.

Strom zur Erzeugung von Wasserstoff

Doch es gab auch andere Ideen, so Martin Schreiber, Pressesprecher der Thüringer Energie AG (Teag). In Zusammenarbeit mit der Bauhaus Universität Weimar und dem Thüringer Umweltministerium entwickelte man letztes Jahr das Konsortium TH²ECO. Mit dabei sind etwa die Windanlagenbetreiber Boreas und Green Wind, die Stadtwerke Erfurt, das Güterverkehrszentrum GVZ und die Ferngas Netzgesellschaft.

Der Strom aus den Windparks von den Heilinger Höhen soll, sofern er nicht direkt ins Netz eingespeist wird, künftig in zwei 20-Megawatt-Elektrolysatoren geleitet werden. Dort wird mit Hilfe des aus dem Wind erzeugten Stroms per Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Der so gewonnene Wasserstoff soll dann über eine 42 Kilometer lange Erdgasleitung, die schon vorhanden ist, in das GuD Heizkraftwerk in Erfurt geleitet werden.

Gleichzeitig wird der Erdgasspeicher, der ein Volumen von 240 Millionen Kubikmetern hat, mit überschüssigem Wasserstoffgas gefüllt. Mario Türke, der Leiter des Heizwerkes, rechnet damit, so 40 Prozent der Einwohner von Erfurt mit wasserstoffgenerierter Fernwärme versorgen zu können.

Weitere umgestellte Ferngasnetze ab 2030

Für die Teag ist das TH²ECO Projekt der Start eines Marktmodells, bei dem verschiedene Erzeuger grünen Wasserstoff in eine kontinuierlich wachsende Leitungsstruktur einspeisen. Schon 2025 kann dieses Projekt für Erfurt an den Start gehen. Ab 2030 sollen weitere auf Wasserstoff umgestellte Ferngasnetze hinzukommen. Die Zukunft hat also schon begonnen.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 10. Juni 2022 | 19:00 Uhr

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