Mutmaßlicher MachtmissbrauchNach Abberufung von Generalintendant: Theaterbetrieb in Erfurt vorerst gesichert
Nach der Beurlaubung von Generalintendant Guy Montavon läuft der Betrieb am Erfurter Theater weiter. Auch die Premiere der Oper "Rusalka" ist gesichert. Zudem veröffentlichte die Stadt weitere Untersuchungsergebnisse in Sachen Rechts- und Regelverstöße.
Nach dem Abberufen von Generalintendant und Verwaltungschefin hat die Stadt Erfurt über das weitere Vorgehen am Theater informiert. Demnach übernehmen zunächst der Stellvertretende Generalintendant Malte Wasem und Kulturdezernent Tobias Knoblich die Geschäfte. Am Montag habe der Leitungskreis des Theaters zusammengesessen und das operative Geschäft geordnet, hieß es. Der laufende Betrieb sei gesichert, ebenfalls die Premiere der Oper "Rusalka" am 27. Januar und deren weitere Aufführungen.
Zugleich veröffentlichte die Stadt weitere Ergebnisse der Untersuchungen. Die Rede ist dabei von einer "nicht zeitgemäßen Führungskultur", bei der sich die Macht vollkommen in Richtung des Generalintendanten Guy Montavon verschoben habe. Ein Neustart mit der derzeitigen Werkleitung sehe die Kanzlei als nicht möglich an, heißt es.
Keine Hinweise auf Vertuschung
Außerdem habe es keine Hinweise darauf gegeben, dass Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) oder der zuständige Beigeordnete kritische Vorfälle vertuscht oder eine Aufklärung verhindert hätten. Detailliert können nach wie vor nur die Mitglieder des Werkausschusses Theater die Ergebnisse der Analyse anschauen.
Die Stadt hatte am Freitag Montavon und die Verwaltungsdirektorin Angela Klepp-Pallas vorübergehend beurlaubt. Begründet wurde dieser Schritt mit dem vorliegenden Untersuchungsbericht einer Berliner Rechtsanwaltskanzlei, den die Stadt nach Vorwürfen mutmaßlicher sexueller Übergriffe und Machtmissbrauch am Erfurter Theater in Auftrag gegeben hatte. Der Bericht stellte Rechts- und Regelverstöße fest, aber keine verfolgbaren Straftaten.
Stadt und Land wollten weiteres Vorgehen absprechen
Am Dienstag wollen Vertreter von Stadt und Land das weitere Vorgehen absprechen. Das Land muss eine schriftliche Stellungnahme abgeben, das ist im gemeinsamen Finanzierungsvertrag so festgelegt. Am 31. Januar tagt der Werkausschuss erneut, dann sollen Vertreter der Kanzlei, des Personalrats am Theaters sowie die Werkleitung selbst angehört und befragt werden.
Montavon und Klepp-Pallas sind vorerst bis zur nächsten Stadtratssitzung am 7. Februar von ihren Aufgaben entbunden worden. In Rede stehe aber bereits jetzt öffentlich eine Abberufung der Werkleitung durch den Stadtrat, was den Möglichkeiten dieses Gremiums entspreche, hieß es von der Stadt.
Mehr zum Theater Erfurt
MDR (kk/jn)/dpa
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 22. Januar 2024 | 19:00 Uhr