MillionendefizitFinanzkrise am Theater Erfurt: Stadt beauftragt weitere Prüfung
Die Stadt Erfurt will die Finanzen des Theaters nun auch extern untersuchen lassen. Der Auftrag an die Wirtschaftsprüfer umfasst auch einen Vertrag, mit dem sich das Theater vom Generalintendanten Montavon trennen kann.
Das in schweren Finanznöten steckende Theater Erfurt soll von einer Anwaltskanzlei durchleuchtet werden. Das hat der Stadtrat nach Angaben aus dem Rathaus beschlossen. Die Stadt hat daraufhin die Kanzlei PricewaterhouseCoopers Legal beauftragt. Ein Zwischenbericht soll dem Stadtrat Ende April vorgestellt werden.
Die Kanzlei soll in ihrer extern untersuchen, ob das Theater wirtschaftlich zukunftsfähig ist und ob die Kontrollstrukturen ausreichend sind. Außerdem sollen die Anwälte einen Aufhebungsvertrag für den Generalintendanten Guy Montavon erarbeiten, damit die Zusammenarbeit beendet werden kann.
Kontrolle der Theater-Finanzen offenbar mangelhaft
Bisher analysieren bereits mehrere städtische Rechnungsprüfer die Finanzsituation am Theater, das der Stadt gehört. Sie haben nach Angaben der "Thüringer Allgemeine" festgestellt, dass es beim Finanzcontrolling an grundlegendsten Standards fehlt.
Die finanzielle Schieflage am Theater war Ende des Vorjahres bekannt geworden. Montavon hatte im November ein Millionendefizit eingeräumt. Daraufhin verhängte die Stadt als Eigentümerin eine Haushaltssperre am Theater über eine Million Euro für 2024.
Personal-Verschiebungen in Erfurt
Die Verwaltungschefin am Theater, Angela Klepp-Pallas, musste bereits gehen. Sie erhält nach früheren Angaben der Stadt eine andere Aufgabe in der Stadtverwaltung. Montavon soll noch bis Sommer bleiben, wurde aber teilweise vom Stadtrat entmachtet. Er ist gegenwärtig noch künstlerischer Leiter, hat aber zum Beispiel keine Personalverantwortung mehr. Als neue Werkleitung führen das Erfurter Theater seit Februar kommissarisch Malte Wasem und Christine Exel, die zuvor langjährige Controllerin bei den Erfurter Stadtwerken gewesen ist. Wasem war Stellvertreter von Montavon.
Tobias Knoblich (parteilos) als Kulturdezernent der Stadt Erfurt unterstützt, dass eine externe Anwaltskanzlei eingesetzt wird: "Offensichtlich ist es so, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Controllinginstrumente nicht ausreichen, den Werkausschuss umfassend in die Lage zu versetzen, den Betrieb zu steuern." Der vom Stadtrat beauftragte Werkausschuss ist das Kontrollgremium für das Theater.
Eine andere Anwaltskanzlei hatte zuvor bereits unabhängig davon die Missbrauchsvorwürfe am Theater untersucht. Der Stadtrat kündigte an, die Ergebnisse zu veröffentlichen. Doch bisher sind die Ergebnisse des Gutachtens mit Hinweis auf Datenschutz und Persönlichkeitsrechte weiterhin unter Verschluss.
Zuvor hatte im vergangenen Herbst die damalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Mary-Ellen Witzmann, die Vorwürfe mutmaßlich sexuell motivierter Pflichtverletzungen gegenüber Frauen am Theater öffentlich gemacht. Die Stadt hatte Witzmann daraufhin mit dem Vorwurf, sie habe eigenmächtig gehandelt, fristlos gekündigt. Gegen ihre Entlassung wehrt sich Witzmann derzeit gerichtlich.
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MDR (rom)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 23. Februar 2024 | 13:00 Uhr
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