"Wellemachen"Neues feministisches Forum in Weimar setzt sich für gerechtere Musikindustrie ein
In Weimar findet am 25. Mai zum ersten Mal ein feministisches Forum für die Musikbranche statt. Die Veranstaltung "Wellemachen" will zeigen, wie Feminismus die Musikbranche gerechter machen kann. Auf dem Programm im Weimarer Lichthaus Kino steht unter anderem ein Konzert der Leipziger Band "Karl die Große" und eine Lesung des Buchs "Row Zero" von Journalistin Lena Kampf.
- In Weimar findet zum ersten Mal das feministische Forum für die Musikbranche "Wellemachen" statt.
- Die Vorwürfe gegenüber der Band Rammstein und deren Sänger Till Lindemann haben das Thema Machtmissbrauch in der Musikindustrie zuletzt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.
- Das Forum soll ein Ort zum Austausch für Menschen sein, die sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit einsetzen.
Welche Chancen birgt der Feminismus für die Musikindustrie? Mit dieser Frage beschäftigt sich das feministische Forum für die Musikbranche "Wellemachen". Organisiert wird es von den sächsischen und thüringischen Regionalverbände der Initiative "Music Women* Germany". Die Veranstalterinnen wollen beleuchten, welche Chancen der Feminismus für die Musikbranche birgt. Dafür laden sie in das Lichthaus Kino in Weimar ein, um zu diskutieren, zu netzwerken und sich inspirieren zu lassen.
Kritik an zu wenig Frauen auf Festivalbühnen
Auf dem Programm von "Wellemachen" stehen Workshops, eine Lesung, eine Ausstellung und Konzerte – unter anderem von der Leipziger Band "Karl die Große". Deren Leadsängerin Wencke Wollny findet es wichtig, mehr über Geschlechtergerechtigkeit in der Musikbranche zu sprechen. "Wir haben immer noch die Problematik, dass es bei großen Festivals kaum FLINTA-Bands als Headliner gibt", erklärt sie.
(Anm. der Redaktion: FLINTA steht für Frauen, Lesben, nichtbinäre, transgeschlechtliche, intersexuelle und asexuelle Personen)
Dass Frauen auf Festivalbühnen unterrepräsentiert sind, belegt eine Studie der Malisa-Stiftung: Der Anteil von Frauen, die im Jahr 2022 auf deutschen Festivals aufgetreten sind, lag bei nur 16 Prozent.
Auch im Berufsalltag erfahre sie Diskriminierung, berichtet die Musikerin. "Ich glaube, viele von uns haben schon gelernt, das gut wegzuatmen – sei es jetzt Mansplaining oder Vorurteile, die einem manchmal bei der Arbeit begegnen. Ich glaube wirklich, dass es ein ganz dringliches Thema ist, da weiter voranzukommen und die Diskriminierung und die Gewalt aufzuarbeiten, die da passiert", betont Wollny.
Ich glaube wirklich, dass es ein ganz dringliches Thema ist, da weiter voranzukommen und die Diskriminierung und die Gewalt aufzuarbeiten, die da passiert.
Wencke Wollny, Sängerin von "Karl die Große"
Machtmissbrauch in der Musikindustrie
Auch Journalistin Lena Kampf ist am Samstag in Weimar und liest aus ihrem Buch "Row Zero: Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie", das sie gemeinsam mit Co-Autor Daniel Drepper geschrieben hat. Darin geht es um systematischen Machtmissbrauch in der Musikbranche. Ein Thema, das vor allem im vergangenen Jahr mit den Vorwürfen gegenüber der Band Rammstein und deren Sänger Till Lindemann in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist.
"Diese Vorwürfe haben etwas an die Oberfläche transportiert, was natürlich schon viel länger in der Branche da ist, aber immer ein bisschen unter dem Radar geblieben ist", erklärt Susann Hommel, "Wellemachen"-Mitorganisatorin und Vorstand von Music Women* Sachsen. "Und wir haben gemerkt, dass es sehr viel Redebedarf gibt, aber auch Bedarf nach Hilfe, nach Lösungen, nach ganz grundsätzlich anderen Strukturen, um sicherer und gerechter in dieser Branche arbeiten zu können."
Diese Vorwürfe haben etwas an die Oberfläche transportiert, was natürlich schon viel länger in der Branche da ist, aber immer ein bisschen unter dem Radar geblieben ist
Susann Hommel, Mit-Organisatorin von "Wellemachen"
Um diesen Bedürfnissen Raum zu geben, wurde "Wellemachen" ins Leben gerufen, so Hommel. Das Forum solle einen Ort schaffen für Menschen, die sich gemeinschaftlich damit auseinandersetzen wollen, wie die Musikbranche durch Feminismus besser gemacht werden kann.
Weimar als Ort der Demokratie
Den Veranstaltungsort in Weimar haben die Veranstalterinnen bewusst ausgewählt. "Weimar als prägender Ort für die Geschichte der Demokratie ist ideal, um das Veranstaltungsformat das erste Mal stattfinden zu lassen", erklärt Anna-Lena Öhmann, Gründerin von Music Women* Thüringen und Mit-Organisatorin von "Wellemachen". "Schon 1919 wurden relevante feministische Meilensteine in der Stadt erreicht: Gleichstellung von Frau und Mann in der Verfassung, sowie Frauen in neuer gesellschaftlicher Rolle: Als Wählerinnen und Abgeordnete."
Für eine gerechtere Musikbranche
"Music Women* Germany" ist der bundesweite Dachverband aller sich als weiblich und nicht-binär identifizierenden Personen in der deutschen Musikbranche. "Wellemachen" wird von den Regionalverbänden Thüringen und Sachsen organisiert und richtet sich an alle Menschen, die sich konstruktiv zum Thema Feminismus in der Musikbranche austauschen wollen – unabhängig von ihrem Geschlecht.
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | Kultur Kompakt | 24. Mai 2024 | 13:30 Uhr