ForschungsprojektTempo 30 auch auf Hauptverkehrsstraße: Heiligenstadt will Autos umleiten
Um den Durchgangsverkehr aus der Stadt zu verbannen, setzt Heiligenstadt auf Tempo 30 - auch auf Hauptverkehrsstraßen. Ein Forschungsteam begleitet den Test im Auftrag des Bundes.
Die Petristraße in Heiligenstadt wird in den kommenden Monaten Teil eines Bundesforschungsprojekts. Ziel ist es, Tempo-30-Zonen auch auf Hauptverkehrsstraßen in den Städten zu testen und so den Verkehr aus den Innenstädten auf bereits bestehende Ortsumfahrungen zu lenken. Denn das wurde in den vergangenen Jahren für Heiligenstadt ein immer größeres Problem. Dabei hatte die Stadt einiges unternommen, um die Lebensqualität zu verbessern.
Autofahrer nutzen Ortsumfahrung nicht
So ist die Ortsumfahrung der Kreisstadt seit der Freigabe der sogenannten Westspange im Jahr 2014 komplett. Und auch der Schwerlastverkehr war mit Verbotsschildern aus der Innenstadt verbannt worden. Vorbei auch die Zeiten, als sich, wie vor dem Autobahnbau, noch bis zu 30.000 Fahrzeuge täglich durch die Stadt wälzten.
Heiligenstadts Bürgermeister Thomas Spielmann erklärte MDR THÜRINGEN, dass der Verkehr auf der ehemaligen Bundestraße 80 dank der Westspange auf rund 5.000 Fahrzeuge pro Tag zurückgegangen war. Doch in den vergangenen Jahren sparten sich offenbar immer mehr Autofahrer die längere Strecke über die Ortsumfahrungen. Mittlerweile nutzen wieder 10.000 Fahrzeuge am Tag den direkteren Weg in Ost-West-Richtung über die alte B80 - mitten durch die Stadt.
Das soll nun wieder anders werden. Autos, die kein Ziel in der Stadt selbst haben, sollen außen vor bleiben, so Spielmann. Tempo 30 ist da nur der erste Schritt. Auch die Ampelphasen wurden so verändert, dass keine grüne Welle mehr entsteht.
Verkehrsabläufe auf Video aufgezeichnet
Die Wissenschaftler im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums haben schon seit Monaten die Verkehrsabläufe in der Petristraße analysiert und die Verkehrsabläufe in der Woche vor Beginn des Tempo-30-Versuchs per Video aufgezeichnet. Der Leiter der Unteren Straßenverkehrsbehörde Heiligenstadt, Thomas Fleischhauer, erklärt, dass unter anderem die Verkehrssicherheit, das Verhalten von Radfahrern und Fußgängern sowie die Luftqualität Teil der Forschung sind.
Nun wartet die Stadtverwaltung gespannt auf Veränderungen. Bis Ende April läuft der Versuch, der am Ende ebenfalls per Video dokumentiert wird. Und man ist in Heiligenstadt außerdem ein bisschen stolz, neben den größeren Städten Leipzig, Aachen, Saarbrücken und Mönchengladbach als einzige Kleinstadt an dem Bundesforschungsprojekt teilzunehmen. Die Auswertung soll im Sommer vorliegen, so Fleischhauer.
Bürgermeister Spielmann weist übrigens Kritik zurück, dass Heiligenstadt eigene Blitzer aufstellen könnte, um die Stadtkasse aufzufüllen. Das werde man nicht tun, versprach er. Aber was die Polizei macht, das habe er nicht in der Hand.
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MDR (nis)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit des Tages | 14. Dezember 2022 | 18:00 Uhr
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