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ArchäologieRätselhafte Gräben aus der Bronzezeit im Kyffhäuserkreis

03. August 2022, 02:28 Uhr

Wissenschaftler vom Thüringer Landesamt für Archäologie sind in Artern im Kyffhäuserkreis einem Rätsel auf der Spur. In der Bronzezeit vor etwa 3.000 Jahren wurden hier kilometerlange Gräben angelegt. Doch wozu waren sie gedacht? Entdeckt wurden sie etwa in Nordthüringen und England.

von Thomas Kalusa, MDR THÜRINGEN

Was ist da bloß los gewesen vor rund 3.000 Jahren in der Nähe von Artern im Kyffhäuserkreis. Das fragen sich zur Zeit Wissenschaftler vom Thüringer Landesamt für Archäologie. Schon vor Jahren hat man dort mit Luftaufnahmen regelmäßige, parallel verlaufende Gräben entdeckt.

Ähnliche Gräben auch in England gefunden

Die Gräben verlaufen teilweise über Kilometer, manchmal sind sie versetzt oder im rechten Winkel zu den Übrigen. Doch wozu waren sie gedacht? Das ist auch heute noch nicht klar. Grabungstechnikerin Sandra Schneider sagt, diese Formationen sind bekannt.

Aber man fand sie bisher nur von Nordthüringen bis hoch nach Magdeburg. Und bekannt sind sie auch in England. Dort heißen sie "pit alignments" was so viel bedeutet wie "Grubenausrichtungen". Man sieht sie in England als prähistorisches Monument, versteht aber auch dort nicht, was das soll.

Deshalb hat das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) die Gelegenheit ergriffen, weiter zu forschen, als bei Artern ein neues Industriegebiet genau auf diesen Flächen geplant wurde. Bis 2024 haben die Archäologen noch Zeit, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Verbindung zur Himmelsscheibe von Nebra unwahrscheinlich

Klar ist, dass die Gräben, die vielleicht auch mit Holzstämmen eine Abtrennung bildeten, in der späten Bronzezeit vor etwa 3.000 Jahren entstanden sind. Grabungsleiter Robert Knechtel sagt, schon alleine deshalb ist eine Verbindung zu der kultischen Himmelsscheibe von Nebra sehr unwahrscheinlich, auch wenn Nebra nur rund 30 km entfernt liegt.

Funde hat man in den letzten Wochen noch keine gemacht, sagt Knechtel. Aber man sei ja noch ganz am Anfang. Mit einem Bagger wird auf dem Acker die Humusschicht bis zum Lehm abgekratzt, dann kann man Verfärbungen im Lehm erkennen. Dort hat der Mensch gegraben und vielleicht irgendwelche Zäune gesetzt.

Es sei jedenfalls sehr aufwendig gewesen und es brauchte viele Arbeitskräfte. Interessant sind Verbindungsstücke zwischen den langen Gräben, so Sandra Schneider. Hier und an den Enden der Gräben könnten tatsächlich auch religiöse Funde vermutet werden. Denn für die Menschen damals war auch die Landwirtschaft ohne den Beistand einer höheren Macht nicht denkbar.

So etwas wie die Stonehenge?

War es also so etwas wie die Stonehenge, nur nicht mit dicken schweren Steinen, sondern mit Gräben? Oder war es irgendeine Frucht, die nur in solchen Formationen wuchs. Tonscherben oder Ähnliches hat man jedenfalls noch nicht gefunden. Auch keine Hinweise auf Siedlungen in direkter Nähe. Untypisch, wenn es sich um ein landwirtschaftliches Gebilde in der Bronzezeit handelt. Fakt ist wohl auch, dass die Gegend früher eher feucht und sumpfig war, das zeigen alte Karten aus dem 17. Jahrhundert.

Die Archäologen hoffen, dass da noch was kommt. Auf 17 Hektar wird die "pit alignment" Anlage vermutet. Auch dort, wo man keine geomagnetischen Hinweise gefunden hat, waren Teile solcher Anlagen zu finden. Mindestens zwei Jahre kann noch gebuddelt werden, bis dort ein Industriegebiet entsteht.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 02. August 2022 | 19:00 Uhr

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