Mönchpfiffel-NikolausriethWie weiter nach dem Hochwasser in Nordthüringen? Anwohner warten auf Konzept
Die Anwohner von Mönchpffifel-Nikolausrieth fordern schnell besseren Hochwasserschutz. Auf das neue Schutzkonzept müssen sie allerdings noch einige Monate warten. Die Stimmung bei einem Bürgerdialog am Montagabend war entsprechend angespannt.
Drei Monate ist das Hochwasser an Weihnachten her. In Mönchpfiffel-Nikolausrieth brodelt es aber noch immer. Bei einer Anwohnerversammlung am Montagabend stellte sich der Krisenstab des Kyffhäuserkreises, der über die Feiertage im Einsatz war, den Fragen der Anwohner. Landrätin Antje Hochwind-Schneider (SPD) eröffnete den Dialog und wies darauf hin, dass man im Gespräch bleiben wolle und deshalb einen zweiten Termin angesetzt habe.
Bei dem ersten Treffen waren nur wenige Leute anwesend. Nun ist der Gemeindesaal zur Hälfte mit etwa 40 bis 50 Personen gefüllt. Die Stimmung: gereizt und aufgeladen. Aus Angst - denn die häufigste Frage lautet: Wie soll es weitergehen?
Deichöffnung ist nur Notlösung
Für die Anwohner ist es wichtig, dass die Gemeidne bei einem erneuten Hochwasser besser gewappnet ist. "Wie wollen Sie unseren Ort und unsere Häuser schützen?", fragt etwa ein Mann aus der Runde.
An Weihnachten wurde der Ort knapp vor einer Evakuierung bewahrt, indem das Wasser aus dem Deich kontrolliert in ein Rieth abgelassen wurde. Eine unkonventionelle Notlösung, die nur durch den gemeinsamen Austausch des Krisenstabs vor Ort möglich wurde. Kommunikation ist ein wichtiger Punkt für das Thema Hochwasserschutz, wird während des Dialogs deutlich.
Die Betroffenen hätten sich davon in der akuten Lage mehr gewünscht. Wegen des Unverständnisses für einige Maßnahmen der Feuerwehr gab es auch verbale Anfeindungen mit den Helfern vor Ort. Das bestätigte nochmals Kreisbrandinspektor Jonas Weller bei dem Treffen: "Angesichts der Emotionen, die da hochgeschwappt sind, ist das nicht zu rechtfertigen, aber vielleicht ein Stück weit nachzuvollziehen."
Land erarbeitet neues Hochwasserschutzkonzept
Die Kommunikation zwischen den Bundesländern Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie zwischen Kyffhäuserkreis und Land sei dagegen sehr gut gelaufen, resümiert Landrätin Hochwind-Schneider. Mario Bolte, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft beim Kyffhäuserkreis, beantwortet mit Geduld die Fragen der Anwohner und versucht, auch die Hintergründe besser zu beleuchten. Er ist der Experte für das Thema Wasser im Landkreis. Für ihn hat das tragische Ereignis auch etwas Positives: "Das, was wir hier an Erfahrungen sammeln konnten, ist für die Erarbeitung des Hochwasserschutzkonzeptes von unschätzbarer Bedeutung."
Ein neues Hochwasserschutzkonzept wird derzeit vom Land Thüringen erarbeitet. Darin sollen die Erkenntnisse des Hochwassers um den Jahreswechsel einfließen. Auch die Fragen und Anregungen der Anwohner des Dialoggesprächs wurden zu Protokoll gegeben.
Hausbesitzer müssen selbst aktiv werden
Vor Ort hat sich aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger von Mönchpfiffel-Nikolausrieth bisher wenig getan. "Hier ist noch nichts passiert", heißt es von mehreren Anwohnern. Sie monieren zum Beispiel, dass teilweise noch immer Treibgut herumliege. Hier versucht Mario Bolte immer wieder, um Verständnis zu bitten, denn: Nicht alle Probleme könnten sofort gelöst werden. Was genau sich vor Ort für mehr Schutz ändern muss, könne erst gesagt werden, wenn das neue Hochwasserschutzkonzept vorliegt.
Das soll bei einem erneuten Gespräch mit den Anwohnern vorgestellt werden. Bis es vorliegt, wird es jedoch noch einige Monate dauern. Eines ist aber schon jetzt klar: Die Anwohner müssen auch selbst darüber nachdenken, wie sie ihre Häuser sichern können. Denn per Gesetz müssen Eigenheime im Rahmen des Zumutbaren vor Hochwasser geschützt werden.
Land Thüringen sagt Hilfe zu - noch nicht alle Schäden erfasst
Die Schäden, die im Landkreis entstanden sind, werden teilweise noch immer erfasst, sagt die Landrätin. Vor allem auf den landwirtschaftlichen Flächen stehen diese noch nicht endgültig fest. Vermutlich wird der Schaden im sechsstelligen Bereich liegen. Das Land Thüringen will dabei unterstützen. Das hatten Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne) bei einem Besuch des Hochwassergebiets zugesagt. In welchem Umfang ist aber noch nicht klar.
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Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 26. März 2024 | 07:30 Uhr
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