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Die farbenprächtigen Grotten des Schaubergwerks Morassina haben sogar einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Glück aufSchmiedefelder Schaubergwerk Morassina feiert 30. Geburtstag

30. Mai 2023, 20:58 Uhr

Das Schaubergwerk Morassina in Schmiedefeld gilt immer noch als Geheimtipp. Dabei stehen die farbenfrohen Grotten im Thüringer Schiefergebirge sogar im Guinness-Buch der Rekorde. Am Dienstag feierten sie ihren 30. Geburtstag.

von Andreas Dreißel, MDR THÜRINGEN

Andrea Otte ist überrascht. Die Grottenführerin hatte am ersten Tag nach dem langen Pfingstwochenende gar nicht mit so vielen Besuchern gerechnet. Nach der Begrüßung nimmt sie ihre Gruppe mit auf eine Geburtstagsrunde durch die Morassina. Nach 200 Metern wartet Mitarbeiter Martin Mende auf die Besucher. "Glück auf", schallt es aus seiner Trompete, das bekannte Lied der Bergleute. Der warme Klang breitet sich durch die Gänge des Schaubergwerks aus.

Andrea Otte nimmt die Besucher mit auf einen Rundgang in die Welt unter Tage. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Besucher lange unerwünscht

Bis 1860 wurden hier Alaunschiefer, Schwefel und Farberden abgebaut. Über drei Sohlen erstreckt sich das Bergwerk. Nur die obere ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Siegeszug der chemischen Industrie sorgte für das Ende der Grubentätigkeit in Schmiedefeld. Der Berg blieb sich selbst überlassen, bis 1951 die Wismut auf der Suche nach Uran die Zugänge zu den Stollen öffnete. Dort fanden sie eine zauberhafte Welt unter Tage.

Aber die Sperrzone war zu nah, deshalb waren Besucher nicht erwünscht.

Arnd Müller | Stiftung Morassina

Unzählige Tropfsteine und unterirdische Bäche und Seen gibt es hier. Doch bis zur Öffnung der Grotten sollten noch Jahrzehnte vergehen. "Man hat das schon vor der Grenzöffnung probiert", sagt Arnd Müller von der Stiftung Morassina. "Aber die Sperrzone war zu nah, deshalb waren Besucher nicht erwünscht."

Öffnung nach der Wende

Erst 1989 kam Bewegung in die Sache. Damals engagierten sich Schmiedefelder wie Klaus Müller für die Öffnung des Bergwerks. Der damalige Rat des Bezirkes Suhl gab grünes Licht. Spezialisten der Bergsicherung untersuchten die Stollen und bereiteten die Schaugrotten vor. Dafür mussten sie die alten Stollen und Gewölbe sichern.

Doch die früheren Bergleute hatten ganze Arbeit geleistet. Noch heute stehen hier fast ausschließlich die Holzstämme von damals. Weißtanne, die acht Jahre trocknen musste und sich dann mit Stollenwasser vollsaugen konnte. Der Kern der Stämme, erzählt Grottenführerin Andrea Otte, wurde dabei hart wie Stein.

Baumstämme aus Weißtanne stützen schon seit 200 Jahren die Decke der Gewölbe in der Morassina. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde

Es ist die Kombination aus Naturschönheit und technischem Denkmal, das die Morassina heute so interessant für Besucher macht. 1996 wurde das Schaubergwerk deshalb sogar ins Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Darauf sind die Schmiedefelder stolz. Allerdings: mehr Besucher brachte das nicht. Zwar kommen immer noch viele Urlauber in die Region, oft besuchen die aber die große Schwester - die Feengrotten in Saalfeld.

Für Schmiedefeld wurde das Bergwerk in Zeiten knapper Kassen zum Problem. Und auch mit der Eingemeindung nach Saalfeld blieben die Sorgen. Die Kreisstadt kann sich keine zwei Schaugrotten leisten. Deshalb gründeten die Schmiedefelder 2019 eine Stiftung. Die Morassina soll sich in Zukunft wirtschaftlich selbst tragen, doch von den wenigen Besuchern kann das Bergwerk nicht überleben.

Morassina als Heilstollen

Zwar konnte 1996 ein Heilstollen eingeweiht werden, der mehr Besucher bringt. Das Klima in der Grotte hat nach Angaben der Morassina-Stiftung unter elf bundesweiten Heilstollen die besten Werte. So sollen besonders die konstante Atmosphäre und die extreme Reinheit der Luft gesundheitsfördernd sein. "Die Luft reichert sich hier mit Mineralen und dem Edelgas Radon an", heißt es in einer Heilstollen-Information.

Andrea Otte erklärt den Besuchern verschiedene Gesteinsschichten. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Neue Angebote für Besucher geplant

Trotzdem stagnieren die Besucherzahlen. Jetzt wollen die Schmiedefelder neue Angebote schaffen, auch für Unternehmen, die in den Grotten zum Beispiel bei Dunkelführungen den Teamgeist trainieren können.

Wenig bekannt ist, dass große Teile des Schaubergwerks barrierefrei zu begehen sind. Ein Alleinstellungsmerkmal, denn so können eingeschränkte Besucher auch an den Veranstaltungen unter Tage teilnehmen. Dort finden zum Beispiel Konzerte oder Trauungen statt.

Vor dreißig Jahren wurde das Schaubergwerk "Morassina" in Schmiedefeld eröffnet. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Unsicherheit gab es in der Morassina, als vor kurzem der Geschäftsführer kündigte. Doch die Mitarbeiter wollen nicht aufgeben. Gemeinsam mit dem Stiftungsvorstand vereinbarten sie, die Schaugrotten zunächst gemeinsam zu managen. Mit ihren neuen Angeboten wollen sie die Besucherzahl auf jährlich 15.000 erhöhen.

Am 11. Juni steht aber erst einmal die Party zum 30. Geburtstag an. Den wollen die Mitarbeiter mit ihren Gästen groß feiern. Wer nicht bis dahin warten möchte: Das Schaubergwerk Morassina hat täglich ab zehn Uhr geöffnet.

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MDR (adr/cfr)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. Mai 2023 | 19:00 Uhr

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