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Das Essen in der Mittagspause sollte für Schüler zum Alltag gehören. Aber viele Schüler haben sich von der Schulspeisung abgemeldet. Bildrechte: dpa

PreisunterschiedeWarum das Schulessen in Thüringen unterschiedlich teuer ist

19. September 2022, 14:00 Uhr

Die Preise für Schulessen schwanken in Thüringen von 1,50 Euro bis mehr als fünf Euro pro Mahlzeit. Grund sind unterschiedliche Verträge und kommunale Hilfsprogramme. In manchen Schulspeisungen werden die höheren Lebensmittelpreise schon jetzt weitergegeben. In anderen noch nicht. Eine Übersicht zu den 13. Tagen der Schulverpflegung in Thüringen, die am Montag beginnen.

von Karin Lukas, MDR THÜRINGEN

Bei der Schulspeisung in Thüringen gibt es zurzeit große Preisunterschiede. Das liegt unter anderem an den Anbietern, die vertraglich unterschiedlich gebunden sind und auch an kommunalen Hilfsprogrammen. Die erhöhten Preise für Lebensmittel und Energie werden deshalb mit unterschiedlichem Tempo an die Schulkantinen weitergegeben.

Fünf Euro in Sömmerda

So zahlen Eltern eines Sömmerdaer Gymnasiums mittlerweile mehr als fünf Euro für ein Schulessen, für Grundschüler in Eisenach kostet es 2,90 Euro und im Eichsfeld-Kreis bleibt es zumindest noch bis zum Jahresende bei der subventionierten 1,50 Euro-Mahlzeit. Die Hälfte der knapp 200.000 Schülerinnen und Schüler in Thüringen nutzt derzeit das Angebot der Schulspeisung.

Eichsfeld bleibt bis Jahresende bei 1,50 Euro-Mahlzeit

Dieses Jahr halte man das "1,50 Euro- Schulessen" noch durch, sagte ein Mitarbeiter des Eichsfelder Landratsamtes. Aber nächstes Jahr werde der Kreistag an einem Beschluss zur Erhöhung des Elternbeitrags wohl nicht mehr vorbeikommen.

2009 hatte der Kreistag im Haushalt einen Platz für ein subventioniertes Schulessen freigemacht, aus einem Euro Zuschuss sind mittlerweile vier Euro Zuschuss geworden. Und 4,50 Euro würden es im kommenden Jahr.

Keine Miete, keine Energie- und Wasserkosten

Auch der Landkreis Schmalkalden-Meiningen und der Wartburgkreis subventionieren das Schulessen, allerdings indirekt. Das heißt, die Caterer müssen für die Ausgabeküche vor Ort keine Miet-, Energie- oder Wasserkosten an den Kreis zahlen und damit kann das Essen günstiger kalkuliert werden.

Trotz solcher kommunalen Hilfestellungen werde es immer schwieriger, die Landespolitik vom gesunden Mittagessen, das schmeckt und wenig kostet, durchzuhalten, sagt Alexandra Lienig von der Vernetzungsstelle Schulessen beim Verbraucherschutz.

Jeden Tag Gemüse

2020 hatte die Thüringer Landesregierung mit einem Gesetz vorgegeben, dass das Mittagessen in den Schulen qualitativen Standards entsprechen müsse. Dazu zählt unter anderem täglich Gemüse. Außerdem sollte an zwei Tagen in der Woche Fleisch beziehungsweise Wurst und einmal wöchentlich Fisch auf dem Teller landen.

Modellschulen steuern 1,80 Euro bei

In einem Förderprogramm wird außerdem in 31 Modellschulen das Schulessen mit bis zu 1,80 Euro aus Landesmitteln subventioniert. Die teilnehmenden Schulen erhalten außerdem Geld für Küchengeräte und die Ausstattung der Schulspeiseräume. Weil in Corona-Zeiten das Geld knapp wurde, schrumpfte das Programm im vergangenen Jahr von den ursprünglich veranschlagten 4,5 Millionen Euro um mehr als die Hälfte auf zwei Millionen Euro.

31 Modellschulen subventionieren das Essen. Bildrechte: dpa

Preise für Schulspeisung durch Verträge festgelegt

Dass es vielerorts in diesem Schuljahr noch keine Erhöhung beim Essengeld gegeben hat, liegt vor allem an den laufenden Verträgen. Die Gastro GmbH, die mit 50 Mitarbeitern in Leinefelde Worbis das Schulcatering für 15 Schulen übernommen hat und jeden Tag rund 1.200 Essen ausliefert, rechnet frühestens im Dezember mit einer Anpassung des Vertrags auf die veränderten Rahmenbedingungen. 3,40 Euro kostet derzeit im Durchschnitt ein Schulessen nach Angaben des Unternehmens. So wie es jetzt aussieht, müsste es ungefähr 60 Cent teuerer sein, erklärt Prokurist Matthias Ziegler. Aber es lasse sich schwer kalkulieren, wie sich die Kosten im kommenden Jahr entwickeln.

Seit 30 Jahren ist die Gastro GmbH am Markt, setzt auf Hausmannskost, selbst gemachte Soßen und Eintöpfe, regionale Küche. Dass Gastro jetzt keine weiten Wege zum Kunden fahren muss, nicht massenhaft Portionen tiefgekühlt in energieintensiven Eisschränken aufbewahrt und später energieintensiv wieder aufwärmt, das ist jetzt ein Vorteil.

Der Großanbieter von Schulessen in Thüringen Apetito hält sich bedeckt. Durch die "exorbitanten Kostensteigerungen in der Rohware von bis zu 20 Prozent sowie der von Energie und Kraftstoffen von bis zu 60 Prozent sei eine Preisanpassung unerlässlich", heißt es vom Unternehmen. Sie werde aber nur in geringerem Maße an die Schulen weitergegeben. Konkrete Preisangaben kann das Unternehmen nicht machen.

Bio-Essen steigen nicht so sehr im Preis

Ganz zufrieden ist die Gründerin der Geraer Bioküche Silke Beyer. Seit 2016 setzt sie als Caterer mit etwa 850 Schulessen täglich auf regionale Bio-Produkte. Damit war sie schon immer etwas teuerer als die anderen. Zwischen 4,20 und 4,60 Euro kostet eine Mahlzeit bei ihr. Und weil Bio-Produkte im Preis weniger gestiegen sind als die übrigen Lebensmittel, muss sie jetzt die Preise nicht anziehen.

Laut Beyer ist Bio im Moment definitiv ein Vorteil, Bio-Mehl sei im Moment sogar billiger als konventionelles, ihre Kooperation mit den Bauern aus der Region bewährt sich gerade. Im direkten Kontakt mit den Erzeugern lassen sich Preise besser kalkulieren. Trotz 4,60 Euro für das Schulessen steigt die Nachfrage bei ihr, egal ob Kartoffelbrei mit Bratwurst oder das Salatbuffet.

Weniger Kinder essen in der Schule mit

An der Wartburgschule in Eisenach mit mehr als 400 Schülern ist das Essen mit 3,14 Euro vergleichsweise günstig. Trotzdem ist die Nachfrage eingebrochen. "Noch 2017 haben viele unserer Schüler die Schulspeisung genutzt", sagt Direktor Jens Krieg, mittlerweile seien es gerade mal noch zehn Essen, die täglich angeliefert werden. "Ich esse selbst auch und es schmeckt", so Krieg, warum also so wenige das kostengünstige Mittagessen an der Regelschule in Anspruch nehmen, darauf weiß der Direktor selbst keine Antwort.

Immer weniger Schüler essen Mittag in der Schule - an der Wartburgschule Eisenach sind es nur noch zehn Kinder. Bildrechte: Colourbox.de

MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 21. August 2023 | 13:00 Uhr

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