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Erst Anfang Februar hatte es Warnstreiks im Thüringer Nahverkehr gegeben. Nun hat die Gewerkschaft Verdi erneut zu einem 48-stündigen Warnstreik aufgerufen. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

AusstandWarnstreiks im Thüringer Nahverkehr: 1.200 Teilnehmer - Ausfall in neun Städten und Kreisen

29. Februar 2024, 15:00 Uhr

In Thüringen gibt es am Mittwoch, Donnerstag und teils bis Freitag früh erhebliche Behinderungen im öffentlichen Nahverkehr. Sowohl Linienfahrten als auch Schülerverkehr sind betroffen. Rund 1.200 Bus- und Bahnfahrer sind im Warnstreik. Mit den Streiks macht die Gewerkschaft Verdi ein weiteres Mal Druck in den Tarifverhandlungen. Regionalzüge fahren wie geplant.

von MDR THÜRINGEN

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In neun Thüringer Städten und Landkreisen fahren am Mittwoch und Donnerstag (28. und 29. Februar) nur wenige oder gar keine Busse und Straßenbahnen. Betroffen sind Linienfahrten und Schülerverkehr. Wie die Gewerkschaft Verdi am Montag mitteilte, sind die Beschäftigten der kommunalen Nahverkehrsunternehmen an beiden Tagen ganztägig zum Warnstreik aufgerufen. Rund 1.200 Bus- und Bahnfahrer befinden sich demnach im Warnstreik. Behinderungen im Nahverkehr bis Freitag früh sind nicht ausgeschlossen.

Streikkundgebungen in Jena und Erfurt

Demonstrationen gibt es dazu am Donnerstag in Erfurt und Jena. In Erfurt wird laut Verdi die Thüringer Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij (Linke) erwartet.

In Jena haben sich am Nachmittag laut Gewerkschaft mehr als 200 Mitarbeiter von Nahverkehrsunternehmen aus Jena, dem Saale-Holzland-Kreis, aus Weimar und dem Weimarer Land am Demonstrationszug durch die Stadt beteiligt. Die Streikenden überreichten mit dem Bündnis "WirFahrenZusammen" zum Abschluss eine Petition an Mitglieder des Jenaer Stadtrats.

Darin fordern sie mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen im Nahverkehr, eine Verdoppelung des ÖPNV-Angebots und ein bundesweites Investitionsprogramm. Die Petition haben bislang mehr als 120.000 Menschen unterschrieben - davon gut 1.000 Menschen in Jena.

Diese Städte und Kreise sind vom Streik betroffen

Keine oder fast keine Busse und Straßenbahnen rollen am Mittwoch und am Donnerstag in Erfurt, Gera, Jena, Mühlhausen, Nordhausen, Sondershausen, Weimar und dem Saale-Holzland-Kreis.

Die Erfurter Verkehrsbetriebe Evag rechnen mit einem Ausfall des Nahverkehrs von Mittwoch (28. Februar) 2 Uhr bis Freitagmorgen (1. März) 4 Uhr. Betroffen ist auch der Schülerverkehr. Ein Notfallfahrplan könne nicht erstellt werden. Am Mittwochmorgen gab es in Erfurt durch den Streik nur wenig Menschen am Busbahnhof, dafür volle Straßen. Die Erfurter sind aufs Rad und das Auto umgestiegen. Deutlich mehr Betrieb gab es auch vor den Schulen. Die Kinder und Jugendliche machten sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Weg, viele wurden auch mit dem Elterntaxi gebracht.

Am Donnerstag marschierten Verdi-Mitglieder die unbefahrenen Bahngleise vom Erfurter Hauptbahnhof Richtung Anger entlang. Bildrechte: MDR/Katharina Osterhammer

In Jena und im Saale-Holzland-Kreis entfallen von Mittwoch (28. Februar) 3 Uhr bis Freitagmorgen (1. März) 3 Uhr alle Linienfahrten. Nach Angaben der Jenaer Verkehrsbetriebe fahren in Jena und im Saale-Holzland-Kreis nur einige Schulbusse. So seien Buslinien unterwegs, auf denen Subunternehmer fahren. Die JES Verkehrsgesellschaft hat dafür einen Notfahrplan veröffentlicht, der sieben Buslinien umfasst. Vom Streik nicht betroffen sind das Altenburger Land, der Landkreis Greiz sowie die Kreise Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla.

Auch in Jena versammelten sich verdi-Mitglieder zum Streik. Bildrechte: MDR/Olaf Nenninger

In Weimar steht der Nahverkehr von Mittwoch (28. Februar) und Donnerstag (29. Februar) ganztägig still - alle Weimarer Stadtbuslinien, inklusive Schülerverkehr, entfallen.

Trotz Streiks sind etliche Busse im Weimarer Land unterwegs. Wie die Verkehrsgesellschaft mitteilte, ist ein Großteil der Fahrer im Betriebsteil Apolda zur Arbeit erschienen und auch auf der Strecke. Vor allem der Schülerverkehr werde bedient. Auch Verbindungen von Apolda nach Jena werden aufrechterhalten.

In der Stadt und im Kreis Nordhausen wird es nach Angaben der Verkehrsbetriebe am Mittwoch (28. Februar) und Donnerstag 29. Februar) ganztägig zu Einschränkungen. Das betrifft auch den Schülerverkehr. Ein Notfahrplan, der noch erarbeitet wird, soll ein "Grundangebot im gesamten Linienverkehr" sicherstellen. Die Straßenbahnlinie 10, die baubedingten Ersatzlinien 5 und 6 sowie der Schienenersatzverkehr verkehren im Stundentakt.

Sowohl am Mittwoch (28. Februar) als auch am Donnerstag (29. Februar) werden in Mühlhausen, Sondershausen, im Unstrut-Hainich-Kreis und Kyffhäuserkreis deutlich weniger Busse als gewöhnlich oder gar keine Busse fahren. Im Kyffhäuserkreis fahren nur vereinzelt Busse der VGS Südharzlinie und einiger Privatunternehmer. So werde auch der Schülerverkehr bedient, sagte das Landratsamt. Im Unstrut-Hainich-Kreis fährt so gut wie gar kein Bus.

Regionalzüge fahren planmäßig

In allen anderen Regionen des Landes fahren Busse und Straßenbahnen planmäßig. Mitgeteilt haben das der Wartburgkreis, Altenburger Land, die Landkreise Greiz, Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla. Das gilt auch für die Regionalzüge in allen Landesteilen. Die Deutsche Bahn ist vom Verdi-Streik nicht betroffen.

Verdi fordert 650 Euro mehr Lohn für die ÖPNV-Beschäftigte

Laut Verdi bekommen die Thüringer Beschäftigten beispielsweise im Fahrdienst im Schnitt 400 Euro Lohn im Monat weniger als in Sachsen. Es gehe aber nicht nur um mehr Geld, sondern insgesamt um bessere Arbeitsbedingungen. Die physischen und psychischen Belastungen seien in den vergangenen Jahren unverhältnismäßig gestiegen, hieß es. Gefordert wird unter anderem, dass etwa Wegezeiten angerechnet werden. Die nächste Verhandlungsrunde ist laut Verdi für den 13. März geplant.

Die Gewerkschaft fordert unter anderem 650 Euro mehr Lohn für die Beschäftigten der kommunalen Nahverkehrsunternehmen, außerdem Zuschläge für Samstagsarbeit von 20 Prozent sowie geteilte Dienste und höhere Zulagen für Schichtarbeit.

Verdi hat in dieser Woche in ganz Deutschland von Montag bis Samstag Arbeitskämpfe geplant, regional an unterschiedlichen Tagen. Bayern ist als einziges Bundesland nicht betroffen.

Lokale Einschränkungen wegen "Klimastreik" möglich

Einschränkungen kann es lokal auch am Freitag geben. Das Bündnis Fridays for Future hat bundesweit zu einem "Klimastreik" aufgerufen. Gemeinsam mit Beschäftigten im Nahverkehr und der Gewerkschaft Verdi wollen die Initiatoren für eine klimafreundliche Mobilität auf die Straße gehen. In Jena ist für den Nachmittag eine zentrale Veranstaltung geplant.

Mehrere Verkehrsgesellschaften vom Warnstreik betroffen

Die Gewerkschaft erhöht mit dem Warnstreik ein weiteres Mal den Druck in den Tarifverhandlungen, die Mitte Februar vorzeitig abgebrochen worden waren.

Damals waren die Erfurter Verkehrs AG (Evag), die Jenaer Nahverkehr GmbH (JNV), die Geraer Verkehrs und Betreibergesellschaft (GVB) und die JES Verkehrsgesellschaft mbH betroffen. Außerdem wurden die Beschäftigten der Regionalbusgesellschaft Unstrut-Hainich-Kyffhäuserkreis mbH, der Stadtbusgesellschaft Mühlhausen/Sondershausen, der Stadtwerke Weimar GmbH und der Verkehrsbetriebe Nordhausen zum Ausstand aufgerufen.

Mehr zum Streik im ÖPNV

MDR (kk/thk/dvs)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. Februar 2024 | 05:00 Uhr

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