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Landkreis HildburghausenDornröschen erwache: Wie eine Stiftung Schloss Bockstadt retten will

08. Juni 2022, 16:35 Uhr

Das Schloss Bockstadt bei Eisfeld im Landkreis Hildburghausen rottet seit fast 30 Jahren vor sich hin. Rettung könnte jetzt eine Stiftung sein, die das Anwesen kaufen und sanieren will. Dem Initiator schwebt eine Art Ökolandhof für Senioren vor, doch zunächst braucht die Stiftung das nötige Startkapital.

von Bettina Ehrlich, MDR THÜRINGEN

Ein Märchenschloss ist Schloss Bockstadt nicht. Es erinnert eher an ein großzügiges Landgut. Und um 1900 war es das auch. Freiherr von Münchhausen - ein Nachfahre des sogenannten Lügenbarons - hatte dort eine Pferdezucht, auf die möglicherweise sogar die englische Königin neidisch gewesen wäre.

Im benachbarten Gestüt wurden noch bis kurz nach der Wende edle Vollblüter gezüchtet. Heute gehört das ehemalige Gestüt einem Metzger aus Coburg. Er hält dort Rinder und Schafe.

Das Schloss selbst wartet noch auf seine Bestimmung. Zu DDR-Zeiten war es noch halbwegs in Schuss. Es wurde als Seniorenheim genutzt. Die Bewohner lebten jedoch völlig abgeschottet von der Außenwelt. Bockstadt lag zu nah an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. In den Ort kam man nur mit einem Passierschein hinein.

Neues Nutzungskonzept: Senioren-WG mit Ökolandbau

Nach der Wende wurde das Schloss verkauft und wechselte gleich mehrfach seinen Besitzer. Aus deren hochtrabenden Plänen wurde meist nichts. Unter anderem, weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht und die Sanierung aufwendig ist.

Heute gehört das Schloss einem Zahnarzt in München. Doch der ist mit seinem Besitz offenbar auch überfordert, berichtet Julius Fleischhauer aus Suhl.

Wenn es nach ihm ginge, sollen künftig tatsächlich wieder Senioren in Schloss Bockstadt einziehen. Fleischhauer ist selbst 74 Jahre alt und hat als Bauingenieur gearbeitet. Wenn er die Augen schließt, stellt er sich eine rüstige Rentnertruppe vor, die im Schloss lebt. "Früh könnten wir die Hühner rauslassen und abends wieder rein", sagt er mit einem Augenzwinkern.

Der derzeit völlig verwilderte Schlosshof könnte außerdem für Ökolandbau genutzt werden, alte Obst- und Gemüsesorten angebaut und vielleicht auch ein paar Schafe oder Ziegen gehalten werden. Im Schloss müssten dafür mehrere Wohnungen eingerichtet werden. Das große Foyer und der Saal würden sich für Lesungen oder Konzerte eignen. Auch die Bibliothek soll wieder in altem Glanz erstrahlen.

Ohne Stiftung keine Fördermittel

Um das zu realisieren, will Fleischhauer eine Stiftung gründen. Auch die Stadt Eisfeld ist mit im Boot. Auf das Treuhandkonto sind inzwischen 17.000 Euro eingegangen, 25.000 Euro sind für die Gründung einer Stiftung notwendig. "Ich bin sicher, dass wir den Rest der Summe auch noch auftreiben", sagte Bürgermeister Sven Gregor.

Zurzeit laufen die Vorbereitungen dafür, dass die Stadt als Treuhänderin auftritt und die Stiftungsgründung in die Hand nimmt. Denn erst wenn es die Stiftung gibt, kann sie das Schloss vom Zahnarzt kaufen und Fördermittel für die Sanierung beantragen. Fleischhauer rechnet mit einer Kaufsumme von 400.000 Euro. Die Sanierung kostet seiner Schätzung nach mindestens sieben Millionen Euro.

Baustart eventuell noch in diesem Herbst

Trotz aller Schwierigkeiten ist Fleischhauer wild entschlossen. Spätestens am 1. November will er mit den Bauarbeiten beginnen. Dann soll erst mal im Schlossgarten aufgeräumt werden. Viele Bäume sind morsch und teilweise auch schon umgestürzt. Aber auch am Haus müsse dringend was passieren: im Dach gibt es einige undichte Stellen und einige Fenster sind eingeschlagen.

MDR (fra)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 07. Juni 2022 | 14:55 Uhr

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