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Das Meeresaquarium in Zella-Mehlis ist für viele Familien ein beliebtes Ausflugsziel. Die Energiekrise stellt jedoch eine große Herausforderung dar. Bildrechte: IMAGO/Karina Hessland

EnergiekriseMeeresaquarium Zella-Mehlis in Not

27. Oktober 2022, 18:39 Uhr

Der Touristenattraktion droht wegen der gestiegenen Energiepreise das Aus. Das Meeresaquarium in Zella-Mehlis hatte große Pläne für die Zukunft, aber nun zählt jeder Cent zur Erhaltung des Erlebnisparks. Die Betreiber fürchten schon jetzt um das Wohlergehen ihrer Tiere.

von Bettina Ehrlich, MDR THÜRINGEN

Im Meeresaquarium mitten in Zella-Mehlis geht es zu wie immer. Familien drängeln sich vor den verschiedenen Aquarien. Höhepunkt ist für die meisten Besucher das riesige Haifischbecken. Was die vielen Gäste vermutlich nicht ahnen: wie viel Technik hinter den Kulissen steckt. Das Wasser muss regelmäßig umgewälzt und gefiltert werden.

Die Wassertemperatur liegt je nach Tierart zwischen 22 und 28 Grad. "Für die Krokodile muss es sogar noch etwas wärmer sein, Fritzi soll ja mal Eier legen", sagt Maik Landeck und lacht. Er zeigt auf ein beeindruckendes Nilkrokodil. Zuallererst müsse es den Tieren gut gehen. "Sie sind unser Kapital", so Landeck.

80.000 Euro Energiekosten im Monat

Die Gas- und Stromrechnungen waren für das Meeresaquarium neben den Lohnkosten für die rund 30 Mitarbeiter schon immer die größten Posten. "Je nach Jahreszeit zahlen wir im Monat zwischen 15.000 und 20.000 Euro", rechnet Anke Landeck vor. Die Verträge mit den Energieversorgern laufen jedoch Ende des Jahres aus. "Niemand weiß genau, was kommt", sagt sie. Noch habe sie keinen neuen Vertrag unterschrieben.

"Bei Strom zum Beispiel liegt das Angebot gerade bei 40 Cent pro Kilowattstunde. Netzentgelte und Mehrwertsteuer sind da noch nicht drin", sagt Anke Landeck. Bisher zahlen die Landecks fünf Cent pro Kilowattstunde. "Wir wissen nicht, wie sich die Preise entwickeln, aber es könnten zwischen 60.000 und 80.000 Euro im Monat werden."

Noch mehr sparen geht nicht

Um Energie zu sparen, wurden inzwischen fast alle Pumpen durch sparsamere Modelle ausgetauscht. "Sogar die Beleuchtungszeiten der Aquarien haben wir so weit reduziert, dass es die Tiere noch gerade so verkraften", sagt Maik Landeck. Außerdem investierten die Landecks in eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Die deckt bis zu 15 Prozent des Strombedarfes ab. "Mehr geht einfach nicht".

Wenn die Energiepreise tatsächlich wie befürchtet steigen, wissen die Landecks auch nicht mehr weiter. "Wir haben darüber tatsächlich auch schon intern diskutiert. Für uns ist ja das Veterinäramt zuständig. Dann müsste das Veterinäramt zusehen, wie es die Tiere artgerecht unterbringt", so Maik Landeck.

Millioneninvestition auf Eis

Dabei hatten die Landecks so große Pläne: In einem Anbau sollte ein neues noch gigantischeres Haifischbecken entstehen. Drei Millionen Liter Wasser sollte es fassen und rund 2,5 Millionen Euro kosten. Erst wurden die Pläne von Corona durchkreuzt und jetzt sind die Geschäftsleute froh, sie noch nicht angegangen zu haben. Sie werden in den nächsten Monaten wohl jeden Cent brauchen, um ihr Lebenswerk irgendwie zu erhalten.

Von der Politik fühlen sich die beiden im Stich gelassen. "Was macht die Regierung? Macht sie überhaupt was oder berät sie sich wieder drei Jahre lang, bis sich die Hälfte der Unternehmen für immer verabschiedet hat?", moniert Anke Landeck. "Die Strompreisbremse ist doch einfach nur ein Witz", ergänzt Maik. Im März könnte es längst schon zu spät sein.

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MDR (dst)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. Oktober 2022 | 19:11 Uhr

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