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Zu Ostern und Pfingsten soll die Gastronomie gesichert sein. Doch im Sommer muss der bisherige Pächter das "Bergstübchen" verlassen. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Amtsgericht MeiningenNach langem Streit: Gastwirt muss "Bergstübchen" auf Hoher Geba verlassen

15. Februar 2024, 19:37 Uhr

Über das Schicksal des "Bergstübchens" auf der Hohen Geba ist vor dem Amtsgericht Meiningen entschieden worden. Im Sommer muss der bisherige Pächter seine Koffer packen. Wie es dann weitergeht, ist ungewiss.

von Marlene Drexler, MDR THÜRINGEN

Zwischendurch wirkte es in der Verhandlung so, als müsste der Richter in einer zerbrochenen Ehe vermitteln. An die 14 Jahre haben Wirt und Gemeinde zusammengearbeitet. Gekriselt hat es in der Beziehung aber offenbar schon länger. Am Donnerstag ging der monatelange Streit um die Pacht des "Bergstübchens" auf der Hohen Geba schließlich mit einer Einigung vor dem Meininger Amtsgericht zu Ende.

Demnach darf Pächter Silvio Vollstädt noch bis Ende Juni bleiben - danach muss er seine Koffer packen. Im selben Zug verpflichtet sich die Gemeinde dazu, schnellstmöglich das seit mehreren Monaten abgestellte Wasser wieder anzustellen. Darüber hinaus haben sich die Parteien darauf geeignet, dass Vollstädt für die Monate ohne Wasser nur die Hälfte des Mietpreises bezahlen muss. Mit der Übergabe der besenreinen Räume am 30. Juni wären dann laut Vergleich alle gegenseitigen Verpflichtungen aufgehoben.

Schlüssel bisher nicht zurückgegeben

Offiziell war der Vertrag mit Pächter Silvio Vollstädt schon Ende März vergangenen Jahres ausgelaufen. Der langjährige Gastwirt weigerte sich jedoch seitdem, das Haus zu räumen und die Schlüssel zu übergeben. Rhönblicks Bürgermeister Christoph Friedrich (parteilos) sagte, die Gemeinde habe zuvor versucht, einen neuen Vertrag mit Vollstädt auszuhandeln. Man sei sich aber nicht übereingekommen. Die Gemeinderäte hätten schließlich einstimmig beschlossen, einen neuen Pächter zu suchen.

Rhönblicks Bürgermeister Christian Friedrich. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Pächter fühlt sich ungerecht behandelt

Aus Silvio Vollstädts Sicht brachen die Verhandlungen abrupt ab. Er habe keine Chance gehabt, sich zu einem Kompromiss zu bekennen und fühle sich ungerecht behandelt. Vor allem nach alle den Jahren und viel Energie und Herzblut, die er in das "Bergstübchen" gesteckt habe.

Vollstädt spricht auch von Investitionen aus eigener Tasche. Bestärkt wurde er von Menschen, die sich mit ihm solidarisiert haben. Auch ins Gericht in Meiningen kam der Wirt mit etwa 20 Unterstützerinnen und Unterstützern.

Der langjährige Bergstübchen-Pächter Silvio Vollstädt (Mitte) mit Unterstützerinnen und Unterstützern. Bildrechte: MDR/Marlene Drexler

Beziehung zwischen Pächter und Gemeinde zerrüttet

Warum der Fall so eskalierte, wer für was genau Verantwortung trägt, konnte auch die Verhandlung nicht aufdecken. Eines war aber auch für den Richter klar: Auf Basis der zerrütteten Beziehung kann nichts mehr gedeihen. Gleichzeitig machte der Richter klar, dass es wenig juristische Zweideutigkeit in dem Fall gibt.

Daher riet er davon ab, den Disput weiter gerichtlich auszufechten. Das würde vor allem dauern und dem Betrieb des "Bergstübchens" im Weg stehen. Zu leiden hätten dann all jene Menschen, ob Touristen oder Einheimische, die auf der Hohen Geba Zeit verbringen wollen.

Versorgung zu Ostern und Pfingsten gesichert

Mit der gefundenen Lösung ist die gastronomische Versorgung auf der Geba an den wichtigen Ausflugstagen an Ostern und Pfingsten gesichert. Für diese Tage zeichnet sich gemäß der Einigung noch Silvio Vollstädt verantwortlich.

Wie und mit wem es danach weitergeht, ist noch nicht klar. Viele der Menschen, die die Verhandlung mitverfolgten, treibt die Angst um, dass sich kein neuer Betreiber findet und das "Bergstübchen" künftig ganz geschlossen bleibt.

In der Tat, ist es nicht so einfach, Gastwirte zu finden. Bürgermeister Christoph Friedrich versicherte im Anschluss der Verhandlung allerdings, dass es der Gemeinde gelingen werde. Worte, an denen er sich später messen lassen muss. Die gerichtliche Einigung muss nun noch vom Gemeinderat in Rhönblick absegnet werden. Und: Beide Parteien können den Vergleich bis zum 4. März widerrufen.

MDR (med/mm)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Februar 2024 | 19:00 Uhr