Die Polizeischule Meiningen ist nach Missbrauchsvorwürfen seit Monaten im Fokus. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Heinz Diller

Meiningen Missbrauchsvorwürfe an Polizeischule - offenbar interne Ermittlungen gegen mehrere Beschuldigte

03. August 2023, 15:00 Uhr

Im Kontext von Missbrauchsvorwürfen und Führungskritik an der Polizeischule Meiningen gibt es offenbar interne Ermittlungen gegen acht Menschen. Laut der "Thüringer Allgemeinen" behandelt ein internes Dokument des Innenministeriums Verfahren gegen Polizeianwärter. Das Ministerium will Gleichstellungsbeauftragte stärken, die CDU fordert eine Task-Force.

von MDR THÜRINGEN

• Es gibt Missbrauchsvorwürfe gegen Beamte des Polizei-Bildungszentrums.
• Das Thüringer Innenministerium will wegen möglicher Vorfälle an der Polizeischule die Gleichstellungsbeauftragten stärken.
• "Klima der Angst" - Anonymer Brief kritisierte Führungsstil an der Polizeischule.
• Die CDU fordert eine Experten-Task-Force für die Polizeischule.

Nach Beschwerden über ein Klima der Angst an der Thüringer Polizeischule in Meiningen wird jetzt offenbar intern gegen mehrere Personen ermittelt. Laut einem Artikel der "Thüringer Allgemeinen" (TA) haben die Ermittler acht Tatverdächtige ins Visier genommen.

Die Zeitung beruft sich auf ein Dokument des Innenministeriums, das an den Innen- und Kommunalausschuss des Landtages adressiert ist. Dem Bericht nach stehen in mehreren Verfahren Polizeianwärter im Fokus. Bei den Vorwürfen gehe es um Körperverletzung und Beleidigung. Außerdem werden Fälle von Nachstellung außerhalb des Dienstes und versuchter sexueller Nötigung von Polizeianwärterinnen untersucht.

Die "Thüringer Allgemeine" berichtete im Mai von einer Polizeianwärterin, die ihren Traumberuf wegen Erfahrungen an der Schule an den Nagel hängen wollte. (Symbolbild) Bildrechte: Polizei Sachsen/Lehmann

Missbrauchsvorwürfe gegen Beamte des Polizei-Bildungszentrums

Laut der Zeitung wird auch gegen zwei ehemalige Beamte des Bildungszentrums ermittelt. Ihnen werde versuchter sexueller Missbrauch von Polizeischülern vorgeworfen. Ein ehemaliger Bediensteter stehe im Verdacht, eine Polizeianwärterin sexuell motiviert beleidigt zu haben. Einige der Vorfälle sollen zwischen vier und sechs Jahre zurückliegen, andere wiederum in diesem Jahr erst passiert sein.

Innenministerium will Gleichstellungsbeauftragte stärken

Um die Probleme in den Griff zu bekommen, will das Innenministerium Ansprechpartner und Gleichstellungsbeauftragte stärken, heißt es in dem Artikel. Zudem solle Mobbing, frauenfeindliches Verhalten und sexuelle Belästigung in der Ausbildung stärker thematisiert werden.

Anonymer Brief kritisierte Führungsstil

Laut der "TA" ist das Schreiben des Innenministeriums die Antwort auf eine im Mai von der CDU-Landtagsfraktion gestellte Anfrage zur Situation an der Polizeischule. Damals war ein öffentlicher Brief aufgetaucht, der anonym ein Klima der Angst an der Polizeischule beklagte. Die anonymen Verfasser behaupteten, in ihren Argumenten von 80 Prozent der Belegschaft der Schule unterstützt zu werden. Kritisiert wurde in dem Brief hauptsächlich der Führungsstil des Leiters der Polizeischule, Günther Lierhammer.

CDU-Fraktion fordert Task-Force

Die "Thüringer Allgemeine" zitiert die CDU-Fraktion am Donnerstag mit der Forderung nach einer Task-Force - bestehend aus Gewerkschaftsvertretern, Psychologen und Verwaltungsleuten aus anderen Bundesländern. Nur so könne auch ein mögliches Dunkelfeld von Straftaten an der Polizeischule erhellt werden, so die Begründung.

Hilfetelefon "Weißer Ring": Beratung und Hilfe für Opfer sexualisierter GewaltDas Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Telefonnummer "116 016" und via Online-Beratung unterstützt der Weiße Ring Betroffene aller Nationalitäten rund um die Uhr. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten. (Quelle: Weißer Ring)

Rechtsextremer Vorfall vor drei Jahren

Vor drei Jahren soll ein Thüringer, der die Polizeischule in Meiningen besucht hatte, in einem Whatsapp-Chat rechtsextreme Inhalte geteilt haben. Er wurde anschließend aus dem Dienst entlassen.

MDR (lw/ls)