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ProzessMordprozess gestartet: Nachbar stirbt nach Streit in Sonneberg

07. März 2024, 19:28 Uhr

Vor dem Landgericht Meiningen muss sich ein 20-Jähriger verantworten. Er soll seinen 72 Jahre alten Nachbarn nach einem Streit so stark verletzt haben, dass dieser einige Tage später starb. Der Angeklagte spricht vor Gericht von einer Messerattacke durch den Rentner. Er habe sich gegen den Angriff wehren wollen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord aus niedrigen Beweggründen vor.

von MDR THÜRINGEN

Am Landgericht Meiningen ist am Donnerstag ein Mordprozess gestartet. Einem 20-Jährigen aus Sonneberg wird vorgeworfen, seinen 72 Jahre alten Nachbarn im Streit ermordet zu haben. Nach wiederholten Streitigkeiten soll der Rentner ihn Ende September 2023 attackiert haben, weswegen der Angeklagte sich mit Schlägen gewehrt haben soll und den 72 Jahre alten Mann dabei lebensbedrohlich verletzte.

Das Opfer starb einige Tage später an seinen schweren Verletzungen. Laut Staatsanwaltschaft erlitt der im betreuten Wohnen lebende Rentner durch Schläge und Tritte unter anderem ein Schädelhirntrauma und innere Blutungen. Der 20-Jährige bestritt jedoch, auf den Mann eingetreten zu haben.

Der Angeklagte, der erst kurz vor der Tat aus der Haft entlassen worden war, schilderte den älteren Mann als einen "schwierigen Menschen", der Passanten und Nachbarn - wie auch ihn selbst - beleidigt und belästigt habe. Zum Prozessauftakt am Donnerstag sagte der Angeklagte aus, auch am Tag der Tat sei das Opfer ihm gegenüber feindselig gewesen und habe ihn zuvor mehrfach aus dem Fenster heraus beschimpft und beleidigt.

Opfer soll mit Messer angegriffen haben

Der Täter, welcher zur Tatzeit unter Alkohol stand, sei dann in das gegenüberliegende Wohnhaus des Älteren gegangen, um sich bei einem Betreuer über den Rentner zu beschweren. Im Treppenhaus des Wohnheims sei er dann auf den 72-Jährigen gestoßen. Daraufhin soll es zum Streit gekommen sein, infolgedessen der Rentner ihn mit einem Messer attackiert habe. "Er hat nach mir gestochen", sagte der Angeklagte vor dem Landgericht Meiningen aus. Der 20-jährige Mann habe extreme Angst und Panik gehabt und daraufhin wild um sich geschlagen.

Der Angeklagte prahlte über Whatsapp mit der Tat. Laut eigener Aussage kann er sich daran nicht mehr erinnern. Bildrechte: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Whatsapp-Nachricht: "Der überlebt nicht lange"

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Laut der Anklage soll der 20-Jährige in einer Whatsapp-Nachricht mit der Tat geprahlt haben. "Ich habe den vor seiner Tür richtig kaputt gemacht, der überlebt nicht lange", zitierte die Staatsanwältin daraus. Der Angeklagte kann sich nach eigener Aussage aufgrund seines Alkoholkonsums nicht mehr daran erinnern. Er habe eine etwas verschwommene Erinnerung, sagte er.

Niedrige BeweggründeDas sind Motive, bei denen der Täter oder die Täterin zum Beispiel aus hemmungslosem Egoismus (Rache, Eifersucht) oder auch selbstsüchtig und menschenverachtend (Rassismus, Identitätsdiebstahl) handelt. Auch Gefühle wie Wut und Zorn zählen dazu.

Polizeibeamtin: Angeklagter grinste nach der Tat

Am ersten Verhandlungstag wurden unter anderem ein Ersthelfer, Rettungssanitäter und Polizisten als Zeugen vernommen. Nach ihren Aussagen hatte das schwerverletzte, in einer Blutlache liegende Opfer erklärt, überfallen worden zu sein. Auch ein Steakmesser und der Rollator des Rentners sei ihnen am Tatort aufgefallen. Eine Beamtin gab an, den Angeklagten während ihres Einsatzes grinsend und mit einer Schnapsflasche wahrgenommen zu haben.

Der Prozess wird am 20. März fortgesetzt. Dann soll auch ein Rechtsmediziner als Sachverständiger gehört werden.

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MDR (nr,thk)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 07. März 2024 | 17:30 Uhr