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Die ehemalige Anwältin verbirgt ihr Gesicht beim Betreten des Gerichtssaals in Meiningen. Bildrechte: MDR/ Reinhard Müller

Prozess in MeiningenWegen Untreue: Anwältin muss für fünf Jahre und sechs Monate ins Gefängnis

22. April 2024, 10:57 Uhr

In Meiningen ist eine ehemalige Rechtsanwältin zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Das Landgericht sah es als erwiesen an, dass sie 400.000 Euro Schmerzensgeld für sich behalten hat.

von MDR THÜRINGEN

Das Meininger Landgericht hat eine ehemalige Rechtsanwältin wegen Untreue zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Das Gericht sah es am Montag als erwiesen an, dass die 47-jährige 400.000 Euro Schmerzensgeld und Schadenersatz nicht an eine Mandantin weitergeleitet hat.

Die Frau hatte eine Mutter und ihre drei Kinder vertreten, die bei einem Unfall 2019 schwer verletzt worden waren. Zum Prozessbeginn hatte die Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Ihr sei alles über den Kopf gewachsen. Das Geld habe sie genutzt, um ihre Schulden zu bezahlen. Die Frau hatte 2022 ihre Zulassung als Anwältin zurückgegeben.

Früheres Urteil fließt in Strafe mit ein

Auf das Urteil wirkte sich verschärfend aus, dass die Angeklagte schon zuvor wegen Untreue verurteilt worden war. Auch in dem andern Fall hatte sie Geld, das einer Mandantin zustand, nicht weitergeleitet. Damals war sie zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden.

Weil die Taten, um die es im heutigen Prozess ging, sowohl vor als auch nach dieser Verurteilung liegen, mussten zwei Strafen gebildet werden. Für Untreuefälle wurde die ehemalige Anwältin zu zwei Jahren und drei Monaten verurteilt, wobei die acht Monate einbezogen wurden. Für weitere acht Fälle wurde sie zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt.

Beide Strafen muss sie nun nacheinander verbüßen. Zudem soll die Frau rund 390.000 Euro zahlen, was etwa der Höhe der Summe aus den Untreuefällen entspreche.

Ähnliche Fälle bereits vor Gericht

Schon im vergangenen November gab es am Meininger Landgericht einen ähnlichen Fall, in dem ein Anwalt Mandanten jahrelang Geld vorenthalten hatte. Er wurde zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. In dem Prozess ging es um 100.000 Euro.

Am Landgericht in Mühlhausen läuft derzeit ebenfalls ein Verfahren gegen insgesamt fünf Anwälte. Da geht es um mutmaßlichen Betrug in mehr als 5.500 Fällen. Sie sollen geschädigten Kapitalanlegern neue Verfahren empfohlen und sich dadurch eine dauerhafte Einnahmequelle verschafft haben. Auch sollen sie Mandanten zu Haftungsklagen geraten haben, für die es keine rechtliche Grundlage gibt.

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MDR (med)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 22. April 2024 | 07:00 Uhr