Erneuerbare EnergieBis 2029: Thüringen soll Wasserstoffnetz über 500 Kilometer erhalten
Bis zum Jahr 2029 sollen wichtige Thüringer Industriestandorte an das Wasserstoffnetz angeschlossen werden. Dafür müssen rund 500 Kilometer Leitungen umgebaut oder neu verlegt werden.
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Bis Ende des Jahrzehnts soll es in Thüringen ein Wasserstoffleitungsnetz mit einer Länge von rund 500 Kilometer geben. Das ist das Ziel einer Vereinbarung, die die Thüringer Energienetze TEN, die Ferngas GmbH aus Bayern und der Netzbetreiber Gascade GmbH aus Hessen unterzeichnet haben.
Demnach sollen bis 2029 zwölf Vorhaben umgesetzt werden. Dafür müssen entweder bestehende Leitungen umgestellt oder komplett neue Leitungen gebaut werden.
Wasserstoff von der Ostsee über Thüringen nach Rheinland-Pfalz
Laut Ulrich Benterbusch, Geschäftsführer von Gascade, hat Thüringen dabei einen großen Vorteil. Eine bestehende Erdgasleitung entlang der A4 soll Bestandteil des vom Bund geplanten Wasserstoffkernnetzes werden, um etwa von der Ostsee kommend Wasserstoff Richtung Rheinland-Pfalz und Konzernen wie BASF zu transportieren.
"Von allen dicken Leitungen, die geplant werden, ist das wohl die, die am wahrscheinlichsten kommt", sagte auch Stefan Reindl, Chef der Thüringer Energie AG. "Die ist ziemlich neu, in einem guten Zustand und geht durch Thüringen. Das ist für uns eine Riesenchance."
Ausbau des Netzes Richtung Nordthüringen und Südostthüringen
Weitere Verstrebungen des künftigen Wasserstoffnetzes sind auch Richtung Nordthüringen sowie Richtung Südostthüringen geplant. Dort sind Großverbraucher wie das Stahlwerk Unterwellenborn mögliche künftige Nutzer des Energieträgers Wasserstoff.
Überhaupt ist das Ziel, anfangs vor allem größere Industriebetriebe als Kunden zu gewinnen - auch etwa am Erfurter Kreuz oder in der Region um Bad Köstritz. Es gebe schon viele Kontakte in die Wirtschaft, so Ulf Unger, Geschäftsführer TEN Thüringer Energienetze. "Wir sehen ein durchaus nennenswertes Interesse der Industrie für Wasserstoff.
Das stimmt uns optimistisch, dass wir in überschaubarer Zeit Ergebnisse in der Infrastruktur sehen werden." Nach dem Einstieg bei der Industrie sollen auch kleinere Unternehmen und Privathaushalte als Kunden gewonnen werden. Laut Unger war einst beim Ausbau des Erdgasnetzes auch die Industrie sozusagen der Keim. "Darum herum haben sich dann die Kleinverbraucher geschart."
Wasserstoff aus West- und Nordeuropa
Geliefert werden könnte der Wasserstoff laut TEAG-Chef Reindl unter anderem von Herstellern aus West- und Nordeuropa. Die Investitionssumme liegt seinen Angaben nach allein in der ersten Phase im hohen zweistelligen Millionenbereich. Das Land Thüringen wird das Vorhaben fördern.
Nach Angaben von Reindl wird Wasserstoff allein allerdings nicht für alle Haushalte die nötige Energie etwa für Wärme liefern können, weil es Regionen gibt, in denen es schlicht kein Erdgasnetz gibt, auf das ein Wasserstoffnetz aufsatteln könnte. Hier werde zum Beispiel die Wärmepumpe eine Lösung darstellen. Viel wird nach den Worten von Reindl auch davon abhängen, wie die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in der nächsten Zeit sind.
Ein Stichwort sei hier das Heizungsgesetz, so Reindl. Auch die Finanzierung müsse noch geklärt werden. Das vom Bund geplante Kernnetz koste Milliarden. Hier sollten zwar private Investoren beteiligt werden, so Reindl. Allerdings gebe es bei diesem Punkt noch Streit hinter den Kulissen über die Voraussetzungen für den Einstieg der Investoren.
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MDR (wh/jn/cfr)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 11. März 2024 | 15:30 Uhr
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