Rock, Jazz, Folk und BluesEisenacher Musikarchiv bekommt Tausende Dokumente zur Musikgeschichte
Das Eisenacher Lippmann+Rau-Musikarchiv bekommt eine umfangreiche Sammlung zur Geschichte von Rock, Folk, Blues und Jazz geschenkt. Der Musikjournalist und Autor Michael Kleff überlässt dem Archiv seine gesammelten Materialien aus mehr als 35 Berufsjahren. Nach Angaben der Stiftung gehören dazu rund 2.000 Tondokumente sowie Fotografien, Zeitungsartikel, Briefwechsel und vieles mehr. Darin gehe es um Künstler wie Pete Seeger, Woody Guthrie, Harry Belafonte, Franz Josef Degenhardt oder Wenzel.
- Der Musikjournalist Michael Kleff sammelt seit Jahrzehnten Interviews, Fotos und andere Dokumente zur Jazz-, Rock-, Folk- und Blues-Geschichte.
- Darunter ist Material von Stars wie Pete Seeger, Woody Guthrie, Harry Belafonte, Franz Josef Degenhardt oder Wenzel.
- Seine Sammlung soll ab September 2024 im Eisenacher Lippmann+Rau-Musikarchiv verfügbar sein.
Das Eisenacher Lippmann+Rau-Musikarchiv hat am Mittwoch Einzelheiten zur Übernahme der Sammlung Kleff bekanntgegeben. Demnach überlässt der Musikjournalist und Autor Michael Kleff dem Archiv seine gesammelten Materialien aus mehr als 35 Berufsjahren. Sie enthält Tausende Dokumente zur Geschichte von Jazz, Folk, Blues und Rock. Darin sollen Interessierte in Zukunft zu Themen an der Schnittstelle zwischen Musik, Politik und Gesellschaft recherchieren können. Die offizielle Übernahme der Sammlung soll im September 2024 erfolgen.
Die Sammlung bietet seltene Einblicke in die Musikszene
Nach Angaben der Stiftung gehören dazu rund 2.000 Tondokumente aus der Zeit zwischen 1983 und 2021, etwa Interviews und Rundfunksendungen mit Künstlern wie Pete Seeger, Woody Guthrie, Harry Belafonte, Franz Josef Degenhardt oder Wenzel.
Außerdem enthalte die Sammlung Fotografien, die bei diversen Konzerten hinter den Bühnen entstanden. Auch umfangreiches Recherchematerial gehört demnach dazu, zum Beispiel Zeitungsausschnitte, Programme, Plakate, Setlisten oder Briefwechsel.
"Für mich war die Überlegung: fast 40 Jahre Rundfunk und ich war immer ein Sammler. Das heißt, ich habe alles aufgehoben und auch gut sortiert: Ich wusste immer, wann ich das erste Pete-Seeger-Interview gemacht habe", so Michael Kleff im Gespräch mit MDR KULTUR. Als der heute 71-Jährige dann offiziell in Rente gegangen ist, stellte sich für ihn die Frage, wie er mit dieser Sammlung umgehen möchte. Am Ende war ihm wichtig, dass sie für andere Rechercheure zugänglich ist.
Mit der Archivarin der Folk-Ikone Woody Guthrie hat er zwei Jahre lang sein umfangreiches Papier- und Tonarchiv sortiert und teils digitalisiert.
Bereicherung für die Forschung
Beim Lippmann+Rau-Musikarchiv in Eisenach ist die Freude groß. Um die 100 Sammlungen zur Geschichte von Rock, Folk, Blues und Jazz beherbergt es bereits. Auch an nationaler Bedeutung habe es in den vergangenen Jahren gewonnen, doch die Michael Kleff Research Collection bringe eine neue Qualität, sagte Archivgründer Reinhard Lorenz: "Weil es um die Liederszene geht und damit meine ich weltumspannend einen Terminus. Das war bei uns inhaltlich bis dato nicht in dieser Dimension und schon gar nicht in der Qualität und Dokumentendichte vorhanden."
Raritäten finden Forschende künftig auch in Kleffs Sammlung historischer und zeitgenössischer Musikzeitschriften, die hier vollständig verfügbar sind. Zum Beispiel die gebundenen, ersten Ausgaben der "People’s Songs Bulletins", die von 1946 bis 1950 veröffentlicht wurden mit Geschichten und Liedern zur Unterstützung der Arbeiterbewegung und Gewerkschaften in den USA. "Das ist ein ganz interessantes, historisches Dokument", sagt Kleff.
Handschriftliche Briefe von Marlene Dietrich und Bob Dylans Konzert-Abrechnung
Doch nicht nur für Forschende, sondern auch für Musikfans sind wahre Schätze in dem Archiv – etwa die Original-Konzertkartenabrechnung von Bob Dylans erstem Auftritt in der Carnegie Hall im Oktober 1963 oder handschriftliche Briefe von Marlene Dietrich an ihren Manager Harold Leventhal. "Sie ist ganz begeistert von dem Erfolg ihres Liedes 'Sag mir wo die Blumen sind', und sie schreibt so schön, dass sie dieses Lied in allen Sprachen und Ländern der Welt singen will und bittet ihren Manager, dass das auch klappt", erzählt der 71-Jährige Kleff.
Die Harold Leventhal Collection ist sozusagen eine Untersammlung und nimmt eine besondere Stellung ein. Der US-amerikanische Musikproduzent Harold Leventhal (1919–2005) begann seine Karriere in den 1930er-Jahren. Er arbeitete für Irving Berlin und mit Größen wie Pete Seeger und Judy Collins zusammen. "Er hat aber auch viele europäische Musiker in die USA geholt und Konzerte organisiert für Jacques Brel, Nana Mouskouri", erzählt Michael Kleff. Er hat Harold Leventhal in den 90er-Jahren kennengelernt und besitzt die Sammlung mit Dokumenten und Fotos aus den Jahren 1949 bis 2003.
Ab September 2024 öffentlich einsehbar
Noch befindet sich die Michael Kleff Research Collection in New York und Bonn. Im Frühjahr soll sie schrittweise nach Eisenach kommen. Im Lippmann+Rau-Musikarchiv wird dann eigens ein Raum mit Hörstation für die Sammlung eingerichtet.
Die offizielle Übernahme soll dann am 14. und 15. September 2024 im Rahmen der Konferenz "The Times They Are a-Changin' – Lieder als Metapher der Zeitgeschichte" erfolgen.
Quelle: Lippmann+Rau-Musikarchiv
Redaktion: hk
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 14. September 2023 | 08:30 Uhr
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